Seehofer holt Spendenurkunde nicht ab
250.000 Euro sind zusammengekommen bei der von Sea-Eye initiierten Spendenaktion „Ein Geschenk für Horst“. Doch das Geburtstagskind Seehofer tauchte zur Übergabe nicht auf.
250.000 Euro sind zusammengekommen bei der von Sea-Eye initiierten Spendenaktion „Ein Geschenk für Horst“. Doch das Geburtstagskind Seehofer tauchte zur Übergabe nicht auf.
Vor dem Bundesministerium des Innern, Bau und Heimat warteten am Sonntag die Seenotretter:innen der zivilen Hilfsorganisation Sea-Eye darauf, Horst Seehofer zum Geburtstag eine Spendenurkunde über 250.000 Euro zu übergeben. Die Spenden stammen aus der Aktion #einGeschenkfuerHorst, die anlässlich des 72. Geburtstags gesammelt worden sind, den der CSU-Politiker heute feiert. Doch dass das Geschenk nicht im Sinne des Geburtstagskindes sein würde, war anzunehmen. Wie erwartet tauchte der Bundesinnenminister nicht auf, die gigantische Spendenurkunde konnte nicht zugestellt werden.
Vor drei Jahren scherzte Horst Seehofer auf einer Pressekonferenz darüber, dass an seinem 69. Geburtstag 69 Menschen nach Afghanistan abgeschoben wurden, obwohl das von ihm „ nicht so bestellt“ war. Einer der Abgeschobenen nahm sich kurz darauf in Afghanistan das Leben. Knapp drei Jahre später nahm die Regensburger Organisation Sea-Eye besagten Fauxpas zum Anlass, die Spendenkampagne „Ein Geschenk für Horst“ für die zivile Seenotrettung zu initiieren. Binnen weniger Tage wurden so viele Spenden wie wohl noch mit keiner anderen Aktion in der Vereinsgeschichte gesammelt. 8.124 Menschen beteiligten sich an der Kampagne und machten so deutlich, dass sie das Sterben auf dem Mittelmeer beenden wollen.
„In der vergangenen Woche beteuerte die Presseabteilung des Ministeriums immer wieder telefonisch, dass die Anfrage bei den Sprecher*innen ‚in Bearbeitung’ sei und dass man sich melden würde”, erklärt Gorden Isler, Vorsitzender von Sea-Eye, und kritisiert: „In Bearbeitung ist eine passende Beschreibung der Politik Seehofers.”
In Deutschland sind mehr als 250 Kommunen und Städte zur Aufnahme schutzsuchender Menschen bereit. Doch bis zuletzt wurde der Bundesinnenminister, der nach Ablauf dieser Legislaturperiode aus der Politik aussteigen will, nicht müde, die zivile Seenotrettung zu verhindern und kommunale Initiativen zur Aufnahme von Flüchtlingen zu blockieren. Die eigene Verweigerung, flüchtenden menschen Schutz zu geben, begründete Seehofer immer wieder zynisch mit dem Fehlen einer „gemeinsamen, europäischen Lösung“. Mit den Spenden aus der Geburtstagsaktion für den Minister soll der nächste Rettungseinsatz der „Sea-Eye 4” finanziert werden. Das Schiff von Sea-Eye sitzt seit Anfang Juni im Hafen der sizilianischen Stadt Palermo fest.