„Terrorismus“: Neun Verhaftungen nach brutalen Festnahmen in Ankara

In Ankara wurden neun Kurdinnen und Kurden wegen angeblicher PKK-Mitgliedschaft verhaftet. Die hauptsächlich jungen Menschen waren am Dienstag bei brutalen Razzien einer polizeilichen Sondereinheit festgenommen und teilweise misshandelt worden.

Antikurdische Repression

In Ankara sind neun Kurdinnen und Kurden wegen des angeblichen Verdachts der Mitgliedschaft in einer „Terrororganisation“ verhaftet worden. Die jungen Frauen und Männer waren am vergangenen Dienstag im Rahmen des politischen Vernichtungsfeldzugs gegen die kurdische Opposition in Gewahrsam genommen worden. Sie werden beschuldigt, Teil der „Jugendstrukturen“ der PKK und ihres Dachverbands KCK zu sein und „terroristische Aktivitäten“ für diese zu betreiben. Dies hätten Ermittlungen des Dezernats für Terrorbekämpfung der Polizei ergeben, hieß es. Details nannte die Behörde nicht.

Insgesamt waren bei den Razzien vom Dienstag neunzehn Personen von einer Sondereinheit der türkischen Polizei festgenommen. In vier Fällen ordnete die Justiz polizeiliche Meldeauflagen an, die übrigen Festgenommenen kamen ohne „verwaltungsrechtliche Maßnahme“ auf freien Fuß.

Die Festnahmen in Ankara hatten bei kurdischen Kreisen für Wut und Empörung gesorgt, gerade auch wegen des brutalen Vorgehens der Polizei. Angehörige von mehreren Festgenommen hatten berichtet, von Beamten misshandelt und bedroht worden zu sein. Unter ihnen befand sich auch der Jugendaktivist Lokman Sevkan Ozğan, der sich inzwischen in einem Gefängnis befindet.

Ethem Ozğan, der Vater des Studenten, hatte geschildert: „Gegen 6 Uhr wurde unsere Wohnungstür mit einem Rammbock aufgebrochen. Kaum hatten sich die Polizisten Zutritt in unsere Räume verschafft, wurden wir alle auf den Boden geworfen. Sie hielten uns ihre Waffen an den Kopf und drohten, uns zu erschießen. Währenddessen traktierten sie uns. Wir wurden auf besonders entwürdigende Weise beschimpft und beleidigt. ‚Ihr habt hier nichts zu suchen. Das nächste Mal lassen wir euch nicht am Leben‘, sagten sie.“

Bevor die Polizei abzog, sei Ethem Ozğan mit Gewalt dazu genötigt worden, ein Polizeiprotokoll zu unterzeichnen, wonach die Razzia „ohne irgendwelche Zwischenfälle“ abgelaufen wäre. Der Kurde verurteilte das Vorgehen als „gewöhnliches Beispiel des Faschismus“ in der Türkei und der „feindlichen Gesinnung gegenüber dem kurdischen Volk“. Die Anwaltsvereinigung ÖHD teilte mit, dass die Gewalt gegen die Festgenommenen auch im Präsidium fortgesetzt wurde. So seien die Betroffenen der Operation unter anderem über Stunden mit auf dem Rücken gefesselten Händen festgehalten und teilweise traktiert worden.