Journalist Ahmet Şık bewirbt sich um HDP-Kandidatur

Der Journalist Ahmet Şık hat über den Kurznachrichtendienst Twitter bestätigt, eine Kandidatur bei der HDP für die Parlamentswahl eingereicht zu haben.

Der türkische Autor und Journalist Ahmet Şık hat sich um eine Kandidatur für das türkische Parlament in der erzwungenen Neuwahl am 24. Juni bei der HDP beworben. Wie Şık über den Kurznachrichtendienst Twitter mitteilte, habe er sich unter anderem zu der Bewerbung entschlossen, um seine Solidarität mit dem inhaftierten Präsidentschaftskandidaten Selahattin Demirtaş, den inhaftierten HDP-Abgeordneten, den Journalist*innen, Studierenden und Rechtsanwält*innen zum Ausdruck zu bringen.

Bereits am Mittwochabend hatte der Ko-Vorsitzende der Demokratischen Partei der Völker, Sezai Temelli, die Bewerbung Şıks während einer Radiosendung bestätigt. Temelli kommentierte die mögliche Kandidatur des Journalisten als eine „sehr vornehme Geste“.

Die HDP wird ihre Kandidatenliste kommenden Montag beim Hohen Wahlausschuss (Yüksek Seçim Kurulu) einreichen. Voraussichtlich am Dienstag werden die Kandidat*innen für die Parlamentswahlen der Öffentlichkeit präsentiert.

Wer ist Ahmet Şık?

Der regierungskritische, investigative Journalist Ahmet Şık, der bereits mehrfach im Gefängnis war, ist der AKP und ihrem Vorsitzenden Erdoğan ein Dorn im Auge. Kurz nach der Verhaftung Şıks unter anderem wegen des absurden Vorwurfs der Gründung einer bewaffneten Terrororganisation im März 2011 war im Internet das Buchmanuskript Die Armee des Imam über die Gülen-Bewegung veröffentlicht worden. Das Buch wurde noch vor Erscheinen beschlagnahmt und galt lange Zeit als das „gefährlichste Buch des Landes“. Şık beschrieb darin den Einfluss der Bewegung des Predigers Fethullah Gülen, der einflussreichsten islamischen Bruderschaft der Türkei, die ab Mitte der 1980er Jahre Polizei und Justiz systematisch unterwandert hatte und mittlerweile in der Türkei zur Terrororganisation FETÖ erklärt wurde.

Nach seiner letzten Verhaftung im Dezember 2016 warf die türkische Justiz dem Journalisten Şık vor, er habe Propaganda für die PKK sowie für die Gülen-Bewegung betrieben - also unter anderem für jene Organisation, als deren scharfer Kritiker er sich einen Namen gemacht hatte und somit ins Visier der Regierung und der Justiz selbst geraten war. Im März dieses Jahres wurde Ahmet Şık unter Auflagen aus der Untersuchungshaft entlassen. Am 25. April 2018 verurteilte ein erstinstanzliches Gericht Şık wegen „Unterstützung von Terrororganisationen“ zu siebeneinhalb Jahren Haft. Er ist frei, solange das Revisionsverfahren läuft.