Kurdischer Filmemacher wegen Terrorvorwürfen verhaftet

Auf dem 48. Internationalen Filmfestival Antalya erhielt der kurdische Filmemacher Giyasettin Şehir im Jahr 2011 für sein Wirken bei „Meş“ (Lauf) den Preis als bester Art Director. Am Freitag erging Haftbefehl gegen ihn. Der Grund: Terrorvorwürfe.

Die Repressionswelle der regierenden AKP unter Federführung des Autokraten Erdoğan gegen Andersdenkende reißt nicht ab. Die Zahlen der Oppositionellen, die in Nordkurdistan und der Türkei wegen fadenscheinigen Begründungen nahezu täglich ins Visier der staatlichen Willkür geraten und weggesperrt werden, steigen weiter - und nehmen allmählich Ausmaße an, die nicht mehr zu beziffern sind.

In der nordkurdischen Stadt Amed (Diyarbakir) nahm die türkische Polizei vergangenen Mittwoch den Filmemacher Giyasettin Şehir fest. Begründet wurde die Festnahme damit, dass der Verdacht der „Mitgliedschaft in einer terroristischen Organisation“ vorliege. Am gestrigen Freitag ordnete die Strafkammer Diyarbakir Untersuchungshaft an. Şehir wurde mittlerweile an das Typ-E-Gefängnis überstellt.

Giyasettin Şehir ist einer der Gründer des Zentrums für Kunst und Kultur Dicle-Firat in Amed und hat dort lange Jahre Film, Theater und Modern Dance unterrichtet. Für sein Wirken bei „Meş“ gewann Şehir 2011 auf dem 48. Internationalen Filmfestival Antalya die goldene Orange als bester Art Director. Weitere Preise erhielt der Film in den Kategorien beste Nebendarstellerin, bester Nebendarsteller und beste Musik.

„Meş“, von dem aus Kobanê stammenden Filmemacher Shiar Abdi, schildert die Geschichte einer Freundschaft zwischen einem verwirrten Mann und den Kindern der Stadt in Nisêbîn (Nusaybin) Anfang der 80er Jahre, als das türkische Militär die Macht übernimmt.

Die Uraufführung von „Meş“ fand ebenfalls in Nisêbîn statt– am Originaldrehort an der türkisch-syrischen Grenze. Allerdings unter Tränengasbeschuss durch die türkischen Sicherheitskräfte.