Gedenken an die Toten vom 1. Mai 1977 in Istanbul

Auf dem Istanbuler Taksim-Platz ist der Todesopfer des Polizeiangriffs auf eine Demonstration zum 1. Mai vor 43 Jahren gedacht worden.

Auf dem Taksim in Istanbul ist der Toten vom 1. Mai 1977 gedacht worden. Aufgrund der Corona-Pandemie fand das Gedenken nur mit einer symbolischen Beteiligung statt. Anwesend waren Vertreterinnen und Vertreter politischer Parteien und demokratischer Massenorganisationen, darunter der HDP-Abgeordnete Musa Piroğlu und die Istanbuler HDP-Vorsitzende Elif Bulut.

Der 1. Mai 1977 stellt eine Zäsur in der Geschichte der Arbeiterbewegung in der Türkei dar. An der damaligen Demonstration zum Tag der Arbeit nahmen weit über 500.000 Menschen teil. Viele von ihnen hatten den Platz noch nicht einmal betreten, als die ersten Schüsse fielen. Anschließend griffen die Sicherheitskräfte mit gepanzerten Fahrzeugen an. Sie feuerten Gasgranaten ab und setzten Wasserwerfer ein. Panik brach aus. Die Zahl der Opfer ist immer noch ein umstrittenes Thema; nach offiziellen Angaben wurden 37 Menschen getötet und 200 verletzt. Über 500 Personen wurden festgenommen.

Der Taksim-Platz hat durch dieses Massaker eine hohe symbolische Bedeutung für die Linke in der Türkei erhalten. „Wir vergessen das Massaker vom 1. Mai 1977 nicht“, stand auf einem Transparent bei der heutigen Gedenkveranstaltung, die mit einer Schweigeminute eingeleitet wurde. In einer gemeinsamen Erklärung wurde darauf hingewiesen, dass niemand für das damalige Blutbad verurteilt worden ist. Im Namen der Anwesenden erklärte Nimet Tanrikulu, dass der Taksim als zentraler Ort für Veranstaltungen zum 1. Mai niemals aufgegeben wird. Gewerkschaften und linke Bewegungen versuchen jedes Jahr, 1.-Mai-Kundgebungen auf dem Platz durchzusetzen. Seit 1977 sind Demonstrationen in fast jedem Jahr verboten worden. In diesem Jahr sind aufgrund der Pandemie dezentrale Aktionen angekündigt.

Die Gedenkveranstaltung endete mit einem gemeinsamen Lied und dem Niederlegen von Nelken.