Plakataktionen in Gedenken an Lorenzo Orsetti

In Berlin und Celle gedachten Internationalist*innen mit Plakataktionen Lorenzo Orsetti. Orsetti fiel am 18. März im Kampf gegen den IS in al-Bagouz.

Internationalist*innen in Berlin und Celle gedachten mit Plakataktionen Lorenzo Orsetti (Tekoşer Piling). Seit 2017 war der italienische Internationalist in Rojava und hatte am Kampf um Efrîn teilgenommen. Am 18. März ist er in der Operation „Gewittersturm Cizîrê“ bei einem Gefecht um das letzte vom IS besetzte Gebiet in al-Bagouz gefallen.

In Gedenken an Orsetti plakatierten Internationalist*innen in Celle einen Teil seines Briefes, den er vor seinem Tod geschrieben hatte, an eine Wand am Hauptbahnhof. Dazu schrieben sie:

„Unser internationalistischer Freund Lorenzo Orsetti (Tekoşer Piling) ist nach Rojava gegangen, um mit der Waffe in der Hand die Revolution gegen faschistische Angriffe jeglicher Art zu verteidigen. Er kämpfte mit Klarheit, Witz, Verstand und einem unvergleichlichen Mut. Im grausamen Krieg des türkischen Staates gegen den Kanton Efrîn vor einem Jahr stellte er sich den dschihadistischen Banden entgegen. Dabei trotzte er jeder Gefahr und behielt immer die Nerven, auch wenn es brenzlig wurde. Wir wissen, dass unser Freund Tekoşer auch vor einer Woche in al-Bagouz bis zum letzten Moment seinen Mut behalten hat, bis zum letzten Atemzug keinen Zentimeter zurückgewichen ist. Dass er jetzt im Kampf gegen den IS gefallen ist, hat uns sehr berührt. Es macht uns traurig und wütend.

Doch er hat uns etwas Wertvolles hinterlassen. Im ständigen Bewusstsein um seine Gratwanderung zwischen Leben und Tod, hat er uns revolutionäre Worte gesendet. Sie können auch uns eine Ahnung der poetischen Entscheidungen in seinem Leben geben. Vielleicht vermögen sie sogar, ein wenig von seinem Mut auf uns überspringen zu lassen.

Tekoşer (oder Lorenzo (Orso) Orsetti) reißt uns mit seinen Worten aus dem Alltag des grauen Europas und schenkt uns Inspiration und Hoffnung. Wir müssen unser Bestes tun, um sie lebendig zu halten und weiterzugeben. Deshalb haben wir einen Teil seines Briefes in Celle am Bahnhof an die Wand gemalt.

Wir versprechen uns damit auch gegenseitig, die Inspiration und die Hoffnung zu hüten und zu pflegen.“

Lorenzo – Dein Kampf lebt in uns!

Auch in Berlin gedachten Internationalist*innen dem gefallenen Lorenzo Orsetti (Tekoşer Piling). Sie brachten ein Bild von Orsetti und einen Auszug aus seinem Brief am Bethanien in Berlin/Kreuzberg an und legten Blumen nieder. In der Erklärung des Widerstandkomitees Berlin dazu heißt es:

„Am 18. März 2019 ist der italienische Internationalist Lorenzo Orsetti (Tekoşer Piling) im Kampf gegen die Schergen des Islamischen Staates in Deir ez-Zor gefallen. Lorenzo schloss sich 2017 dem Kampf in Rojava an und war unter anderem an Operationen gegen die türkisch-faschistische Besatzung Afrins beteiligt. Dort schrieb er an seine Freunde: ‚Wir haben Dörfer verloren, viele Kameraden sind tot, der Feind ist der Stadt ganz nahe und wird uns bald erreichen. Sie haben Hubschrauber, Drohnen, Panzer und Flugzeuge, die mit Bomben beladen sind. Trotz der Möglichkeit zu gehen, haben wir uns entschlossen, die Stadt und die Bevölkerung zu verteidigen. Reguläre Armeen können entscheiden, nur die Schlachten zu schlagen, die sie gewinnen können. Für uns ist das ein Luxus, den wir uns nicht leisten können.‘

Keine/r derer, die im Kampf für Freiheit, Selbstbestimmung und Gerechtigkeit ihr Leben ließen, wird vergessen sein! Um diesem Anspruch gerecht zu werden, haben wir das Bild Lorenzos großflächig am Kreuzberger ‚Bethanien‘ plakatiert und dazu Blumen niedergelegt. Über dem Bild haben wir ein Zitat aus Lorenzos veröffentlichten Abschiedsbrief angebracht: ‚Ich bereue nichts und bin gestorben, während ich das getan habe, was ich für richtig halte. Ich habe die Schwachen verteidigt und bin meinen Idealen von Gerechtigkeit, Gleichheit und Freiheit treu geblieben.‘

Den Kampf für eine Welt ohne Ausbeutung, Unterdrückung, Krieg und Ungerechtigkeit, für eine Welt in der viele Welten Platz haben, fortzuführen, ist der Weg die Gefallenen nicht zu vergessen. Jene nicht zu vergessen, die wie Arin Mirkan, Avesta Xabur, Kevin Jochim, Anna Campell, Ivana Hoffmann, Lorenzo Orsetti und alle anderen ihr Leben für das Leben gaben, bedeutet der Tropfen zu sein, der den Sturm entfacht.

‚Auch wenn es so aussieht, als ob alles verloren sei, wenn Schlechtes den Menschen Schmerzen bereitet und die Welt unerträglich wird, findet trotzdem weiter Kraft und gebt sie an eure Weggefährten weiter. In dunklen Momenten wird dieses Licht weiterhelfen. Und denkt immer daran, dass große Stürme mit einem kleinen Tropfen beginnen. Versucht, dieser Tropfen zu sein.‘

Den Kampf fortzuführen indem wir bereit sind zu hinterfragen, an uns zu arbeiten, dem kapitalistischen Wahnsinn und der organisierten Ohnmacht zu trotzen. Die Hoffnung weiter zu tragen und fragend voran zu schreiten. Nicht stehen zu bleiben, nach vorn zu sehen und konsequent zu sein.

‚Wir können nur etwas ändern, wenn wir den Individualismus und den Egoismus besiegen, den wir alle in uns tragen. Ich weiß, es sind schwere Zeiten, aber gebt nicht auf, verliert niemals eure Hoffnung, nicht einen einzigen Moment.‘

Lorenzo, wir danken dir für alles – deinen Kampf und deine Worte. Du gibst uns Kraft den Kampf weiterzuführen und wir werden dich nie vergessen! Sehîd namirin!“