SGDF-Vorsitzende wegen Efrîn-Kritik verurteilt

Ein türkisches Gericht hat Ceren Çoban wegen ihrer Kritik an der Besatzung von Efrîn zu einer 20-monatigen Bewährungsstrafe verurteilt. Die inhaftierte Ko-Vorsitzende der Sozialistischen Jugendföderation SGDF ist Überlebende von zwei IS-Anschlägen.

Ceren Çoban ist die Ko-Vorsitzende der Föderation der sozialistischen Jugendverbände der Türkei (Sosyalist Gençlik Dernekleri Federasyonu, SGDF). Weltweite Bekanntheit erreichte die Jugendorganisation am 20. Juli 2015, als SGDF-Aktivist*innen, die beim Wiederaufbau der nordsyrischen Stadt Kobanê helfen wollten, im nordkurdischen Pirsûs (Suruç) Opfer eines Selbstmordanschlags wurden. Ein Attentäter des sogenannten Islamischen Staates (IS) verursachte in direkter Umgebung einer SGDF-Versammlung im Kulturzentrum Amara eine Explosion. Bei dem Anschlag starben 33 hauptsächlich junge Menschen, 76 weitere wurden teils schwer verletzt.

Sowie diesen als auch den Anschlag auf eine Friedenskundgebung in Ankara am 10. Oktober vor drei Jahren, bei dem 103 Menschen ums Leben kamen und Hunderte verletzt wurden, hat Ceren Çoban überlebt. Im Mai wurde sie bei einer breit angelegten Operation von Antiterror-Einheiten in Ankara verhaftet, weil sie sich zuvor in einem Interview kritisch zum türkischen Angriffskrieg auf den nordsyrischen Kanton Efrîn (Afrin) geäußert hatte.

Heute fand die Verhandlung gegen die junge Frau statt. Das Gericht verhängte wegen des Vorwurfs der Terrorpropaganda 20 Monate Haft gegen Çoban, setzte die Strafe allerdings zur Bewährung aus und ordnete Haftentlassung an. In ihrer Verteidigungsrede sagte die SGDF-Vorsitzende: „Ich bin eine Frau, die in Ankara und Suruç die Anschläge des IS überlebt hat. Ich erkläre wie in meinem Interview, dass ich insbesondere als Frau zu den sexualisierten Angriffen im Krieg nicht schweigen werde. In unserem Land, in dem es so viele Übergriffe und Vergewaltigungen gibt und Krieg herrscht, denke ich, ist es meine menschliche Pflicht, für Frieden einzutreten. Ich fordere meinen Freispruch.“