Leyla Güven: Eine geht, tausend kommen
Die kurdische Politikerin Leyla Güven will ihren seit 68 Tagen andauernden Hungerstreik fortsetzen, bis die Isolation des PKK-Gründers Abdullah Öcalan aufgehoben ist.
Die kurdische Politikerin Leyla Güven will ihren seit 68 Tagen andauernden Hungerstreik fortsetzen, bis die Isolation des PKK-Gründers Abdullah Öcalan aufgehoben ist.
Die HDP-Abgeordnete Leyla Güven, die seit 68 Tagen im Gefängnis von Amed (Diyarbakir) für die Aufhebung der Isolation Abdullah Öcalans im Hungerstreik ist, will ihre Aktion trotz des am Samstag erfolgten Kurzbesuchs seines Bruder bei Öcalan nicht beenden. „Die Isolation ist nicht vorbei“, erklärte die kurdische Politikerin gegenüber der Frauennachrichtenagentur JinNews. „Niemand kann erwarten, dass wir unsere Aktion nach diesem Besuch beenden. Unsere Forderungen sind nicht ungesetzlich, es sind legitime Forderungen.“
Weiter heißt es in Botschaft von Leyla Güven: „Eine geht, tausend kommen. Wir behalten unsere Grundsätze im Kopf und setzen unseren Kampf fort. Wir haben gewonnen, weil wir Widerstand geleistet haben. Auch jetzt leisten wir Widerstand und werden gewinnen.“
Der Gesundheitszustand von Leyla Güven
Zu ihrem Gesundheitszustand erklärte Leyla Güven, sie habe knapp zehn Kilogramm Gewicht verloren. Zudem leidet sie nach über zwei Monaten Nahrungsentzug unter Blutdruckschwankungen, Kopfschmerzen, Übelkeit, Fieber, Licht-, Geruchs- und Geräuschempfindlichkeit. Sie kann nur noch mit Unterstützung laufen und hat Schwierigkeiten bei der Flüssigkeitszufuhr. „Ich trinke weniger Wasser. Die Symptome werden täglich stärker. Das ist alles, was ich im Moment dazu sagen kann“, so die kurdische Politikerin.
Die Isolation ist nicht aufgehoben
Leyla Güven weist in ihrer Botschaft auch auf die weiteren Hungerstreikenden hin, die sich ihrer Aktion angeschlossen haben, und geht auf den am Samstag erfolgten Besuch von Mehmet Öcalan bei seinem Bruder Abdullah Öcalan auf der Gefängnisinsel Imrali ein:
„Wie meine Anwälte mir mitgeteilt haben, ist Mehmet Öcalan zu seinem Bruder Abdullah Öcalan auf die Insel gebracht worden und es hat ein Gespräch stattgefunden. Abdullah Öcalan soll es gut gehen. Diese Information ist natürlich sehr wichtig. Ich bin mir sicher, dass die Nachricht Freude in der kurdischen Bevölkerung ausgelöst hat. Wie jedoch alle wissen, ist die Isolation mit diesem Besuchstermin nicht aufgehoben. Wir haben entsprechende Erfahrungen in der Vergangenheit gemacht. 2016 haben fünfzig kurdische Politikerinnen und Politiker, darunter auch ich, einen Hungerstreik für die Beendigung der Isolation gemacht. Als die AKP damals Mehmet Öcalan zu Abdullah Öcalan nach Imrali schickte und eine Botschaft von Abdullah Öcalan kam, haben wir den Hungerstreik beendet. Die Isolation ging jedoch weiter. Jetzt ist die gleiche Methode wieder probiert worden.
Unsere Forderung ist eindeutig
Abdullah Öcalan ist eine politische Führungspersönlichkeit. Er wird nicht wegen seiner Familie auf der Insel festgehalten. Wie alle anderen Gefangenen hat er das Recht auf Angehörigenbesuche. Unsere Forderung war von Anfang an eindeutig. Mit der Aufhebung der Isolation haben wir eingefordert, dass Öcalan mit seinen Angehörigen, seinen Verteidigern und politische Delegationen sprechen und seine Bemühungen für eine demokratische Lösung und einen dauerhaften Frieden fortsetzen kann. Daher sollte nicht von uns erwartet werden, dass mit nach diesem Besuch unsere Aktion beenden. Unsere Forderungen sind nicht ungesetzlich, sondern legitim. Sollte es das Ziel des faschistischen AKP/MHP-Regimes sein, uns dafür bezahlen zu lassen: Wir haben diesen Preis ins Auge gefasst, als wir mit dem Streik begonnen haben. Wir möchten dieses faschistische Regierungsbündnis warnen: Wenn Särge aus den Gefängnissen getragen werden, werdet auch ihr nicht so tun können, als sei nichts geschehen. Niemand sollte denken, dass das kurdische Volk stillhalten wird, wenn täglich weitere der inzwischen 226 Hungerstreikenden folgen.
Wir verfügen nur über unser Leben
In der Geschichte gibt es viele solcher Beispiele. Es nützt niemandem etwas, wenn auf dieser Welt mit ihren globalen Entwicklungen gegenseitig Preise gezahlt werden müssen. Wir verfügen nur über unser Leben, und das bringen wir zum Einsatz. Ihr greift uns mit allen dem Staat zur Verfügung stehenden Mitteln an. Dabei handelt es sich selbstverständlich nicht um eine Situation, die nicht überwunden werden könnte. Es gibt immer noch Millionen Menschen in der Türkei, die klar denken können, an die Geschwisterlichkeit der Völker glauben, sich für ein demokratisches, ökologisches und frauenbefreites Leben einsetzen und in einem ethisch-politischen System leben wollen. Eine geht, tausend kommen. Wir werden unsere Grundsätze immer im Kopf behalten und unseren Kampf fortsetzen. Wir haben gewonnen, weil wir Widerstand geleistet haben. Auch jetzt leisten wir Widerstand und werden gewinnen.“