In Hamburg ist an diesem Sonntag mit etwas Verspätung das kurdische Neujahrsfest Newroz begangen worden. An der Feier am Altonaer Fischmarkt beteiligten sich neben Hamburgerinnen und Hamburgern auch viele Menschen aus den Städten Kiel, Bremen und Lübeck. Die Feier begann mit einer Schweigeminute für die Gefallenen der kurdischen Freiheitsbewegung. Zur Eröffnung wünschte der Ko-Sprecher des Gesellschaftszentrums DKTM, Selahattin Irmak, allen Anwesenden alles Gute im neuen Jahr.
Sait Bilgin als Ko-Vorsitzender von FED-DEM (Föderation der Gesellschaften Mesopotamiens in Norddeutschland) ging in einer Ansprache auf die Geschichte von Newroz und der Bedeutung dieses Tages ein. Newroz, das am 21. März gefeiert wird, ist eines der ältesten, noch lebendigen Feste der Menschheit und wird seit Jahrtausenden von vielen Völkern in den Regionen Zentralasiens, des Mittleren Ostens, auf der Balkanhalbinsel und im Kaukasus gefeiert.
Für die Menschen in Kurdistan und die kurdische Gesellschaft in der Diaspora hat dieser Tag eine besondere Bedeutung, da er eine wichtige Säule der kulturellen Identität darstellt. Das Aufbegehren des kurdischen Schmieds Kawa gegen den persischen Tyrannen Dehak bleibt bis heute ein starkes Leitmotiv. Denn noch heute sind Kurdinnen und Kurden in vielen Ländern der Repression, Assimilierung und Unterdrückung ausgesetzt. Newroz gilt daher seit dem Sieg von Kawa Hesinkar über den Despoten Dehak als ein Symbol des Widerstands und für ein selbstbestimmtes Leben in Freiheit und Würde.
Die Ko-Vorsitzende der Hamburger Linksfraktion Cansu Özdemir war ebenfalls gekommen, um Newroz zu feiern. In ihrer Rede thematisierte die Politikerin die Verfolgung kurdischer Symbole und Fahnen durch die deutschen Sicherheitsbehörden und verurteilte die gängige Verbotspolitik. „Fahnen und Symbole lassen sich zwar verbieten, aber die Liebe dieses Volkes zu ihren Vorkämpferinnen und Vorkämpfern kann den Herzen nicht entrissen werden“, sagte Özdemir.
Nach weiteren Ansprachen vom ehemaligen HDP-Abgeordneten Ahmet Yıldırım und dem Hamburger SPD-Politiker Markus Schreiber wurde die Ko-Vorsitzende der PYD, Eyşê Hiso, über eine Telefonverbindung aus Rojava nach Hamburg zugeschaltet. Hiso mahnte mit Blick auf die „Besatzungs- und Unterdrückungspolitik“, der die kurdische Gesellschaft überall ausgesetzt sei, zu einer nationalen Einheit. „Ich hoffe und wünsche, dass Newroz ein Anlass sein wird für eine innerkurdische Einheit und unsere Freiheit.“
Für Musik sorgten Xemgîn Birhat, Seyda Perinçek, Kewê, die Chorgruppe der Kunst- und Kulturbewegung TEV-ÇAND und die Band Koma Stêrk aus Kiel.