KCK: Wir wünschen frohe Weihnachten

Die Gemeinschaft der Gesellschaften Kurdistans (KCK) erklärt in ihrer Weihnachtsbotschaft: „Wir rufen alle dazu auf, am Kampf für eine demokratische Nation, in der ethnische und religiöse Unterschiede keine Rolle spielen, teilzunehmen.“

Das Weltanschauungs- und Völkerkomitee der KCK verbreitete am 26.12. die Weihnachtsbotschaft der Gemeinschaft der Gesellschaften Kurdistans.

Die Nachricht der KCK ist wie folgt:

„Weihnachten ist einer der wichtigen Werte, welche das Christentum den Gesellschaften geschenkt hat. Dieses Fest läutet das neue Jahr ein. Wir wünschen, dass mit diesem Fest ein neues Jahr beginnt, das dem gesamten Mittleren Osten und der Welt Ruhe und Frieden bringen wird.

‚Die Herrschenden wollen diese schöne Kultur zerstören‘

Wenn man in jedweder Kultur von Festen spricht, dann kommt einem zuerst Frieden, Geschwisterlichkeit und Zusammenleben in den Sinn. Die Feste waren zu jeder Zeit Tage der Erinnerung an diese gute und schöne Kultur. Der Beitrag des Christentums zur Verstetigung einer Kultur des Friedens und der Geschwisterlichkeit ist groß. Die erste Religion, die keinen Unterschied zwischen Klasse und Geschlecht des Menschen machte, war das Christentum. Dieser christliche Glaube hat dafür gesorgt, dass diese Werte von breiten Teilen der Gesellschaften angenommen wurden. Menschen ohne Unterschied anzusprechen, zu akzeptieren und zu umarmen bedeutet, ein großes Gewissen zu besitzen. Alle Religionen haben in ihrer Ansprache an die Gesellschaft ein solches Gewissen zu Grunde zu legen. Die zentrale Geografie der abrahamitischen Religionen ist der Mittlere Osten, er wurde auf diese Weise zu einem Knotenpunkt der Religionen und Kulturen. Trotz der Bemühungen unserer Völker für reine und uneigennützige Glaubensvorstellungen, haben die Herrschenden diese schöne Kultur des Zusammenlebens gestört und einen Keil zwischen unsere Völker getrieben. Dieses schmutzige und hässliche Spiel, das die nationalistischen Herrschenden spielen, hat sich erneut in der Jerusalemfrage gezeigt. Die Hegemonen und ihre letzten Vertreter, die Nationalisten, schrecken nicht davor zurück, die Werte der abrahamitischen Religionen sowie auch all der anderen Religionen und Kulturen eigenen schönen Werte zu vergiften und die Menschen zu Krieg und Feindschaft anzustacheln. Die Zerstörung der Werte, die in den Gesellschaften Frieden, Geschwisterlichkeit und Zusammenleben garantieren, haben durch die Nationalisten – vor allem in der Heimat der abrahamitischen Religionen, dem Mittleren Osten –, Schmerz und Tragödien verursacht. Die Ermordung der ersten christlichen Gesellschaften, der Assyrer*innen, der Armenier*innen und der Griech*innen durch die türkisch-islamischen Nationalisten sind noch frisch im Gedächtnis. Hitler hat dies als Vorbild genutzt und mit ähnlichen Methoden im Zweiten Weltkrieg die jüdische Bevölkerung ermordet. Nun wollen die Führer des türkischen Nationalismus Erdoğan und Bahçeli sowohl die Überreste der christlichen Völker, als auch die muslimischen Kurd*innen mit Massakern vernichten. Wie man sieht, gibt es für die Nationalisten keinen großen Unterschied zwischen ethnischer und religiöser Identität. Ihnen ist es nur wichtig, ihr eigenes Palastleben und ihr Sultanat fortzusetzen. Unser Aufruf an Weihnachten ist es, dass sich alle Religionen und Kulturen, die christlichen Völker eingeschlossen, Haltung gegen den Nationalismus beziehen. Wir sagen, lasst uns nicht vergessen, dass der Nationalismus den Völkern an Stelle der Freude des Festes, der Einheit und der Geschwisterlichkeit, Feindschaft setzt.

‚Es soll ein Mittel sein, damit die Gewissen erwachen …‘

In den letzten Jahren haben die Nationalisten die Religion missbraucht und den Mittleren Osten in einen schweren Krieg gestürzt. Der IS und ähnliche Organisationen, und die als ihre Hintermänner bekannt gewordenen Führer – wie Erdoğan – haben eine solche Mentalität. Sie stützen sich auf die abrahamitischen Religionen, um ihre Ziele zu erreichen und bringen sie durch das Schaffen von Feindbildern dazu, sich gegenseitig umzubringen. Diese schmutzige, berechnende Haltung ist von ihren Religionen eine als Sünde angesehene Einstellung. Die Gruppen und Personen, denen diese hässliche, die Realität verleugnende Einstellung zu eigen ist, unterdrücken im Mittleren Osten, dem Ursprungsort des Christentums, Völker jeder Religion oder Identität. Heutzutage, wo großes Unrecht herrscht und schwere Sünden begangen werden, versuchen die nationalistischen Herrscher die Stimme des Gewissens zum Schweigen zu bringen. Wir wünschen, dass das mit diesem Weihnachten beginnende neue Jahr ein Jahr des Erwachens des Gewissens und der Erhebung gegen die Unterdrückung und Grausamkeit ist.

Die Sensibilität, welche die christliche Gemeinde gegenüber den aktuellen Entwicklungen an den Tag gelegt hat, ist äußerst wertvoll. Die große Gefahr, welche der Nationalismus und der Missbrauch der Religion für unsere Region darstellt, dauert weiter an. Gegenüber dieser Gefahr rufen wir alle dazu auf, ohne auf Unterschiede in Religion und Identität zu blicken, am Kampf für die demokratische Nation teilzunehmen.

‚Wir werden alle Religionen und Kulturen schützen'

Unsere Freiheitsbewegung sieht die Religionen, die eine Form sowohl der Gewissens als auch eine moralische Haltung repräsentieren, als kulturelles Erbe und sie bemüht sich darum, dass gegenüber allen unterdrückten Völkern und sozialen Gruppen die Notwendigkeit der Demokratie durchgesetzt wird. Als Bewegung sind unsere Bemühungen, alle religiösen und kulturellen Gruppen, ohne jegliche Diskriminierung in allen Gebieten, die wir erreichen konnten, zu schützen und zu stärken. Wir werden diese Bemühungen ausweiten und fortsetzen.

Wir rufen im Sinne von Weihnachten die ganze Menschheit dazu auf, für den sich im Zentrum des Mittleren Ostens, in Kurdistan erhebenden Kampf für Freiheit, Gleichheit, Frieden und Geschwisterlichkeit, noch größere Verantwortung zu übernehmen und ihn durch die eigene Teilnahme zu unterstützen. Mit diesen Gefühlen und Gedanken wünschen wir den Asyrer*innen, Chaldäer*innen und Armeniern aus Kurdistan und der christlichen Religionsgemeinschaft auf der ganzen Welt frohe Weihnachten.“