Europaweite Solidaritätshungerstreiks für Öcalan

In Dutzenden Städten Europas finden Solidaritätshungerstreiks gegen die Isolation Abdullah Öcalans statt.

Seit seiner völkerrechtswidrigen Verschleppung am 15. Februar 1999 aus der griechischen Botschaft im kenianischen Nairobi befindet sich Abdullah Öcalan auf der türkischen Gefängnisinsel Imrali im Marmarameer. Bereits seit Juli 2011 wird dem PKK-Gründer der Zugang zu seinem Rechtsbeistand verwehrt. Er hält damit den „Europa-Rekord“ für Haft ohne Zugang zu Anwälten. Seit April 2015 ist Imrali vollständig von der Außenwelt isoliert. Keinerlei Besuch ist auf der Gefängnisinsel möglich, somit gibt es keine Kommunikation mit Öcalan und seinen Mitgefangenen.

Die seit Anfang des Jahres wegen ihrer Kritik an der türkischen Invasion in Efrîn inhaftierte HDP-Abgeordnete Leyla Güven trat am 7. November aus Protest gegen das Unrechtssystem in der Türkei in einen unbefristeten Hungerstreik, und fordert mit ihrer Aktion das Ende der Isolation Abdullah Öcalans. Neben zahlreichen PKK- und PAJK-Gefangenen, die sich am 27. November dem Hungerstreik von Leyla Güven angeschlossen haben, finden auch in allen Orten der Türkei und Nordkurdistans, in denen die HDP organisiert ist, Solidaritätsstreiks statt. Dort kam es bereits zu Übergriffen durch türkische Sicherheitskräfte, einige der Hungerstreikenden wurden festgenommen.

Da die Situation eskaliert und um Leyla Güven beizustehen, hat der kurdische Dachverband KCDK-E auch in Europa zu Solidaritätshungerstreiks aufgerufen. Gestern wurden bereits in vielen europäischen Städten Aktionen eingeleitet, sind heute in weiteren Orten Europas Kurdinnen und Kurden in einen Hungerstreik getreten.

An dem in Paris eingeleiteten Solidaritätsstreik, der bis zum 21. Dezember gehen soll, beteiligen sich 51 Mitglieder des Pariser Gesellschaftszentrums der Kurd*innen. Das gaben die Ko-Vorsitzenden des kurdischen Dachverbands in Frankreich, CDK-F bei einer Presseerklärung auf dem zentralen Boulevard Saint-Denis bekannt. An der Aktion in Paris beteiligen sich auch der ehemalige HDP-Abgeordnete Mehmet Emin Adıyaman und der abgesetzte Ko-Bürgermeister von Wan- Rêya Armûşê (Van-Ipekyolu), Veysel Keser.

Bern

In Bern in der Schweiz wurde der Hungerstreik mit der Abgabe einer Presseerklärung vor dem Parlamentsgebäude eingeleitet. Hier nehmen insgesamt 35 Menschen aus sieben Regionen des Landes im fünftägigen Turnus an der Solidaritätsaktion teil. Am 22. Dezember findet in Basel eine abschließende Demonstration statt.

Auch in Hamburg startete gestern im kurdischen Gesellschaftszentrum ein Hungerstreik, an dem sich 30 Aktivist*innen im dreitägigen Turnus beteiligen. Eingeleitet wurde die Aktion mit Redebeiträgen von Tahir Koçer, (Ko-Vorsitzender von NAV-DEM), Leyla Imret (ehemalige Bürgermeisterin von Cizîr) und dem abgesetzten Ko-Bürgermeister von Dep (Karakoçan), Burhan Kocaman.

Weitere Hungerstreiks finden in Darmstadt, Stuttgart, Hildesheim, Frankfurt, Köln, Wien, Marseille, Athen, Stockholm, Den Haag und auf Zypern statt.