KCK gedenkt Opfern des Sivas-Massakers

Anlässlich des Jahrestages des Massakers von Sivas hat der Exekutivrat der Gemeinschaft der Gesellschaften Kurdistans (KCK) den 33 Intellektuellen gedacht, die am 2. Juli 1993 ums Leben gekommen sind.

Anlässlich eines Kulturfestivals zum Gedenken an den alevitischen Gelehrten und Dichter Pir Sultan Abdal, der Ende des 16. Jahrhunderts im Osmanischen Reich hingerichtet wurde, kamen am 1. Juli 1993 zahlreiche Intellektuelle, Dichter, Schriftsteller, Kunstschaffende und Gelehrte zumeist alevitischen Glaubens in der Stadt Sivas (Sêwas) – dem Geburtsort Pir Sultan Abdals – zusammen.

Am 2. Juli versammelte sich ein islamistischer Mob (die Anzahl der Personen wird auf 20.000 geschätzt) nach dem Freitagsgebet vor dem Madımak-Hotel, in dem die Intellektuellen logierten, umstellten das Hotel, riefen in Sprechchören Hassbotschaften und zündeten es schließlich an. 33 Intellektuelle und zwei Hotelangestellte verloren in den Flammen qualvoll ihr Leben.

‚Hinter dem Massaker steckt die IS-Mentalität‘

Am Jahrestag des Massakers von Sivas hat der Exekutivrat der Gemeinschaft der Gesellschaften Kurdistans (KCK) der Opfer des Pogroms gedacht. In einer am Sonntag veröffentlichten Erklärung heißt es: „Hinter dem Madımak-Massaker vor 25 Jahren steckt die Mentalität des heutigen Islamischen Staates. Wir gedenken all den Menschen mit tiefer Verbundenheit und Respekt, die am 2. Juli 1993 für die Demokratie ihr Leben ließen. Diejenigen, die das Massaker ausführten und verantwortlich dafür sind, sollen verflucht sein.“

Weiter heißt es in der Andacht: „Am 2. Juli des Jahres 1993 tötete der ultranationalistische, radikal-islamistische Fundamentalismus bei einem Pogrom 33 alevitische Seelen und Freunde der Aleviten. Mit diesen Morden sollte bezweckt werden, die alevitische Bevölkerung aus den Reihen des Widerstandes für die Demokratisierung der Türkei zu vertreiben und somit auch ihre Solidarität für den Freiheitskampf des kurdischen Volkes zu unterbinden.

‚Gefahr für weitere Pogrome wie Madımak ist nah‘

Es besteht ein gewisses Verwandtschaftsverhältnis zwischen der Mentalität der blutdürstigen Gemeinschaft, die das Massaker von Sivas zu verantworten hat und dem sogenannten Islamischen Staat, der Menschen am lebendigen Leibe verbrennt und köpft. Der religiöse Glaube – die Moral, das Gewissen und der Gerechtigkeitssinn einer Gesellschaft – wird somit anhand von skrupellosen, unethischen und widerrechtlichen Praktiken instrumentalisiert. Sobald Religion in der Türkei als Maske des Nationalismus dient, nimmt dieser einen noch blutrünstigeren und rassenfanatischeren Charakter an. Der Pogrom von Madımak ist kein Einzelfall. Gegenwärtig ist die fundamentalistische und nationalistische Mentalität der AKP-treuen Banden und von der AKP gelenkten Gemeinschaften noch ausgeprägter. Aus eben diesem Grund haben wir die Gefahr noch immer nicht hinter uns gelassen, im Gegenteil: Die Gefahr für die Völker der Türkei, weitere Massaker wie das Pogrom von Madımak zu erleben, ist nah.

Daher genügt es nicht, am Jahrestag des Massakers die Mörder zu verurteilen und am Ort des Geschehens einen Kranz niederzulegen. Gewiss sollte dies getan werden, doch die wesentlichste Aufgabe für die Vergeltung dieses Massakers und zur Verhinderung weiterer Pogrome besteht darin, am Kampf für die Demokratisierung der Türkei teilzunehmen.

‚Kampf gegen faschistische Diktatur starken’

Die Intellektuellen, die am 2. Juli des Jahres 1993 ermordet wurden, verloren ihr Leben, weil sie Teil des Kampfes für Demokratie waren. Um unsere Verbundenheit mit ihnen zum Ausdruck zu bringen, müssen wir uns umfassender für die Demokratie einsetzen und den Widerstand gegen die faschistische Diktatur stärken.

Am Jahrestag des Madımak-Massakers sollte die alevitische Bevölkerung daher ihren Platz in den Reihen des Kampfes für die Demokratie einnehmen. Der Garant für die Existenz der Aleviten ist die Demokratisierung der Türkei.“