Seit Jahren wüten in Nordkurdistan durch türkische Sicherheitskräfte bewusst herbeigeführte Waldbrände, die gravierende Auswirkungen auf die Umwelt und Artenvielfalt haben. Zum ersten Mal wurden 1925 Waldbrände zur Bekämpfung des Şêx-Saîd-Aufstands eingesetzt. Seitdem setzen sich jedes Jahr die systematischen Angriffe auf die Natur Kurdistans fort. Auch in diesem Sommer brennen in vielen Regionen des Landes wieder die Wälder, die vielerorts nicht nur die Umwelt, sondern auch zivile Siedlungsgebiete bedrohen. In ihrem Vernichtungswahn beschränken sich die Soldaten jedoch nicht nur darauf, die Brände zu legen, sie hindern auch die lokale Bevölkerung, die Flammen zu bekämpfen.
Der Exekutivrat der Gemeinschaft der Gesellschaften Kurdistans (KCK) hat nun zur Mobilisierung gegen die Vernichtungspolitik der türkischen Regierung aufgerufen. In einer am Freitag veröffentlichten Erklärung fordert die KCK die Ergreifung von Maßnahmen gegen die Zerstörung der Natur Kurdistans: „Von Dersim bis Amed, von Botan bis Qendîl brennen die Wälder Kurdistans lichterloh. Europa, die USA und die Vereinten Nationen halten an ihrem beharrlichen Schweigen zu diesen Verbrechen gegen die Menschlichkeit fest und machen sich damit zu Mittätern.
Waldbrände haben verheerendes Ausmaß angenommen
Die auf die Vernichtung kurdischer Lebensräume ausgelegten rassenfanatischen Angriffe des faschistischen AKP-MHP-Regimes haben ein verheerendes Ausmaß angenommen. Die Waldbrände gelten seit Jahren als Instrument der ‚Sicherheitspolitik‘, haben in diesem Jahr jedoch ein zuvor noch nie dagewesenes Niveau erreicht. Von Nordkurdistan bis Südkurdistan wüten auf tausenden Hektar Land durch Kriegsgerät ausgelöste Waldbrände. Löscharbeiten werden von staatlichen Behörden behindert, gleichzeitig finden weiterhin Luftangriffe auf die von den Bränden betroffenen Waldgebiete statt. Jeder einzelne Schuss und jede weitere Bombe erzeugt ein neues Feuer. Die Lungen Kurdistans und des Mittleren Ostens verkohlen im Rauchgas. Mit der Zerstörung der Lebensräume von Mensch und Tier soll Kurdistan entvölkert werden“, heißt es weiter.
Während es im Westen der Türkei auf Schildern in Waldgebieten heiße; ‚Wenn man einen Baum fällt, dann ist das, als würde man einen Menschen umbringen‘, vernichten die kontinuierlich und bewusst herbeigeführten Brände in Kurdistan tagtäglich tausende Bäume. Gleichzeitig wird auch der natürliche Schutzraum der Guerilla und dessen gesellschaftliches Umfeld zerstört: Für die AKP-MHP-Regierung gälte im erfolglosen Kampf gegen die kurdische Freiheitsbewegung die Losung: ‚Was mir nicht gehört, soll dem Erdboden gleichgemacht werden‘.
Ohne Waffenlieferungen keine Waldbrände
Ohne die Waffenexporte insbesondere aus den USA und Europa wäre die türkische Regierung nicht in der Lage, die Natur Kurdistans in solch einem Ausmaß zu zerstören, betont die KCK. „Es sind vor allem Kampfjets und Hubschrauber aus dem Ausland, durch deren Einsatz die Waldbrände erzeugt werden. Da in keinem Land der Welt Waldbrände eine juristische Grundlage besitzen, tragen Waffenexporteure gleichermaßen die Verantwortung für die Zerstörung der Natur Kurdistans. Andernorts hätte sich die internationale Gemeinschaft bereits mehrfach gegen solche Brände erhoben. Weshalb wird hinsichtlich der Vernichtung Kurdistans geschwiegen?
Daher rufen wir alle internationalen Organisationen dazu auf, gegen die Vernichtungspolitik des türkischen Staates vorzugehen. Ebenso fordern wir von der breiten Öffentlichkeit der Türkei, ihren Medien, demokratischen Institutionen, Umweltorganisationen, Kunstschaffenden und Intellektuellen sowie ihren politischen Kräften, ihr Schweigen angesichts der von den Sicherheitskräften absichtlich herbeigeführten Waldbrände zu brechen und Maßnahmen zu ergreifen, die dem Zerstörungswahn des Staates ein Ende bereiten.“