Newrozfeuer in Berlin entzündet

Im Berliner Stadtteil Kreuzberg ist am Sonntag das deutschlandweit erste Feuer des diesjährigen Newroz entzündet worden.

Im Berliner Stadtteil Kreuzberg ist am Sonntag das deutschlandweit erste Feuer des diesjährigen Newroz entzündet worden. Nach Angaben der Veranstalter:innen beteiligten sich etwa 2.500 Menschen an der Feier auf dem Oranienplatz. Auf dem Programm standen neben kulturellen Beiträgen namhafter kurdischer Künstler:innen auch politische Reden.

Newroz ist das kurdische Neujahrsfest am 21. März. An diesem Tag feiern Kurdinnen und Kurden auf der ganzen Welt den Beginn eines neuen Jahres. Newroz heißt „der neue Tag“. Es ist aus dem Widerstandsgeist des kurdischen Volkes entstanden und entwickelte sich im Laufe der Jahre zu einer Feier des politischen Widerstandes gegen Unterdrückung und Despotismus. Außerdem steht es für das Ende des Winters und begrüßt den Frühling.

Als Fest der Wiedergeburt erlangte es zuerst beim kurdischen Volk Bedeutung und wurde dann später auch von anderen iranischen Völkern übernommen. Kurd:innen, Afghan:innen, Perser:innen, Belutsch:innen, Tatschik:innen feiern heute dieses Fest, das sie alle um ihre eigenen nationalen Bräuche bereichert haben. Das Newrozfest ist wahrscheinlich das älteste kurdische Fest.

Dass die Feier in Berlin in diesem Jahr vorgezogen wurde, gilt laut den Veranstaltenden als Akt der Solidarität. Hintergrund ist die Erdbebenkatastrophe in Kurdistan, der Türkei und Syrien vor gut einem Monat. Die Rothalbmondorganisation Heyva Sor a Kurdistanê e.V., die humanitäre Hilfe im kurdischen Katastrophengebiet leistet, nahm während der Feier zahlreiche Spenden entgegen.

Für das musikalische Rahmenprogramm sorgten unter anderem Nevşan, Özgür Işık, Bengi Agirî, Beser Şahin, Hozan Aydın und Hani Mojtahedy. Politische Beiträge gab es von Ilham Ehmed, der Ko-Vorsitzenden des Exekutivkomitees des Demokratischen Syrien-Rats (MSD), die aus Rojava angereist war, und dem türkischen Politiker Sezai Temelli, der als Abgeordneter der Demokratischen Partei der Völker (HDP) im Parlament in Ankara sitzt.


Ilham Ehmed: Widerstand gegen Besatzung dauert entschlossen an

Ilham Ehmed fasste die derzeitige Lage in der Autonomieregion Nord- und Ostsyrien zusammen und betonte, dass die türkische Besatzung in den Gebieten der Selbstverwaltung (AANES) die demokratisch-politischen Bemühungen zu einer Friedenslösung torpediere. „Der einzige Weg in Richtung eines freien und demokratischen Syriens ist ein alle in dem Land ansässigen Völker einbeziehender politischer Übergang, der den legitimen demokratischen Bestrebungen der syrischen Nation gerecht wird.” Um diesen Weg einschlagen zu können, sei es nötig, die von dschihadistischen Milizen unterstützte türkische Besatzung zu beenden. „Das kurdische Volk und alle anderen Gemeinschaften in der AANES sind entschlossen, ihren Widerstand für Freiheit und Demokratie entschlossen fortzusetzen.“

Sezai Temelli: Kampf gegen ein „Regime der Ungerechtigkeiten“

Der HDP-Politiker Sezai Temelli erstellte mit Blick auf die Türkei eine Art „Schadensbilanz“ und sprach von einem „Regime der Ungerechtigkeiten“, das das von Recep Tayyip Erdogan und seiner Partei AKP geführte Land beherrsche. Diese Gewaltherrschaft habe die Türkei in eine Autokratie umgebaut und demokratische Institutionen zerstört. „Die Politik von Erdogan und seiner Partei zielte von Beginn an auf die Frage, wie Regierungsmacht zu erlangen und zu erhalten ist“, sagte Temelli. Für den Erhalt der eigenen Existenz habe das Regime das Land in ein einziges Gefängnis verwandelt, praktisch die gesamte Bevölkerung befinde sich in Isolation. Angehörige aller Minderheiten und unterdrückten Völker würden täglich und mit zunehmender Gewalt terrorisiert. Es gebe keine Institution, keine soziale Struktur und keinen Ort, der nicht von Homogenisierung und politischer Unterdrückung betroffen wäre. „Die HDP ist dafür da, sich diesen Ungerechtigkeiten entgegenzustellen und zu kämpfen. Kämpfen für Demokratie, kämpfen für Freiheit. Das ist unser Ideal, das wir erreichen werden.“