Mutter von Abdullah Öcalan
Am heutigen Tag jährt sich der Tod von Üveyş Öcalan, Mutter von Abdullah Öcalan, zum 32. Mal. Sie war nicht nur Mutter einer der zentralen Figuren der kurdischen Freiheitsbewegung, sondern galt auch als Symbolfigur für die Widerstandskraft und das Durchhaltevermögen kurdischer Frauen. Kongra Star, die Frauenbewegung in Nord- und Ostsyrien, würdigt sie als „Quelle unserer Widerstandskraft“.
Eine Kindheit im Schatten der Tradition – und ein früher Bruch damit
Geboren am 26. November 1918 im Dorf Amara (tr. Ömerli) bei Xelfetî (Halfeti) in der Provinz Riha (Urfa), wurde Üveyş Öcalan als Tochter eines kurdischen Vaters und einer turkmenischen Mutter in eine patriarchale Ordnung hineingeboren. Bereits als Minderjährige wurde sie verheiratet. Als sie miterlebte, wie ihr „Ehemann“ versuchte, eine andere Frau zu entführen und diese tötete, sagte sie vor Gericht gegen ihn aus – ein Akt mutiger Rebellion in einer zutiefst feudalen Gesellschaft.
Später heiratete sie Ömer Öcalan, mit dem sie sieben Kinder bekam – darunter Abdullah Öcalan, geboren am 4. April 1949, der spätere Vordenker der kurdischen Freiheitsbewegung.
Eine Frau voller Widerspruch, Stärke und Einfluss
Abdullah Öcalan beschrieb seine Mutter mehrfach als impulsiv, unnachgiebig und widerständig. „Sie war ein Sturm des Aufbegehrens“, erinnerte er sich. „Niemandem beugte sie sich, egal ob Mann oder Frau – sie stellte sich jedem entgegen.“ Ihre unbeugsame Art prägte nicht nur ihn persönlich, sondern auch sein tiefes Verständnis für die Notwendigkeit von Geschlechterbefreiung.
In seinen politischen Schriften verweist Öcalan regelmäßig auf die Rolle seiner Mutter: Ihre Stärke, ihre unkonventionelle Erziehung und ihre Weigerung, sich patriarchalen Strukturen zu unterwerfen, hätten ihn entscheidend beeinflusst. „Ohne sie hätte ich Frauen wohl nie auf diese Weise begegnen können“, sagte er einmal. Und auch seine Schwester Fatma Öcalan erinnert sich an ihre Mutter als Frau, die ihren Kindern Widerstand und Standhaftigkeit beibrachte – im Alltag ebenso wie im politischen Denken. „Sie lehrte uns, dass man mit Standhaftigkeit gewinnen kann“, sagte sie in einem Interview.
Üveyş und Abdullah Öcalan © Serxwebûn
Die politische Mutter
Üveyş Öcalan stand nicht nur sinnbildlich, sondern auch ganz konkret hinter dem Weg ihres Sohnes. So nahm sie etwa 1991 am HEP-Parteitag in Ankara teil – ein Moment, den der später vom militärpolizeilichen Geheimdienst JITEM ermordete Schriftsteller Musa Anter in seinen Memoiren als bewegend und geschichtsträchtig beschreibt. „Sie war nicht nur Mutter – sie war Teil der Bewegung.“
In ihren letzten Lebensjahren erkrankte Üveyş schwer an Diabetes. Nach der Amputation eines Beines verstarb sie am 11. April 1993 in einem Krankenhaus in Adana im Alter von 75 Jahren. Ihre letzte Ruhe fand sie in ihrem Heimatdorf Amara.
Kongra Star: „Sie ist Quelle unseres Widerstands“
Zum heutigen Todestag veröffentlichte Kongra Star, die Frauenbewegung Nord- und Ostsyriens, eine Gedenkerklärung: „Zum Jahrestag des Todes von Mutter Üveyş verneigen wir uns in Respekt vor all jenen Müttern, die ihre Kinder im Namen der Freiheit geopfert haben – besonders den kurdischen Müttern. Mutter Üveyş lebte mit Geduld und Überzeugung unter härtesten Bedingungen und stand immer mit klarem Blick gegen politisches und gesellschaftliches Unrecht.“
Die Bewegung würdigte sie nicht nur als Mutter von Abdullah Öcalan, sondern als eigenständige Figur: „Üveyş Öcalan ist nicht nur die Mutter des Vordenkers der kurdischen Befreiungsbewegung – sie ist ein Teil unserer Identität als kämpfende Frauen. Ihr Leben, ihr Mut und ihr Glaube an ein freies Leben machen sie zu einer Quelle der Inspiration für Millionen.“
Kongra Star bekräftigte in ihrer Erklärung auch das eigene politisch-feministische Selbstverständnis: „Wir glauben, dass der Weg zur Würde mit dem Bewusstsein beginnt, das eine Mutter ihrem Kind mitgibt. Im Gedenken an Üveyş Ana erneuern wir unser Versprechen, für Freiheit, Gerechtigkeit und ein Leben in Würde zu kämpfen – bis die legitimen Forderungen aller unterdrückten Völker erfüllt sind.“