Nachruf auf Metîna-Gefallene

Die Guerillakämpfer Çekdar Xelîla, Botan Sêgirkê und Özgür Tolhildan sind heute vor drei Jahren bei einem Angriff des türkischen Staates in Metîna ums Leben gekommen. Sie gehörten den Einheiten an, die in Zendûra Widerstand gegen die Besatzung leisteten.

Çekdar Xelîla, Botan Sêgirkê und Özgür Tolhildan

Die Guerillakämpfer Çekdar Xelîla, Botan Sêgirkê und Özgür Tolhildan sind am 27. August 2021 bei einem Angriff des türkischen Staates in der Metîna-Region in Südkurdistan ums Leben gekommen. Das gaben die Volksverteidigungskräfte (HPG) am Dienstag in einem Nachruf auf die Gefallenen bekannt. Der tödliche Angriff auf die Kämpfer wurde demnach während des Widerstands am Girê Hekarî im Zuge der im Frühjahr 2021 gestarteten Besatzungsoperation auf die Grenzhügel an der Qaşûra-Linie verübt. „Wir gedenken unserer Genossen Çekdar, Botan und Özgür, die sich selbstlos dem Freiheitskampf unseres Volkes verschrieben haben, am Jahrestag ihres Anschlusses an die Karawane der Gefallenen mit Respekt, Liebe und Dankbarkeit und versprechen, ihren Kampf zum Sieg zu führen“, erklärten die HPG. Zur Identität der Gefallenen wurden folgende Angaben gemacht:

                                    

Codename: Çekdar Xelîla

Vor- und Nachname: Ömer Salgür

Geburtsort: Wan

Namen von Mutter und Vater: Xezal – Hüseyin

Todestag und -ort: 27. August 2021 / Metîna

 

 

Codename: Botan Sêgirkê

Vor- und Nachname: Sadık Güvercin

Geburtsort: Şirnex

Namen von Mutter und Vater: Mercan – Emin

Todestag und -ort: 27. August 2021 / Metîna

 

 

Codename: Özgür Tolhildan

Vor- und Nachname: Ahmed Muhammed

Geburtsort: Nisêbîn

Namen von Mutter und Vater: Hezina – Abdurrahim

Todestag und -ort: 27. August 2021 / Metîna

 

Çekdar Xelîla

Çekdar Xelîla wurde in der nordkurdischen Provinz Wan (tr. Van) geboren. Er gehörte dem Stamm der Xelîlan an, der bekannt ist für seine tiefe Verbundenheit zum Befreiungskampf des kurdischen Volkes, und wuchs in einem von dieser Realität geprägten Familienumfeld auf. Die PKK war ihm bereits als Kind ein Begriff, da sich viele Verwandte ihr als Antwort auf die staatliche Unterdrückung in Kurdistan angeschlossen hatten.


Als Jugendlicher engagierte sich Çekdar Xelîla deshalb bei der Revolutionären Jugend. „Als verantwortungsbewusster junger Mensch, der Zeuge der genozidal motivierten Verbrechen des Staates an den Kurdinnen und Kurden wurde, betrachtete Hevalê Çekdar es schon damals als seine Pflicht, für sein Volk zu handeln“, so die HPG. In diese Zeit fiel auch eine intensive Auseinandersetzung mit der Ideologie und dem Paradigma der kurdischen Bewegung. Er entschied, einen weiteren Schritt zu gehen und sich als Milizionär für die Guerilla zu betätigen. 2014 ging er in die Berge und wurde Mitglied der HPG.


Nach seiner militärischen Ausbildung wechselte Çekdar Xelîla in die Medya-Verteidigungsgebiete, wo er in verschiedenen Regionen und Bereichen des Kampfes im Einsatz war. In Metîna hielt er sich seit Beginn der vor dreieinhalb Jahren auf die strategischen Gipfelgebiete ausgedehnte Invasion der Türkei auf. Hier spielte er eine maßgebliche Rolle bei der Organisierung und Stärkung des Guerillawiderstands in Zendûra.

Botan Sêgirkê

Botan Sêgirkê wurde in Şirnex (Şırnak) als Angehöriger des Goyî-Stammes geboren. Seine Jugend war gekennzeichnet von Widersprüchen, die sich unter anderem auch daraus ergaben, dass sich einige Verwandte dem Druck des türkischen Staates gebeugt und dem Dorfschützersystem in Nordkurdistan beigetreten waren, während sich andere freiwillig als Kollaborateure in dieses System integrierten. Er fasste dies als „Dolch im Herzen des kurdischen Volkes auf“ und war in einem ständigen Kampf gegen Familienmitglieder, die die Waffen des Staates gegen die Guerilla richteten.


Er antwortete auf diese Realität, indem er 2013 in die Berge ging. Die erste Zeit verbrachte er bei der Guerilla in Botan und anderen Regionen Nordkurdistans, später zog es ihn weiter in die Medya-Verteidigungsgebiete. Die HPG gaben an, dass Botan Sêgirkê hier in nahezu allen Widerstandsgebieten im Einsatz war. Im Besonderen würdigen sie seine Bemühungen bei Vorbereitungen von Aktionen, dem Ausbau der Tunnelanlagen in Südkurdistan sowie seinen Fronteinsatz. Botan Sêgirkê sei fast immer in der ersten Reihe der Widerstandsfronten gewesen, so die HPG.


Özgür Tolhildan

Özgür Tolhildan wurde in Nisêbîn (Nusaybin) bei Mêrdîn geboren und wuchs in Girkê Legê in Rojava auf. Dorthin hatte es seine Eltern nach ihrer Flucht vor der Verfolgung und Unterdrückung des türkischen Staates verschlagen. Er wuchs in einem von der kurdischen Kultur und den Realitäten in Kurdistan geprägten Umfeld auf. Seine Wut gegen den türkischen Staat, der verantwortlich dafür war, dass seine Familie ihrer Heimat entrissen wurde, wollte er zunächst in die Verteidigung der Rojava-Revolution kanalisieren.


Da er zu dem Zeitpunkt noch zu jung war, konnte er den YPG nicht beitreten. Stattdessen engagierte er sich in den zivilen Strukturen der Revolution. Kurz nach dem Angriffskrieg der Türkei im Herbst 2019, der zur Besetzung der Städte Serêkaniyê (Ras al-Ain) und Girê Spî (Tall Abyad) führte, schloss er sich der Guerilla an. In Metîna hielt er sich fast seit seiner Ankunft in den Bergen auf. „Hevalê Özgür wollte auf eigenen Wunsch an jenen Fronten kämpfen, wo der Krieg am intensivsten war“, erklärten die HPG und sprachen den Familien der Metîna-Gefallenen und der Bevölkerung Kurdistans ihr Beileid aus.