Zieht sich die türkische Armee aus Efrîn zurück?

Nach der Erklärung des Sprechers des türkischen Außenministeriums Hami Aksoy, in Efrîn habe sich das Leben wieder normalisiert, begann der türkische Staat, Truppen und Gerät aus Efrîn abzuziehen. Was ist das für eine „Normalisierung“?

Die Türkei hat damit begonnen, einige ihrer Jandarma-Panzerbataillone aus dem Stadtzentrum von Efrîn, Cindirês und Raco zurückzuziehen. Wie verlässliche Quellen aus der Region berichten, wurden die Bataillone gestern Nacht und heute Morgen nach Atme, Azaz und in die Umgebung von Minbic verlegt. Auf den strategischen Gipfeln belasse man es jedoch bei der bisherigen Truppenstärke. Wie zu erfahren war, beabsichtige der türkische Staat, durch seine eigene Zivil- und Militärpolizei, den Geheimdienst, die Milizen, einer gewissen Anzahl von Soldaten und der türkeiabhängigen Verwaltung dauerhaft in Efrîn zu bleiben und die Region zu kontrollieren.

Unterdessen ist gestern eine weitere russische Delegation über die Türkei nach Efrîn gereist und hat Gespräche mit der türkischen Verwaltung geführt.

Efrîn hat sich nicht normalisiert - es brodelt

Hami Aksoy, Sprecher des türkischen Außenministeriums, hatte am 1. Juli während einer Fernsehsendung behauptet, das Leben in Efrîn habe sich normalisiert, die Türkei werde dort aber noch eine Weile bleiben. Die Realität vor Ort ist aber eine ganz andere. Nahezu täglich treffen aus Efrîn Berichte von Folter, Plünderungen, Raub, Erpressung, Vergewaltigung, Zerstörung und Verteilungskämpfen unter den Milizen ein.

Die Kräfte der YPG, YPJ und den QSD haben mit ihren Aktionen im Rahmen der zweiten Phase des Widerstands von Efrîn den Besatzungstruppen keine Ruhe gelassen. Die steigende Repression und die Konflikte unter den Milizen haben dazu geführt, dass selbst die mit dem türkischen Staat kollaborierenden Stämme sich gegen die Besatzer auflehnen.

Während das türkische Außenministerium die Erklärung über die angebliche Normalisierung der Region verbreitete, erlebt Efrîn nach den Explosionen vom 27. Juni ein Klima des Terrors mit Massenfestnahmen und Razzien. Entgegen der Behauptung Aksoys hat die Besetzung von Efrîn zu keiner Zeit Stabilität erreicht und brodelt und kocht entgegen aller Versuche des türkischen Faschismus, den Widerstand niederzuschlagen.

Das Ziel der YPG soll verkleinert werden

Das eigentliche Ziel des türkischen Teilrückzugs ist es nicht Efrîn, sondern den türkischen Staat in Sicherheit zu bringen. An der am 18. Januar begonnenen Besatzungsoffensive auf Efrîn haben offiziell 6.400 Soldaten und 47 Milizen, unter ihnen Mitglieder internationaler Terrororganisationen wie dem Islamischen Staat und al-Nusra, mit 25.000 Söldnern teilgenommen. Es wird vermutet, dass die wirklichen Zahlen weitaus höher ausfallen.

Durch seinen Teilrückzug versucht der türkische Staat den Eindruck zu erwecken, ‚Als Retter den Frieden nach Efrîn gebracht‘ zu haben. Gleichzeitig wird die Angriffsfläche für die zunehmenden Aktionen der YPG und YPJ verkleinert.

Der Plan des demographischen Wandels dauert an

Etwa 100.000 Menschen aus Ghouta, Hama, Homs, der Türkei und anderen Orten wurden seit dem 18. März in Efrîn angesiedelt. Damit soll die Demografie Efrîns im Sinne der Verhandlungen ‚Ghouta gegen Efrîn‘ verändert werden. Der gestrige Besuch einer russischen Delegation scheint allerdings darauf hin zu deuten, dass man diskutiert manche Gebiete an Russland zu übergeben. Der Besuch der Delegation bei Siedlerfamilien in Cindirês, Şiyê und Efrîn stellt einen Hinweis darauf dar, dass die Politik des demografischen Wandels weitergeht.