Lyon: Demonstration gegen Angriff auf kurdischen Verein

In Lyon wurde ein kurdischer Verein von „Grauen Wölfe“ angegriffen. Vier Männer sind verletzt, einer liegt mit einer Schädelfraktur im Krankenhaus. Der Protest gegen die faschistische Aggression wurde von der Polizei mit Tränengas attackiert.

In Lyon ist gegen den Überfall auf den kurdischen Kulturverein mit vier Verletzten protestiert worden. Etwa 300 Menschen beteiligten sich an der Demonstration am Sonntagnachmittag im 7. Arrondissement. Am Rande des Aufzugs kam es in der Rue Jean-Jaurès zu rassistischen Provokationen aus einem türkischen Ladenlokal. Die französische Polizei setzte Tränengas ein, weil es vor dem Geschäft zu einer kurzzeitigen Auseinandersetzung zwischen den Demonstrierenden und der türkischen Gruppe gekommen sein soll. Der Marsch wurde zunächst auseinandergetrieben, die Beteiligten sammelten sich aber wieder zusammen.

Am Samstag war in Lyon der Verein „Mésopotamia” im Quartier La Guillotière von etwa zwanzig vermummten und mit Baseball-Schlägern sowie diversen anderen Gegenständen wie Eisenstangen ausgestatteten Personen überfallen worden. Vier in dem Gebäude befindliche Personen wurden zusammengeschlagen und teils schwer verletzt. Außerdem entstand Sachschaden im Verein. Während drei Betroffene inzwischen aus dem Krankenhaus entlassen wurden, befindet sich ein Aktivist mit einer Schädelfraktur nach wie vor in einer Klinik. Nach vorliegenden Informationen gaben sich die Angreifer als Mitglieder der rechtsextremen türkischen Organisation „Graue Wölfe“ zu erkennen. Die ultranationalistische Bewegung ist seit November in Frankreich verboten, das schreckt ihre Angehörigen aber nicht vor gewalttätigen Angriffen auf politisch Andersdenkende ab. Der kurdische Verein in Lyon wurde bereits zum zweiten Mal innerhalb von zwei Wochen überfallen. Auch die armenische Community in der Region beklagt sich über aggressive Provokationen aus dem nationalistisch-türkischen Lager.

Startpunkt der Demonstration war deshalb auch der kurdische Verein. Neben kurdischen Aktivist*innen waren auch viele solidarische Menschen aus dem antifaschistischen und linken Spektrum gekommen. Mit Pyrotechnik in den Farben grün, rot und gelb sowie kämpferischen Parolen zog die Menge durch die Rue Jean-Jaurès bis zum Place Mazagran. Von dort kehrte die Demonstration nach dem Tränengas-Angriff der Polizei wieder zurück vor den kurdischen Verein, wo ein Aktivist eine Erklärung verlas. In dem Statement wurde hervorgehoben, dass alle Gruppen in Frankreich, die nicht dem „Ideologem der türkisch-islamischen Synthese“ entsprechen und zum „Feindbild des AKP/MHP-Regimes“ gehören, ihre Selbstverteidigung besser organisieren sollten. „Wir müssen dem türkischen Faschismus mit einem kraftvollen Willen begegnen“, hieß es. Ohne weitere Zwischenfälle wurde die Zusammenkunft unter Parolen aufgelöst.