Menschenansammlung und zahlreiche Genesungswünsche für Önder

Der stellvertretende türkische Parlamentspräsident Sırrı Süreyya Önder schwebt nach einer Notoperation am Herzen weiterhin in Lebensgefahr. Eine Menschenmenge wartet in Sorge um ihn vor dem Krankenhaus, zahlreiche Persönlichkeiten äußern Genesungswünsche.

Grosse Sorge um DEM-Politiker

Der stellvertretende türkische Parlamentspräsident und Imrali-Delegationsmitglied Sırrı Süreyya Önder musste heute Nacht unerwartet mehrere Stunden am Herzen notoperiert werden. Seit heute Vormittag befindet er sich nun auf der Intensivstation, sein Zustand ist nach Aussagen der Ärzt:innen jedoch weiterhin sehr ernst. Laut einer Erklärung der Pressestelle der DEM-Partei dauert seine Behandlung an.

Vor dem Florence-Nightingale-Krankenhaus in Istanbul bildete sich seit der Nachricht eine Menschenmenge in Sorge um den Politiker. Auch die DEM-Partei Ko-Vorsitzenden Tülay Hatimoğulları und Tuncer Bakırhan, das Imrali-Delegationsmitglied Pervin Buldan, die stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden und Abgeordnete sagten ihre Programme ab und begaben sich zum Krankenhaus. Zahlreiche Persönlichkeiten aus Politik und Kultur sowie Intellektuelle äußerten Genesungswünsche und besuchten das Krankenhaus.

Anrufe des Präsidenten

Der Erklärung der DEM-Partei-Pressestelle zufolge hat der türkische Präsident Erdoğan Pervin Buldan seit gestern zweimal angerufen und sie über den Ablauf der Operation informiert. Er habe ihr versichert: „Was auch immer notwendig ist, wird getan werden.“

Önder ist stellvertretender Parlamentspräsident der Türkei und als profilierter Vertreter der kurdischen Friedenspolitik Teil der Imrali-Delegation. Seine politische Laufbahn ist eng mit der Friedensinitiative rund um den inhaftierten PKK-Gründer Abdullah Öcalan verknüpft. Vergangene Woche hatten er und die DEM-Abgeordneten Pervin Buldan in einem Treffen mit Recep Tayyip Erdoğan über den von Abdullah Öcalan vorgebrachten Aufruf für Frieden und eine demokratische Gesellschaft gesprochen (ANF berichtete).

In dem Aufruf ergriff der kurdische Vordenker erneut die Initiative für eine friedliche und demokratische Lösung der kurdischen Frage und forderte zur Niederlegung der Waffen auf. Es war das erste Mal, dass der türkische Staatspräsident sich direkt mit DEM-Abgeordneten dazu austauschte. Ende dieser Woche war ein Treffen der Imrali-Delegation mit dem türkischen Justizminister geplant, um über konkrete gesetzliche Regelungen als Grundlage einer möglichen Lösung zu sprechen (ANF berichtete). Ob und in welcher Besetzung dieses Treffen nun stattfinden wird, ist bisher nicht bekannt.

Genesungswünsche aller Parteien

Vielzählige Anrufe von Vorsitzenden und Vertreter:innen verschiedener Parteien sind seit der Meldung bei der DEM-Partei eingegangen. Unter anderem der MHP-Vorsitzende Devlet Bahçeli, der CHP-Vorsitzende Özgür Özel, der Vorsitzende der IYI-Partei, Müsavat Dervişoğlu, der Vorsitzende der Felicity-Partei, Mahmut Arıkan, der Vorsitzende der DEVA-Partei, Ali Babacan, der Vorsitzende der Zukunftspartei, Ahmet Davutoğlu, der Vorsitzende der EMEP, Seyit Aslan, der Vorsitzende der Vatan-Partei, Doğu Perinçek, der Parlamentssprecher Numan Kurtulmuş, der ehemalige Parlamentssprecher Mustafa Şentop sowie Vertreter der AKP, der Vorsitzende der KDP, Mesûd Barzanî, und der Präsident der Regionalregierung Kurdistans, Nêçîrvan Barzanî, haben sich der Mitteilung zufolge telefonisch bei DEM-Parteifunktionär:innen gemeldet und ihnen alles Gute gewünscht.

Zivilgesellschaft in Sorge

Die DEM-Partei gab ebenfalls an, dass auch zahlreiche zivilgesellschaftliche Organisationen telefonisch ihr Beileid übermittelt haben. Unter ihnen Vertreter alevitischer Organisationen wie ABF, ADFE, AABK, Pir Sultan Abdal Alevi Culture Associations, Hacı Bektaş Culture Foundation sowie die ehemaligen CHP-Vorsitzenden Murat Karayalçın und Hikmet Çetin. Auf der anderen Seite wünschten Tausende von Menschen aus der ganzen Türkei Önder eine rasche Genesung.

Menschenansammlung vor dem Krankenhaus

Der TİP-Vorsitzende Erkan Baş, Vertreter:innen der DEM-Bündnisparteien und DEM-Parteimitglieder warten immer noch im Krankenhaus. Auch der Gouverneur von Istanbul, Davut Gül, besuchte das Hospital in den ersten Stunden und wurde über den Eingriff informiert.

Der ehemalige Staatspräsident Abdullah Gül besuchte ebenfalls das Krankenhaus und wünschte Önder baldige Genesung. Der CHP-Landesvorsitzende Özgür Çelik, der stellvertretende Bürgermeister der Istanbuler Stadtverwaltung, Nuri Aslan, die CHP-Bürgermeister der Bezirke und die Abgeordneten Sezgin Tanrıkulu, Gürsel Tekin, Mustafa Sarıgül und Tuncay Özkan waren ebenfalls unter den Politikern, die das Krankenhaus besuchten. Auch Önders Künstlerfreund:innen, darunter Mahsun Kırmızıgül, besuchten das Krankenhaus. Der Andrang auf das Krankenhaus hält an.

Erklärung der Ko-Vorsitzenden angekündigt

Die Erklärung der Pressestelle endete mit folgenden Ankündigungen: „Unsere Parteifunktionär:innen, die den Gesundheitszustand von Önder genau verfolgen, informieren die Öffentlichkeit weiterhin über die Entwicklungen. Unsere Ko-Vorsitzenden werden in den nächsten Stunden eine Erklärung zur aktuellen Lage abgeben.“