Gedenken an Anna Campbell und Lorenzo Orsetti in Berlin

Die Berlin Migrant Strikers und die Jugendkommune haben einen gemeinsamen Abend organisiert, um der in Rojava gefallenen Internationalist:innen Anna Campbell und Lorenzo Orsetti zu gedenken.

In Berlin ist im Rahmen der Defend-Kurdistan-Tage der Internationalist:innen Anna Campbell (Hêlîn Qereçox) und Lorenzo Orsetti (Tekoşer Piling) gedacht worden. Die Berlin Migrant Strikers und die Jugendkommune nahmen den Todestag des am 18. März 2019 im Kampf gegen den „Islamischen Staat“ (IS) in der Autonomieregion Nord- und Ostsyrien gefallenen YPG-Kämpfers Lorenzo Orsetti zum Anlass, einen gemeinsamen Abend zu organisieren.

Anna Campbell war schon in Europa und vor allem in Bristol in verschiedenen politischen Kämpfen von den Studierendenprotesten 2010 in Großbritannien bis zur ZAD de Notre-Dame-des-Landes aktiv. Sie kam in Verbindung mit der kurdischen Freiheitsbewegung und entschied sich im Mai 2017, für sechs Monate nach Rojava zu gehen, um dort zu lernen, Wissen mitzunehmen und den Kampf vor Ort zu unterstützen. Doch schnell wurde ihr klar, dass sie länger bleiben wollte. Sie nahm den Namen Hêlîn Qereçox an, lernte Kurdisch und nahm nach einer ideologischen und militärischen Ausbildung als Kämpferin der Frauenverteidigungseinheiten YPJ an Offensiven gegen den IS teil. Als die Türkei am 20. Januar 2018 die selbstverwaltete Region Efrîn völkerrechtswidrig angriff, wirkte Anna Campbell am Schutz der Zivilbevölkerung mit. Am 15. März 2018 kam sie im Alter von 26 Jahren bei einem türkischen Luftangriff ums Leben.

Lorenzo Orsetti stammte aus Florenz und hatte sich 2017 dem Widerstand von Rojava angeschlossen. Dort war er in den internationalistischen Einheiten innerhalb der Strukturen der YPG sowie der TKP/ML-TIKKO organisiert. Er wurde angetrieben vom Wind der Freiheit, der Gleichheit und des Respekts für die Erde, sagen Menschen, die ihm begegneten. Als Internationalist nannte er sich Têkoşer Piling, von seinen Freundinnen und Freunden wurde er liebevoll Orso (dt. Bär) genannt. 2018 kämpfte Orsetti bei der Verteidigung Efrîns an vorderster Front gegen die türkisch-dschihadistische Besetzung. Als der Kanton am 18. März 2018 fiel, ging er nach Ostsyrien und beteiligte sich an Operationen gegen den „Islamischen Staat“ (IS). Zuletzt kämpfte Orsetti mit einer arabischen Einheit des Verbands Têkoşîna Anarşîst (Anarchistischer Kampf) bei der finalen Anti-IS-Offensive „Gewittersturm Cizîrê“. An seinem Todestag am 18. März 2019 geriet die Gruppe in einen Hinterhalt, alle ihre Mitglieder kamen ums Leben. Nur drei Tage danach verkündeten die Demokratischen Kräfte Syriens den militärischen Sieg über den IS.

Tekoşîna Anarşîst schrieb in einem Nachruf: „Es gab noch so viel Farbe, so viel Tiefe, so viel Schönheit im revolutionären Leben, die wir gemeinsam entdecken sollten. Jetzt ist unser Genosse tot. Aber er ist mit uns zusammen in unseren Herzen. Und genau dort in unseren Herzen wird Lorenzo den ganzen Weg gehen und wir werden ihn in uns durch die schwersten Hindernisse tragen.“

In Berlin wurde auch an ein Zitat von Lorenzo Orsetti erinnert, das seinen Mitstreiter:innen noch heute Hoffnung gibt: „Jeder Sturm beginnt mit einem einzelnem Tropfen.“