Am Mittwoch wurde das Urteil im Prozess gegen drei der Verantwortlichen des Grubenunglücks von Soma verkündet, bei dem vor vier Jahren 301 Bergleute auf tragische Weise ums Leben kamen. Im Verfahren gegen die Soma Kömür İşletmeleri A.Ş wurde der Werksdirektor zu 22 Jahren und sechs Monaten verurteilt. Geschäftsführer Can Gürkan soll lediglich für 15 Jahre ins Gefängnis, der Betriebsführer wurde zu 18 Jahren und neun Monaten Haft verurteilt. 37 weitere Verantwortliche wurden freigesprochen. Auf ihrer Suche nach Gerechtigkeit zogen die Hinterbliebenen der Bergleute heute in die Hauptstadt Ankara, um vor dem Hohen Rat der Richter und Staatsanwälte (HSK) gegen das milde Urteil zu protestieren. Da für den Protest der Hinterbliebenen keine Genehmigung des Gouverneurs vorlag, sind die Angehörigen der Bergleute von der Polizei attackiert worden.
Der Grubenbrand in dem Braunkohlebergwerk ereignete sich am 13. Mai 2014 im Kreis Soma der türkischen Provinz Manisa. Zum Zeitpunkt des Unglücks waren 787 Bergleute unter Tage. 486 von ihnen konnten sich selbst retten oder wurden gerettet. 301 Bergleute wurden tot geborgen.
Bei dem heutigen Protest setzte die Polizei gegen die Hinterbliebenen und ihren Rechtsbeistand sowie anwesende Journalist*innen Tränengas ein. Eine Person wurde nach Angaben vor Ort festgenommen. Um wen es sich dabei handelt, konnte noch nicht ermittelt werden. Auch eine Gruppe von Personen, die in Solidarität mit den Soma-Familien Parolen rief, wurde von der Polizei attackiert. Aus Protest gegen das Vorgehen der Polizei riefen einige Soma-Mütter „Mörder“, die daraufhin vom anwesenden Polizeichef bedroht wurden. Dieser sagte: „Steigt in den Bus und verschwindet, oder ich fege euch weg“.