Während sich die USA auf den Abzug ihrer Truppen aus Syrien vorbereiten, sorgt sich die Mutter eines vom IS ermordeten Journalisten über die Auswirkungen, die der Truppenabzug auf den Gerechtigkeitskampf für ihren Sohn haben könnte.
Diane Foley, deren Sohn James Foley im Jahr 2012 von Dschihadisten in Syrien entführt und zwei Jahre später von der IS-Zelle „Beatles“ enthauptet wurde, sagte gegenüber CNN, sie sei besorgt darüber, dass es für die kurdischen Kräfte auf Dauer schwierig werden könnte, ohne US-Unterstützung die Mörder ihres Sohnes weiter festzuhalten. Die berüchtigte IS-Zelle, die wegen des Akzents ihrer Mitglieder „Beatles“ genannt wurde, war in der ehemaligen Hauptstadt des sogenannten „Kalifats“ Raqqa zur Bewachung und Folterung westlicher Geiseln eingesetzt worden. Einer von ihnen, Mohammed Emwazi, der als „Jihadi John” bekannt wurde, köpfte mindestens sieben Geiseln, unter ihnen zwei britische und einen US-amerikanischen Katastrophenhelfer und die Journalisten James Foley und Steven Sotloff. Im Dezember 2015 wurde der damals 28-jährige Emwazi durch einen amerikanischen Drohnenangriff getötet. Die drei Überlebenden des Quartetts flohen nach der Niederlage des IS aus Raqqa; Aine Davis sitzt in der Türkei im Gefängnis, El Shafee Elsheikh und Alexanda Amon Kotey dagegen wurden im Januar vergangenen Jahres nahe Deir ez-Zor von den Demokratischen Kräften Syriens (QSD) gefangen genommen. Zuletzt befanden sich beide in einem Gefängnis in der westkurdischen Stadt Kobanê im Norden Syriens. Wo sie aktuell festgehalten werden, ist nicht bekannt. Die amerikanische Regierung geht davon aus, dass das Dschihadisten-Quartett mehr als 27 Geiseln geköpft hat.
„Gerechtigkeit für unsere Bürger”
„Ich möchte Präsident (Donald) Trump bitten, sich daran zu erinnern, dass es die syrischen Kurden sind, die diese Männer festhalten. Es sind Männer, die unsere Bürger zum Ziel hatten und ermordeten. Wir müssen den Kurden helfen, damit wir Gerechtigkeit für unsere Bürger erlangen können”, sagte Diane Foley.
Seit der Festsetzung der Dschihadisten El Shafee Elsheikh und Alexanda Amon Kotey durch die QSD setzt sich Diane Foley für ihre Überführung in die USA ein, damit den Islamisten der Prozess gemacht wird. Großbritannien hatte den USA im Fall der beiden Rechtshilfe gewährt, Premierministerin Theresa May hatte sich sogar persönlich dafür eingesetzt, dass die Verdächtigten vor ein amerikanisches Gericht kommen – auch auf das Risiko hin, dass sie die Todesstrafe erhalten. Im Sommer bestätigte die britische Regierung zudem, den beiden Dschihadisten die Staatsbürgerschaft aberkannt zu haben. Somit würde einer Auslieferung von Elsheikh und Kotey nach Großbritannien ohnehin die Rechtsgrundlage fehlen. Gegner der Todesstrafe kritisierten, dass dies der ursprüngliche Zweck der Ausbürgerung gewesen sei.
„Wenn wir die Menschen, die unsere Mitbürger ins Visier nehmen und töten, nicht zur Rechenschaft ziehen, und diese Art von Straflosigkeit vorherrscht, könnte das für unsere Zukunft ernsthafte Konsequenzen nach sich ziehen“, sagte Foley. In einem gemeinsam mit der US-Senatorin Jeanne Shaheen in der Washington Post veröffentlichten offenen Brief schrieb Diane Foley, dass die Befürworter und Regierungsvertreter, die sich dafür einsetzten, das Duo um die IS-Zelle in die USA zu bringen, „plötzlich gegen die Uhr arbeiten“. Die unerwartete Rückzugsentscheidung der USA untergrabe auch die Rolle der Vereinigten Staaten, andere Kriegsverbrecher in der Region zur Rechenschaft zu ziehen, so Foley.