Warum musste Amad Ahmad sterben?

Für den 15. Dezember ruft die „Initiative Amad Ahmad“ zu einer Demonstration in Geldern auf mit der Forderung, dass die Todesumstände des 26-Jährigen aufgeklärt werden. Der junge Kurde verbrannte im September in einer Zelle in der JVA Kleve.

Mehr als zwei Monate saß der Kurde Amad Ahmad wegen schwerwiegenden Behördenfehlern unschuldig in Untersuchungshaft in der Justizvollzugsanstalt Kleve. Am 6. Juli war er in Geldern aufgrund einer „Verwechslung“ mit einem von der Staatsanwaltschaft Hamburg gesuchten malinesischen Staatsbürger inhaftiert worden. Am 17. September brach aus bisher ungeklärten Umständen ein Feuer in seiner Zelle in der JVA Kleve aus. Fast zwei Wochen später, am 29. September, erlag er seinen schweren Brandverletzungen.

Für die „Initiative Amad A.“ sind viele Fragen um den Tod des 26-Jährigen unbeantwortet. Am 15. Dezember will sie in Geldern mit einer Demonstration auf die Beantwortung dieser Fragen drängen. Die Initiative stellt die bisher geschilderten Abläufe der Festnahme Amad Ahmads und die Umstände seines Todes in Frage. Außerdem sieht sie Parallelen zum gewaltsamen Tod von Oury Jalloh, der 2005 in einer Dessauer Polizeizelle verbrannte.

Dass Amad „verwechselt” wurde, kann sich die Initiative kaum vorstellen. Man habe in den vergangenen Jahren den Rassismus der Gelderner Polizei selber erlebt. Weiter heißt es in einem Aufruf: „ Wir sind auch wütend, weil Amad zu den Vorwürfen, die unter anderem der NRW-Innenminister Herbert Reul gegen ihn erhoben hat, nichts mehr sagen kann. Amad ist tot, aber der Innenminister hatte kurz nach seinem Tod nichts besseres zu tun, als ihm etliche Verdachtsfälle anzukreiden. Wir fragen uns: Funktioniert so der Rechtsstaat? Ist ein Verdacht schon ein Gerichtsurteil?

Seit Amad tot ist, haben wir viele Fragen, die bis heute unbeantwortet sind. Wir werden das nicht hinnehmen und wollen mit der Demonstration durch Geldern ein erstes Signal setzen, dass wir unverzüglich die volle Aufklärung fordern.”

Unbeantwortete Fragen 

Zur Aufklärung der Todesumstände fordert die Initiative unter anderem Antworten auf folgende Fragen:

-„Wieso hat man Amad nicht geglaubt, als er gesagt hat, dass er nicht der Gesuchte ist?

-Warum sollte Amad nur einmal gesagt haben, dass er nicht der Gesuchte ist? Wir kannten ihn anders, so war er nicht.

-Wieso haben weder die Polizei noch die Justiz Amad einen Dolmetscher zur Verfügung gestellt, obwohl er kaum deutsch sprach?

-Wer hat in der JVA Kleve die Gegensprechanlage ausgeschaltet, als es in Amads Zelle schon 15 Minuten lang gebrannt hat?

-Warum hat uns niemand darüber informiert, dass er in Haft sitzt?

-Warum wird behauptet, dass Amad nicht wollte, dass seine Eltern wissen, dass er in Haft sitzt?

-Warum hat uns niemand gesagt, dass er im Krankenhaus liegt?

-Wieso wird behauptet, dass er Selbstmord begangen habe? War er überhaupt suizidal?

-Was wäre mit Amads Leichnam passiert, wenn sein Vater nicht aus den Medien vernommen hätte, dass er gestorben ist?

-Wieso wurde erst mehr als zwei Wochen nach dem Brand und kurz nach seinem Tod ein externer Brandsachverständiger hinzugezogen?

-Warum wurde Amads Zelle so oft nach dem Brand geöffnet?

-Hat Amads Tod einen ähnlichen rassistischen Hintergrund wie der Fall Oury Jalloh im Jahr 2005 in Dessau?

-Wir fragen uns außerdem, wie es sein kann, dass die Beamt*innen, die für seine unrechtmäßige Inhaftierung verantwortlich sind, weiterhin als Polizist*innen in Geldern arbeiten dürfen.

-Wer schützt uns, wer schützt die Menschen vor solchen Polizist*innen?“

Die Demonstration am 15. Dezember beginnt um 13.30 Uhr vor dem Busbahnhof Geldern. Die Initiative ruft Interessierte auf, in bunter Kleidung zu erscheinen und jegliche Parteifahnen, seien es kurdische oder deutsche, zu Hause zu lassen. „Es geht um unseren Freund Amad, das Gedenken an ihn und um die Aufklärung der Umstände seines Todes. Wir werden selbst Materialien und Parolen bereit stellen, um der Demonstration einen würdigen Rahmen zu geben. Transparente, die auf Rassismus und zum Beispiel den Fall Oury Jalloh hinweisen, sind ausdrücklich erwünscht. Wir sehen hier viele Parallelen”, heißt es.