Güven: „Aus den Gefängnissen die Isolation durchbrechen“

Leyla Güven berichtet, dass die Motivation der Hungerstreikenden in den türkischen Gefängnissen groß ist, und ergänzt: „Diese Kraft aus den Gefängnissen wird die Isolation durchbrechen“.

Leyla Güven befindet sich am 82. Tag ihres unbefristeten Hungerstreiks. Vor drei Tagen wurde die Ko-Vorsitzende des Demokratischen Gesellschaftskongresses (DTK) aus der Haft entlassen. Ihren Hungerstreik setzt sie weiter fort und erklärt, dass sie für ihre Forderung bereit ist, Opfer zu bringen.

In ihrem Statement für die Presse erklärt Güven: „Als ich aus der Haftanstalt in Amed entlassen wurde, war das sehr schwierig für mich. Es ist der Ort, an dem ich den Widerstand begonnen hatte. Auch der große Widerstand vom 14. Juli [gemeint ist das von PKK-Mitgliedern angeführte Todesfasten gegen das türkische Militärregime, welches am 14. Juli 1982 im Gefängnis von Diyarbakir/Amed aufgenommen wurde] fand zwischen diesen Wänden statt. Diese Bedeutung war mir bei der Aufnahme meines Hungerstreiks bewusst. Es ist, als hätte ich die Worte der Freundinnen und Freunde von damals in meinem Ohr. Ich setze meinen Hungerstreik nun seit mehr als 80 Tagen fort. Im Gefängnis ging es mir dabei gut. Seitdem ich raus bin, ist meine Gemütsverfassung allerdings nicht mehr so gut. Ich versuche mich hiervon zu befreien.  Die Luft, das Wasser, das alles kommt mir draußen nicht mehr natürlich vor. Es scheint mir, als ob das alles im Gefängnis natürlich gewesen sei. Das ist eine ungewöhnliche psychische Situation.“

„Ich bin bereit, Opfer zu bringen“

„Von großer Bedeutung für unseren Widerstand waren und sind die Arbeiten außerhalb der Gefängnismauern. Das hat uns immer große Kraft gegeben. Eine deutsche Zeitung hat mir vor ein paar Tagen die Frage zukommen lassen, ob meine Partei (die HDP) genügend hinter mir stand. Ich habe geantwortet, dass durch meine Partei meine Stimme scheinbar bis nach Deutschland gelangt ist. Deswegen habe ich für all unsere gemeinsamen Mühen zu danken. Es ist ein Kampf, den wir alle gemeinsam führen müssen. Isolation ist ein Verbrechen an der Menschlichkeit. Wir haben auf verschiedenen Wegen und mit verschiedenen Mitteln versucht, sie zu durchbrechen, doch leider ohne Erfolg. Wenn dieser faschistische Staat von uns in diesem Kampf Opfer einfordert, so bin ich als eine kurdische Frau in aller Deutlichkeit bereit, dieses Opfer zu bringen. Hierfür habe ich den ersten Schritt getan und nun hat sich der Widerstand auf alle Gefängnisse ausgeweitet. Wenn ihr die Moral und Motivation in den Gefängnissen sehen würdet, ihr wärt sofort überzeugt davon, dass diese Kraft die Isolation durchbrechen wird. Hieran sollte niemand zweifeln.“