Samstagsmütter für ermordete Anwälte auf der Straße

Die Samstagsmütter haben bei ihrer heutigen Kundgebung den ermordeten Anwälten Şevket Epözdemir und Tahir Elçi gedacht.

Zum 714. Mal sind die Samstagsmütter in Istanbul trotz Verbot auf die Straße gegangen, um Aufklärung über den Verbleib ihrer verschwundenen Angehörigen und eine Bestrafung der Täter zu fordern. Die Kundgebung wurde von den HDP-Abgeordneten Meral Danış Beştaş, Dilşat Canbaz und Zeynel Özen, dem CHP-Abgeordneten Sezgin Tanrıkulu und der Schauspielerin Nur Sürer unterstützt.

In einer einleitenden Erklärung wurde darauf aufmerksam gemacht, dass die Samstagsmütter seit 15 Wochen nicht mehr auf dem zentralen Galatasaray-Platz zusammenkommen können. „Weil die Türkei kein demokratischer Rechtsstaat und die Justiz nicht unabhängig ist, werden uns als Bürgerinnen und Bürger dieses Landes unsere Rechte und Freiheiten aberkannt“, erklärte Maside Ocak, deren Bruder Hasan Ocak ebenfalls in Polizeigewahrsam verschwunden ist.

Die heutige Kundgebung wurde den ermordeten Rechtsanwälten Şevket Epözdemir und Tahir Elçi gewidmet. „Sie wurden bedroht, damit sie aufhören, die Menschenrechte zu verteidigen. Weil sie sich nicht einschüchtern ließen und ihre Arbeit fortsetzten, wurden sie ermordet“, so Maside Ocak.

Şevket Epözdemir war als Rechtsanwalt für den Menschenrechtsverein IHD in Tetwan (Tatvan) tätig. Am 25. November 1993 wurde er auf dem Weg von seinem Büro zu seiner Wohnung entführt. Am nächsten Tag wurde sein Leichnam mit verbundenen Augen und einem Kopfschuss in einem Straßengraben in Bedlîs (Bitlis) aufgefunden. Der Mord wurde niemals aufgeklärt.

Tahir Elçi war Vorsitzender der Anwaltskammer von Amed (Diyarbakır) und wurde vor drei Jahren erschossen. Auch in diesem Mordfall fanden keine ernstzunehmenden Ermittlungen statt, niemand wurde dafür verurteilt.