Internationalismus: Als Türkin bei den YPJ
„Die Revolution von Rojava war für uns alle eine Quelle der Inspiration. Es ist nie davon ausgegangen worden, dass sie nur Kurdistan umfasst“, sagt die YPJ-Kämpferin Serhildan aus Uşak in der Westtürkei.
„Die Revolution von Rojava war für uns alle eine Quelle der Inspiration. Es ist nie davon ausgegangen worden, dass sie nur Kurdistan umfasst“, sagt die YPJ-Kämpferin Serhildan aus Uşak in der Westtürkei.
In Rojava weht seit 2011 ein revolutionärer Wind. Während die Revolution immer größer wurde, erfasste sie den Osten und Westen Syriens und übernahm auch hier Verantwortung für die Befreiung der Völker unter der Führung von Frauen.
Aus allen Teilen der Welt haben sich Frauen mit dieser Revolution solidarisiert, viele haben sich den Frauenverteidigungseinheiten YPJ angeschlossen. Eine von ihnen ist Serhildan, die aus der westtürkischen Provinz Uşak stammt. Nach ihrer Entlassung aus dem Gefängnis ist sie nach Rojava gegangen.
„Ich konnte nicht passiv bleiben“
Von ihrer Zeit im Gefängnis und später in Rojava erzählt sie uns:
„Ich war in dieser Zeit im Gefängnis. Von der Revolution in Rojava hörten wir im Radio. Für mich war es ein ganz besonderes Gefühl. Die Freundinnen hatten so etwas erwartet, aber für mich war es anders. Schließich haben türkische linke Organisationen diverse Male versucht, Revolution zu machen, immer wieder wurden diese Versuche unterdrückt. Deshalb war die Revolution von Rojava für mich sehr aufregend.
Als ich aus dem Gefängnis kam, war es angesichts der Kriegsbilder, vor allem der getöteten Kinder und Alten, nicht möglich, weiter zu warten. Menschlich und aus Gewissensgründen konnte ich nicht passiv bleiben. Deshalb wollte ich an der Revolution teilhaben und habe mich aus diesem Grundsatz angeschlossen. Es gab jedoch auch Freundinnen und Freunde, die meine Entscheidung beeinflusst haben, einige von ihnen sind gefallen.
„Der IS ist der illegale Arm der türkischen Armee“
Der IS ist als Ergebnis des Vorgehens einerseits des syrischen Regimes und andererseits des türkischen Staates organisiert worden. Von den Türken speziell hochgezüchtet, hat der IS im Namen der Religion Massaker in Rojava, Şengal, Mexmûr und Kerkûk verübt. Wir wissen, dass der IS der illegale Arm der türkischen Armee ist. Auch in dieser Hinsicht war die Revolution von Rojava etwas Besonderes. Der Kampf richtete sich nicht direkt gegen einen Staat, es wurde gegen Milizen gekämpft. Am wichtigsten war jedoch der Geist, der aus dieser Revolution hervorgegangen ist. Die Bevölkerung stand hinter der Revolution und aus allen Teilen der Welt haben sich Menschen solidarisiert. Es ist nie davon ausgegangen worden, dass diese Revolution nur Kurdistan umfasst. Deshalb hat sie einen besonderen ideellen Wert.“
„Wir können die Revolution spüren“
Die Revolution von Rojava ist auch für andere Völker und Frauen eine Quelle der Inspiration, betont Serhildan: „Es ist ein großer Unterschied, ob man die Revolution von außen betrachtet oder selbst dabei ist. Auf jedem Meter Boden in Rojava ist das Blut unserer Freundinnen und Freunde geflossen. Man muss die Revolution erleben, um sie spüren zu können. Es ist ein sehr schönes Gefühl, als Menschen arabischer, französischer, turkmenischer, kurdischer oder wie ich türkischer Herkunft gemeinsam etwas tun zu können, obwohl es große kulturelle und sprachliche Unterschiede gibt und wir aus unterschiedlichen Lebensbedingungen heraus zusammengekommen sind. Was uns zusammenhält, ist der Geist von Rojava. Wir haben uns in einem genossenschaftlichen und revolutionären Geist unter einem Paradigma versammelt. Die bunte Zusammensetzung macht die Revolution noch vielfältiger.
Menschen auf der Suche
Es ist ein hoher Preis gezahlt worden. Der IS und der türkische Staat haben viele Massaker verübt. Ohne Rücksicht auf Kinder, Alte, Frauen, Junge haben sie zugeschlagen, aber gegen den sozialistischen und revolutionären Geist sind sie nicht angekommen. Heute kommen aus der ganzen Welt Menschen, um an der Revolution teilzuhaben. Es sind Anarchistinnen, Sozialisten, Demokratinnen, Kommunisten oder einfach nur Menschen, die auf der Suche sind. Wenn so viele Menschen kommen, bedeutet das wohl, dass in Rojava vieles gut läuft.“
Den Feind aus Efrîn vertreiben
Die YPJ-Kämpferin Serhildan beendet ihren Beitrag mit folgenden Worten: „Aus Gewissensgründen und aus unserer Menschlichkeit heraus müssen wir diese Revolution und das Volk Kurdistans in allen vier Teilen unterstützen. Zuletzt ist auch aus Efrîn eine Kolonie gemacht worden, aber so wie der IS besiegt und aus Rojava, Mexmûr, Şengal vertrieben worden ist, wird auch Efrîn wieder befreit werden.“