Türkei: Jugendliche sollen zu Agenten gemacht werden
Halit Şaşmaz berichtet, dass er nach seiner Festnahme in Adana im Anwaltszimmer von sechs Personen, die sich als Geheimdienstmitarbeiter vorstellten, dazu gedrängt wurde, als Agent zu arbeiten.
Halit Şaşmaz berichtet, dass er nach seiner Festnahme in Adana im Anwaltszimmer von sechs Personen, die sich als Geheimdienstmitarbeiter vorstellten, dazu gedrängt wurde, als Agent zu arbeiten.
Halit Şaşmaz ist am 14. August in Adana festgenommen worden. Ihm wurde vorgeworfen, dass er mit anderen eine „Aktion“ plane. Er wurde zum Gericht gebracht und dort wegen Mitgliedschaft in einer verbotenen Organisation zu „Hausarrest“ verurteilt. Dann versuchten ihn sechs Personen dazu zu zwingen, sich als Spitzel zu betätigen. Gegenüber der Nachrichtenagentur Mezopotamya (MA) berichtete Şaşmaz von vielen weiteren mit ihm festgenommenen Jugendlichen, die ebenfalls als Agenten angeworben werden sollten.
„Hilf uns, dann lassen wir dich leben“
Zwei Stunden, nachdem er auf die Polizeidirektion gebracht worden war, kam ein Polizist zu ihm und sagte, sie bräuchten eine Unterschrift. Sie brachten ihn ins Anwaltszimmer, in dem sechs Personen saßen, die sich als „Geheimdienstmitarbeiter“ vorstellten und meinten, mit ihm reden zu wollen. Sie sagten zu ihm: „Wir kennen dich sehr gut. Wir beobachten dich seit zwei Jahren. Verwechsele uns nicht mit der Polizei. Wir sind der Geheimdienst. Schau, diese Akten werden deine Jugend zerstören. Komm an die Seite des Staates. Der Staat wird dir helfen. Wir geben dir Geld und kümmern uns um dich. Du bekommst eine Wohnung und ein Auto. Akzeptiere es und wir werden deine Akten vernichten, nach oben gehen und alles aus dem Computer löschen. Wir haben die Macht dazu. Wir sind der Staat. Gib uns Namen. Nimm Kontakt zu ihnen auf. Unternimm etwas mit ihnen. Der Staat will diejenigen, die gegen ihn sind, bestrafen. Wir brauchen solche wie dich im Viertel. Die aktuelle Regierung wird mit dem Staat gleichgesetzt, so ist es aber nicht. Komm und hilf uns, dann lassen wir dich leben.“
Als Halit Şaşmaz die Erpressung nicht akzeptierte, verließ einer der Nachrichtendienstler wütend den Raum. Die anderen redeten weiter auf ihn ein: „Versuche nicht, uns hinzuhalten. Spiel keine Spielchen mit uns. Wenn du es nicht akzeptierst, dann ist es vorbei mit deiner Jugend. Du gehst ins Gefängnis. Gott bewahre, dir könnte etwas zustoßen. Du wirst fallen. Du siehst doch wie ein guter Junge aus. Komm, akzeptiere unser Angebot. Sonst wirst du mit diesen Akten zu Grunde gehen. Das wird schlimm für deine Familie. Der Staat braucht Jugendliche wie dich. Wenn du es nicht akzeptierst, gehst Du vor die Hunde.“
Arrestzelle zur Spitzelanwerbung genutzt
Şaşmaz erzählt weiter: „Alle, die festgenommen werden, werden zum Ziel dieser Erpressungsversuche durch den Geheimdienst. Die Menschen haben Angst und wissen nicht, was sie tun sollen. Dieser Ort ist in ein Anwerbezentrum umgewandelt worden. Ich habe keine Angst vor ihnen und akzeptiere ihre Erpressungen nicht.“