Gedenken an Mizgîn Bilin in Hamburg

„Die Gefallenen haben einen Weg eröffnet und es ist die Aufgabe aller, diesen Weg auch mit Leben zu füllen“, wurde auf einer Gedenkveranstaltung für die Guerillakämpferin Mizgîn Bilin in Hamburg betont.

Zum ersten Jahrestages des Todes dreier Guerillakämpfer*innen, Egîd Hazmaz (Muharrem Bingöl), Hêvî Roger Destan (Sinem Arslan) und Raperîn Baz (Mizgîn Bilin), die am 13. September 2018 in Çewlîg (Bingöl) bei einem Luftangriff der türkischen Armee gefallen waren, wurde in Hamburg eine Gedenkveranstaltung abgehalten.

Ein Teil der Familie von Mizgîn Bilin lebt in Hamburg, unter anderem ihre Tante Türkan Bilin mit ihrer Familie. Der kurdische Verein auf St. Georg war bis auf den letzten Platz gefüllt, denn in Hamburg lebt eine große Anzahl Familien aus Çewlîg. Auch aus Hannover und anderen Städten waren Menschen angereist.

Nach einer Begrüßung durch Heval Imam wurde eine Schweigeminute abgehalten. Es war ergreifend, dass sogar der kleine Sohn von Heval Imam, höchstens fünf Jahre alt, in den Reihen der Gedenkenden stand.

Heval Şervan sprach die großen Opfer an, ohne die keine Freiheit in Kurdistan hätte erkämpft werden können. Der Vater von Mizgîn Bilin, Selahattin Bilin, hieß die Anwesenden willkommen. Er stellte die Frage in den Raum, wie wir den Gefallenen gerecht werden können.

Ayten Durmuş, die Schwester von Mehmet Hayri Durmuş, sprach im Namen der Familien der Gefallenen. Sie betonte, dass die Familienangehörigen kein Mitleid erwarteten, sondern dass die Community zusammenbleibt, „um dem Kampf der wundervollen Menschen, die ihr Leben für uns gegeben haben, gerecht zu werden“. Sie betonte, dass insbesondere in Europa die Gefahr bestehe, dass Materielles zunehmend für die Menschen an Bedeutung gewinne. Manche Mutter habe „sieben Kinder in den Kampf gegeben, aber andere krümmen sich schon, wenn sie nur nach fünf Euro gefragt werden. Wie schön wäre es, wenn wir alle in Çewlîg wären, aber auch hier müssen wir zusammenbleiben und für die Ziele, für die unsere Kinder, Brüder und Schwestern ihr Leben gegeben haben, zusammenhalten“, endete sie.

Die befreiten Gebiete mit Leben füllen

Im Anschluss sprach der Ko-Vorsitzende von Fed-Dem, Sait Bilgin, zunächst in Dimili, dann in Türkisch und auch auf Kurmancî, um auch wirklich alle Anwesenden zu erreichen. Er betonte, dass die Gefallenen einen Weg eröffnet hätten und es die Aufgabe aller sei, diesen Weg auch mit Leben zu füllen, in diesem befreiten Gebiet etwas aufzubauen und Verantwortung in allen Bereichen zu übernehmen. Die Gefallenen würden sich für die Befreiung opfern, aber das Volk übernehme dann nicht die Verantwortung für die Organisierung und den Aufbau, was dazu führe, dass viele Revolutionen scheiterten. Die Verantwortung für den revolutionären Aufbau könne nicht von einigen wenigen getragen, sondern müsse von allen übernommen werden.

Im Anschluss wurde noch ein Film gezeigt, in dem die drei gefallenen Kämpfer*innen selbst zu Wort kamen. Alle drei betonten ihre Aufregung darüber, in die Region Erzurum in den Kampf zu gehen, und die große Bedeutung der Freundschaft (hevaltî) in der Guerilla. Mizgîn Bilin erklärte, dass sie sich 2011 angeschlossen habe, sie war sehr beeindruckt von der Philosophie und Ideologie Abdullah Öcalans. In den Bergen habe sie sich selbst kennengelernt, und es sei ein großer Traum und Wunsch von ihr gewesen, in den Norden zu gehen. Sie habe auch Ekin Wan kurz kennengelernt, die einen großen Eindruck auf sie gemacht habe.