KCK-Exekutivratsmitglied Karasu zur Geheimdienstpolitik der AKP

Wie Mustafa Karasu als Exekutivratsmitglied der KCK erklärt, sind die Aktivitäten zur Anwerbung von Agenten durch Erpressung in Nordkurdistan ausgeweitet worden.

Das Exekutivratsmitglied der Gemeinschaft der Gesellschaften Kurdistans (KCK), Mustafa Karasu, erklärte, dass sich die Aktivitäten zur Anwerbung von Agenten durch Erpressung in Nordkurdistan ausweiteten, dies sei ein Ausdruck des Endes der AKP innerhalb der kurdischen Gesellschaft. Er berichtete, dass im letzten Jahr im Botan-Gebiet zwei Führungskräfte des MIT von der Guerilla festgenommen werden konnten.

In der redaktionell gekürzten Erklärung von Mustafa Karasu heißt es: „Der AKP-Faschismus wird vom Freiheitskampf des kurdischen Volkes immer stärker bedrängt. Daher wendet er jede nur erdenkliche Form der schmutzigen Kriegsführung an. Der türkische Staat will die Feinde der Kurd*innen vereinen, um den Freiheitskampf der Kurd*innen zu vernichten. Aber keiner dieser Angriffe bewirkt ein für sie positives Ergebnis.

Aus diesem Grund wird nun eine neue Form der schmutzigen Kriegsführung praktiziert. In der letzten Zeit sind kurdische Politiker*innen, Mitarbeiter*innen zivilgesellschaftlicher Organisationen oder von Organisation der demokratischen Gesellschaft auf offener Straße angesprochen oder festgenommen worden. Dabei ist versucht worden, sie zum Agententum zu zwingen.

Der kurdische Politiker Musa Farisoğulları ist nur einer von vielen, der solch einen Angriff erlebt hat, denn die Anzahl dieser Angriffe hat sich massiv erhöht. Für Kurd*innen ist es eine der schlimmsten Situationen, für diesen Staat Agent oder Kollaborateur sein zu müssen. Insbesondere im Kontext eines seit Dutzenden von Jahren geführten Kampfes, hat die kurdische Bevölkerung eine starke Abwehr gegen diese Art von Operation und dem Agententum entwickelt. Kollaboration und Agententum wird von der kurdischen Gesellschaft als schlimmste Charaktereigenschaft angesehen, Agenten werden ausgegrenzt. Die Ausweitung der Anwerbung von Agent*innen bedeutet eine Ausweitung von Folter, Erpressung und Bedrohung. Dies ist eine der Praxen, die der AKP-Faschismus in den letzten zwei bis drei Jahren gegenüber dem kurdischen Freiheitskampf verstärkt anwendet.

Die Erpressungsversuche sind vor allem ein Ausdruck des Blicks der AKP auf die kurdische Bevölkerung. Sie sehen die kurdische Bevölkerung nicht als eine Bevölkerung mit einem eigenen Willen, ja nicht einmal als Menschen. Deswegen ist für sie jedes Mittel und jeder Weg, um den Willen der Kurd*innen zu brechen, legitim. Die Kurd*innenfeindschaft hat während der AKP-Regierung ihren historischen Höhepunkt erreicht. Der Faschismus der AKP fügt jeden Tag eine neue kurdenfeindliche Praxis hinzu. Dass sich die Anwerbung von Agenten mittlerweile auf diesem Niveau befindet, ist Ausdruck davon, dass die AKP ihren Einfluss auf die kurdische Gesellschaft verloren hat. Sie können sich nur noch mit Hilfe von Agenten in die kurdische Gesellschaft drängen.

Die Kurd*innenfeindschaft der innerhalb der kurdischen Gesellschaft marginalisierten Macht der AKP steigert sich so immer weiter. Aus diesem Grund stellt Agententum die größte Beleidigung und den größten Angriff auf die kurdische Gesellschaft dar.

Diese Politik der Erpressung ist in erster Linie auch ein Angriff und eine Beleidigung der Person, die zum Agententum gezwungen wird. Die Person wird nicht mehr Teil der Gesellschaft sein können. Mit europäischen Worten, er ist deklassiert. Ein Agent ist eigentlich kein Mensch mehr. Er ist nur noch ein Mittel, das von anderen benutzt wird, ohne eigene Persönlichkeit. Diejenigen, die offen kollaborieren und Verrat betreiben, haben sicherlich aus ihrer Sicht ihre Gründe dafür. Für denjenigen, die zum Agenten wird, für den gibt es solche Motive nicht. Er ist am Ende, er hat sich verkauft, er ist nur noch ein Schauspieler. Jemanden zum Agententum zu zwingen bedeutet ihn zu vernichten, ihn zu entmenschlichen. Insofern ist die ausgeweitete Praxis der Erpressung ein schwerer Angriff auf das kurdische Volk, die kurdische Bevölkerung.

Mit dieser Praxis wollen sie die Gesellschaft korrumpieren. Je mehr Agenten es in einer Gesellschaft gibt, desto kaputter ist sie. In diesem Sinne handelt es sich dabei nicht um einen Angriff ausschließlich auf Individuen, es ist ein Angriff auf die gesamte kurdische Gesellschaft. Das Ziel ist die gesamte Gesellschaft. Die Personen, die zu Agenten werden, zerstören die Gesellschaft. Aus diesem Grund mischen sie sich unter die Gesellschaft. So soll die Liebe der Bevölkerung zur Freiheit und zur Demokratie, ihr Wille zum Kampf, angegriffen werden. Insofern muss das kurdische Volk die Anwerbung von Agenten als einen Angriff gegen sich selbst erkennen. Hauptziel des Spezialkrieges ist es, das Vertrauen in die kurdische Freiheitsbewegung, ihre Führung und auch die Beziehung zu ihr sowie den Glauben an sie, zu schwächen. In den letzten zwei bis drei Jahren wird dazu ein massiver psychologischer Krieg geführt. Die Anwerbung von Agenten ist ein neuer Teil dieser Praxis. Es geht auch darum, das Vertrauen der Menschen untereinander zu erschüttern. Vielleicht akzeptiert ein Teil der Gesellschaft die Erpressung, aber diejenigen, die sie nicht akzeptieren, die mutig sind, machen sie öffentlich. Doch auch diejenigen, die sich selbst gegen die Anwerbung behaupten, sie aber nicht öffentlich machen, nähren das gesellschaftliche Misstrauen. Denn sie begegnen den anderen Menschen mit dem Gefühl, dass sie Agenten sein könnten. Es gibt also die wichtige Aufgabe, dies zu bekämpfen.

Die kurdische Freiheitsbewegung hat in einer Operation führende MIT-Agenten, deren Aufgabenbereich die PKK ist, festgenommen. Während des Kampfes um die Selbstverwaltung wurden in Botan und der Umgebung zwei MIT-Führungskräfte festgenommen. Im vergangenen August konnte der Verantwortliche für Operationen gegen die PKK im Ausland im Laufe einer Operation der kurdischen Freiheitsbewegung festgenommen werden. Der MIT hat eine derartige Niederlage erlitten, dass eigentlich nicht nur die MIT-Verantwortlichen, sondern Tayyip Erdoğan selbst, erwischt worden sind. Da die Verantwortlichen der AKP-Herrschaft mit der Festnahme der MIT-Funktionäre befürchten müssen, dass nun alle Agenten dechiffriert werden, hat der türkische Staat seine Mühen, um die Anwerbung von Agenten, verstärkt. Die Anwerbung von Agenten ist also gleichzeitig ein neuer Angriff auf das kurdische Volk, wie auch ein verzweifelter Versuch, die nach ihrer Vermutung dechiffrierten Agenten zu ersetzen.

Das kurdische Volk wird selbstverständlich gegen diese schweren und niederträchtigen Angriffe eine deutliche Haltung beziehen. Vor allem sieht man durch diese Praxis noch deutlicher den kurd*innenfeindlichen Charakter der AKP-Herrschaft. Die Kurd*innenfeinde haben in den letzten zwei bis drei Jahren ihr Gesicht offen gezeigt. Jetzt aber sieht man durch diese Erpressungen ihr hässliches Gesicht noch deutlicher.

Das Anwerben von Agenten ist als ein Angriff auf das Volk zu bewerten, man muss sich dem entgegenstellen und Widerstand leisten. Ob auf der Straße oder in der Gefangenschaft, diese Angriffe zielen auf die Vernichtung und die Tötung der Persönlichkeit und müssen zurückgeschlagen werden. Agent zu werden ist ein tausendmal schlimmerer Tod als der physische Tod. Agent zu sein bedeutet, jeden Tag zu sterben. Man darf seinen Kopf nicht vor ihren Drohungen und ihren Erpressungen beugen. Aber das allein reicht nicht aus – man muss die Menschenrechtsinstitutionen informieren und das Ganze öffentlich machen. Diese Angriffe müssen der Öffentlichkeit mitgeteilt werden. Auf diese Weise muss der Faschismus der AKP offengelegt werden.

Die AKP ist mittlerweile nichts weiter als eine Bande von Kurd*innenfeinden. Sie ist eine Geheimdienstorganisation, die Verschwörungen gegen das kurdische Volk organisieren. Der MIT ist der Hauptakteur, mit dem die AKP eine völkermörderische Politik gegen die Kurd*innen praktiziert. Die AKP ist keine Partei, sie ist eine Geheimdienstorganisation und Spezialkriegsorgan. Das müssen alle Kurd*innen erkennen.

Es gibt diejenigen, die diese Erpressungspraxen des türkischen Staates der kurdischen Freiheitsbewegung gemeldet haben. Sie haben uns gesagt, dass sie gezwungen worden sind, zum Agenten zu werden. So wollten sie sich von ihrer Last zu befreien. Aber es gibt auch diejenigen, die Sorge um ihr Ansehen haben, wenn sie etwas melden. Diejenigen müssen sich ohne zu zögern gegenüber Menschenrechtsorganisationen äußern. Das gilt auch für diejenigen, die es aus Schwäche akzeptiert haben, Agent zu werden. So können auch diese Personen sofort aus ihrer Misere herauskommen. Früher oder später wird Agententum immer bekannt. Niemand kann sich auf lange Zeit verstellen. In diesem Sinne sollen sich die Agenten der Gerechtigkeit des Volkes und der kurdischen Freiheitsbewegung selbst stellen.

Die AKP soll wissen, das kurdische Volk ist nicht schutzlos. Auf jeden Angriff wird die entsprechende Antwort gegeben. Vielleicht hat es einige Zeit in der Politik und der Gesellschaft den Irrglauben gegeben, dass die Freiheit auf einem leichten Weg gewonnen werden könne. Aber jetzt ist klargeworden, dass man ein freies Leben nicht gewinnen kann, ohne gegen den Faschismus zu kämpfen. In diesem Sinne wird sich der Kampf gegen den Faschismus der AKP im Jahr 2018 verstärken. Die AKP wird jeden Angriff bereuen, den sie gegen uns führt. Das Erdoğan-Regime wird sich nicht retten können, weder durch Angriffe, so heftig sie auch sein mögen, nicht durch eine psychologische Kriegsführung, mit der sie ihre Macht demonstrieren will, noch durch Erpressung zum Agententum. Der Wille des kurdischen Volkes zum freien Leben und seine Kraft wird jeden Angriff zurückschlagen und der Herrschaft der AKP eine historische Niederlage beibringen. Der Tod der Herrschaft der AKP wird durch den Freiheitskampf des kurdischen Volkes und der demokratischen Kräfte verwirklicht werden.