Türkei: Kriegsverbrecher Kandidat für AKP

Der Abteilungsleiter der Antiterror-Einheit von Şırnak, der angeordnet hatte, den Leichnam von Hacı Lokman Birlik an einem gepanzerten Polizeifahrzeug durch die Stadt zu schleifen, will sich als Kandidat für die AKP aufstellen lassen.

Anfang Oktober des Jahres 2015 war über den Kurznachrichtendienst Twitter ein Bild mit dem Kommentar „Ich lasse meine Soldaten und Polizisten keine Kadaver transportieren“ verbreitet worden. Zu sehen war ein gepanzertes Polizeifahrzeug, das die Leiche eines Mannes an einem um dessen Hals gebundenen Seil über die Pflastersteine in der nordkurdischen Stadt Şirnex (Şırnak) zog. Bei dem Opfer handelte es sich um den 24-jährigen Schauspieler Hacı Lokman Birlik, Schwager der HDP-Abgeordneten Leyla Birlik. Augenzeugen hatten berichtet, dass sich Birlik kurz zuvor am Straßenrand eine Verletzung am Fuß verbinden wollte, als er aus dem vorbeifahrenden Fahrzeug „exekutiert“ wurde. Die Polizisten hätten noch auf ihn geschossen, als sich der junge Mann nicht mehr bewegte. Birliks Körper wies zudem „zahlreiche“ Einschüsse auf, berichtete damals die mittlerweile per Notstandsdekret verbotene Nachrichtenagentur Diha.

Von Erdoğan ausgezeichneter Kriegsverbrecher bald neuer AKP-Abgeordneter

Die Anordnung, den Leichnam von Hacı Lokman Birlik durch die Stadt zu schleifen, war von dem Abteilungsleiter der Antiterror-Einheit von Şırnak, Hacı Murat Dinçer gekommen. Unter dessen Federführung war zwischen Dezember 2015 und März 2016 die Kreisstadt Cizîr (Cizre) belagert und mehrere Hundert Menschen in den berüchtigten Kellern der Stadt ermordet worden.

Dinçer, der 2016 vom türkischen Staatschef Erdoğan persönlich für seinen „überragenden Erfolg“ in Şirnex ausgezeichnet wurde, will sich nun im Zuge der vorgezogenen Parlaments-und Präsidenschaftswahlen als Kandidat für die Regierungspartei AKP aufstellen lassen. „Ich sehe diese Wahlen als einen zweiten Befreiungskampf an“, erklärte Dinçer seine Entscheidung, für die AKP ins Rennen zu gehen. Er habe sich zum Ziel gesetzt, auf der Seite Erdoğans den Präsidenten zu unterstützen, wo er nur könne.