Als ich Öcalan traf

Fidan Faik kommt aus Efrîn. 1991 hat sie Abdullah Öcalan in Aleppo getroffen. Der Angriff auf Efrîn richte sich gegen Öcalans Gedanken, meint sie.

Fidan Faik aus Efrîn erzählt, wie sie 1991 den PKK-Vorsitzenden Abdullah Öcalan kennenlernte. Sie ist 61 Jahre alt und Mutter von fünf Kindern. Einer ihrer Söhne verlor bei der PKK sein Leben. 1991 habe Öcalan ihre Familie besucht, sagt Fidan. Es habe dann eine Versammlung mit ungefähr 20 Frauen stattgefunden. Insgesamt habe sie ihn fünf Mal getroffen und es sei sehr aufregend gewesen.

Eine Versammlung, eine Diskussion und Veränderungen

Öcalan habe ihr das Gefühl gegeben, ein ganz besonderer Mensch zu sein, erinnert Fidan sich: „Wir waren ungefähr 20 Frauen. Er sprach über die Situation von Frauen und erzählte, dass Frauen Wissen vorenthalten wird. Er zeigte uns Wege der Weiterentwicklung auf und regte uns dazu an, unsere Situation zu erkennen. Er sprach von der damaligen Situation in Kurdistan und erzählte, wie Kurdistan geteilt worden ist. Dabei legte er den Schwerpunkt auf die Themen Verrat, Versklavung und Wendepunkte. Zum Thema Frauenbefreiung sagte er: ‚Steht nicht plötzlich auf, sondern Schritt für Schritt.‘“

Lernen, sehen, lesen

Öcalan habe auch viel über die gesellschaftliche Auffassung von „Männlichkeit“ gesprochen und den Mann als Sklaven des Staates bezeichnet. „Sein Land ist ihm genommen worden, sein Boden, sein Haus, aber er kommt an und zeigt seine Macht über Frauen“, habe Öcalan gesagt, so Fidan. „Er stellte eine Verbindung zu uns her. So ging niemand mit uns um, weder unsere Familien noch die Männer, mit denen wir verheiratet waren. Er sagte, wir sollten unsere Umgebung kennenlernen. Und wirklich, ich war seit 25 Jahren in Aleppo und hatte noch nie die Festung gesehen. Im Licht seiner Gedanken konnte ich Veränderungen erkennen. Ich fühlte die Notwendigkeit, zu lernen, zu sehen und zu lesen.“

Der Angriff auf Efrîn richtet sich gegen Öcalans Ideen.

Die Revolution in Efrîn und in ganz Nordsyrien basiere auf den Gedanken Abdullah Öcalans, meint Fidan. Das gesamte System sei durch seine Gedanken umgesetzt worden: „Und dieses System spricht jeden an. Alle Völker können sich darin wiedererkennen. Die Frau, von der Öcalan gesprochen hat, die Gegend, die Befreiung und die Entwicklung sind Grundlagen dieser Revolution. Jetzt verstehe ich besser, was er meinte. Der Angriff auf Efrîn richtet sich gegen seine Ideen. Das System, das er für die Völker entwickelt hat, soll vernichtet werden. Der gesamte Angriff richtet sich eigentlich gegen Öcalan. Er selbst befindet sich seit Jahren in Isolationshaft. Er kämpft nicht nur für die Kurden. Er kämpft für alle unterdrückten Völker.“

MA / Nazım Daştan - Selami Aslan