Im linken Zentrum Lilo Herrmann in Stuttgart fand am Freitag eine Gedenkveranstaltung für den Guerillakämpfer Sinan Güneş (Sefkan Bulut) statt. An der von linken Gruppen organisierten Zusammenkunft in kleiner Runde beteiligten sich auch Aktivist*innen von KOMAW, einer europaweiten Institution der Angehörigen von Menschen, die im kurdischen Befreiungskampf ums Leben gekommen sind oder vermisst werden, sowie von Partizan, TKP/ML und Aabs.
Sinan Güneş stammte aus der Kleinstadt Kızıldere in der Provinz Tokat im Norden der Türkei. Türkeiweite Bekanntschaft erlangte der Ort durch den Tod des Revolutionärs Mahir Çayan und seinen Genossen, die sich hier 1972 mit drei Entführungsopfern verschanzt hatten und von der Militärpolizei erschossen wurden. Ertuğrul Kürkçü war der einzige aus der Gruppe, der überlebte.
2010 wurde der damals 18-Jährige Sinan Güneş politisch aktiv. Unter dem Eindruck der Revolution von Rojava schloss er sich Ende 2014 der MLKP an. Nach dem IS-Anschlag von Pirsûs (Suruç) im Juli 2015, der unter Aufsicht der Polizei und des türkischen Geheimdienstes MIT stattfand und 33 jungen Menschen das Leben kostete, entschied er sich, den Weg eines professionellen Revolutionärs zu gehen. Den darauffolgenden Frühling verbrachte Sinan Güneş bereits in Rojava, wo er sich schließlich den „Bewaffneten Kräfte der Unterdrückten und Armen“ (FESK), dem bewaffneten Arm der MLKP anschloss. Von dort zog es ihn in den Reihen der „Vereinigten Revolutionsbewegung der Völker“ (HBDH) in die Schwarzmeerregion, zuletzt hielt er sich mit einer gemischten Guerillaeinheit aus Mitgliedern der HBDH, FESK und den Volksverteidigungskräften (HPG) in der nordkurdischen Serhad-Region auf. Am 29. April dieses Jahres starben er sowie drei seiner Freunde bei einem türkischen Luftangriff in Kaxizman in der Provinz Qers (türk. Kars).