Ein Gericht in Ankara hat am Samstag Untersuchungshaft gegen sechs Aktivist*innen der Initiative „Wir wollen unsere Arbeit zurück“ angeordnet. Acun Karadağ, Alev Şahin, Nazan Bozkurt, Mehmet Dersulu, Armağan Özbaş und Mahmut Konuk befanden sich bereits seit neun Tagen in Polizeigewahrsam. Sie waren am vorletzten Donnerstag bei einer Aktion am Yükselplatz festgenommen worden. Ihnen wird vorgeworfen, zu der in der Türkei als Terrororganisation eingestuften DHKP-C zu gehören. Wie es heißt, sei die gesundheitliche Verfassung von Mahmut Konuk äußerst schlecht. Der 63-Jährige leidet an Diabetes.

Nach dem vermeintlichen Putschversuch im Sommer 2016 wurden in der Türkei fast 170.000 Staatsbedienstete an den Universitäten, im Sicherheits-, Verwaltungs- und Justizapparat per Notstandsdekret entlassen oder suspendiert. In der türkischen Hauptstadt Ankara formierte sich daraufhin unter dem Namen „Wir wollen unsere Arbeit zurück“ eine Protestbewegung, die von der Literaturdozentin Nuriye Gülmen und dem Grundschullehrer Semih Özakça ins Leben gerufen wurde.

Die Aktion findet seit mittlerweile 1380 Tagen vor dem Menschenrechtsmonument in der Innenstadt von Ankara statt. Die Bronzefigur zeigt eine nachdenkliche Frau, die die Menschenrechtserklärung mit ihren Händen umschlingt. Der Ort ist schon lange angestammter Ort für soziale Proteste. Ganze 430 Tage war die Frauenstatue sogar mit Polizeibarrieren abgesperrt. Erst am 26. Juli 2018 wurde die Absperrung um das Monument wieder aufgehoben. 

Abgesperrtes Menschenrechtsdenkmal in der Yüksel Caddesi | Foto: Duvar

Wann der Prozess gegen die verhafteten Yüksel-Aktivist*innen eröffnet wird, ist noch unklar. Nuriye Gülmen befindet sich inzwischen auch wieder im Gefängnis. Sie war Anfang August in Istanbul bei einer Razzia im Kulturzentrum Idil der Musikgruppe Grup Yorum festgenommen worden. Als Grundlage für ihre Verhaftung wurde ihre bloße Anwesenheit im Idil herangezogen.