Trauer um Hasan Dutar

Zahlreiche kurdische Organisationen würdigen den jahrzehntelangen Kampf des verstorbenen ezidischen Politikers Hasan Dutar (Mam Beşîr). In Dänemark und Deutschland wurde er politisch verfolgt und war mehrmals im Gefängnis.

Zahlreiche Organisationen haben nach dem Tod des ezidischen Politikers Hasan Dutar Beileidsbekundungen veröffentlicht. Dutar, der in der kurdisch-ezidischen Community „Mam Beşîr“ genannt wurde, ist am 14. Dezember in Şengal einem Herzinfarkt erlegen. Heute finden in mehreren Städten in Deutschland Gedenkveranstaltungen statt.

Der bundesweite kurdische Dachverband KON-MED würdigt die langjährigen Verdienste von Hasan Dutar und ruft zur Teilnahme an Gedenkveranstaltungen in Duisburg, Saarbrücken, Bremen, Celle, Bielefeld, Berlin, Gießen, Emmerich, Mannheim und Aurich ein.

Auch der Europadachverband KCDK-E, der Kurdistan Nationalkongress (KNK), die Ezidische Freiheits- und Demokratiepartei (PADÊ) und die Gemeinschaft der Gesellschaften Kurdistans (KCK) haben ihre Trauer in Beileidsbekundungen zum Ausdruck gebracht.

Hasan Dutar ist 1956 in der nordkurdischen Provinz Êlih (türk. Batman) geboren und lebte seit den siebziger Jahren mit seiner Familie in Deutschland, wo er sich der kurdischen Befreiungsbewegung anschloss. Nach dem IS-Genozid 2014 in Şengal engagierte er sich zunächst in Europa für eine Autonomie der Region und ging später selbst nach Südkurdistan, um die selbstverwalteten Strukturen vor Ort zu unterstützen. Wie die KCK schreibt, hat er sich sein ganzes Leben lang für die Freiheit des kurdischen Volkes und insbesondere für die Ezidinnen und Eziden eingesetzt. „Wir werden seinen Kampf, den er mit tiefer Verbundenheit geführt hat, und seinen jahrzehntelangen Einsatz nicht vergessen. Seine Sehnsucht galt einem freien Kurdistan und einem autonomen Êzidxan. Wir werden alles tun, um diese Sehnsucht zu erfüllen“, heißt es in der Erklärung der KCK.

Politische Verfolgung in Europa

In Europa war Hasan Dutar aufgrund seiner politischen Arbeit mehrmals im Gefängnis. Ende 2012 wurde er auf Ersuchen der dänischen Justiz in Deutschland festgenommen und im Februar 2013 nach Dänemark überstellt und dort inhaftiert. Er und andere kurdische Aktivisten waren beschuldigt worden, Spenden für den damaligen kurdischen Fernsehsender ROJ-TV gesammelt zu haben. Der Sender verfügte über eine dänische Sendelizenz. Jahrelang hatte die türkische Regierung massiven Druck auf Dänemark ausgeübt, ROJ-TV diese Lizenz zu entziehen. Die dänischen Behörden weigerten sich jedoch, den Forderungen aus der Türkei nachzukommen. Erst die Nominierung des damaligen dänischen Ministerpräsidenten Fogh Rasmussen zum NATO-Generalsekretär führte zu einem Verbot von ROJ-TV. Die türkische Regierung hatte ihre Zustimmung zu seiner Ernennung von einem Lizenzentzug abhängig gemacht.

Das Hauptverfahren gegen elf kurdische Aktivisten begann im August 2013. Zur Prozessbeobachtung reisten Dutars Verteidiger im September aus Deutschland nach Kopenhagen. Hierbei hatten sie auch die Möglichkeit, Hasan Dutar, der sich als einziger Angeklagter in U-Haft befand, zu besuchen. Sie berichteten von erschreckenden Haftbedingungen, entwürdigenden Durchsuchungsmaßnahmen und mangelnder ärztlicher Versorgung ihres unter gesundheitlichen Problemen leidenden Mandanten.

Dutar wurde später mit der Bedingung aus der Haft entlassen, dass er alle Verhandlungstermine in Kopenhagen wahrnimmt. Das tat er drei Jahre lang. Im Juni 2016 wurde er freigesprochen und am selben Tag auf deutsches Gesuch in Auslieferungshaft genommen. Am 28. Juni wurde er nach Hamburg überstellt, wo er im November 2016 vor dem OLG wegen Mitgliedschaft in der PKK zu einer Bewährungsstrafe verurteilt wurde.