„Es ist unerträglich, dass Menschen im Mittelmeer ertrinken“

An dem Camp „Rheinmetall entwaffnen“ im niedersächsischen Unterlüß nehmen Menschen aus unterschiedlichen Spektren teil. Eine von ihnen ist Alex von Sea-Watch.

Auf dem Camp „Rheinmetall entwaffnen“ haben wir Alex getroffen. Sie hat seit Januar 2017 für den Verein Sea-Watch als Schlosserin gearbeitet und die Schiffe der Organisation in Malta in der Werft betreut. Sea-Watch rettet im Mittelmeer in Seenot geratene Geflüchtete. Neben den eigenen Rettungsmissionen mittels des vereinseigenen Rettungsschiffes finanziert und unterstützt Sea-Watch eine Piloteninitiative, die mit zwei privaten Flugzeugen auf dem Mittelmeer nach in Seenot geratenen Boote sucht.

Alex ist neben der Arbeit auf der Werft auch bei zwei Einsätzen im Januar und April mitgefahren. Allein bei dem Einsatz im Januar wurden innerhalb von drei Wochen 880 Menschen aus Seenot gerettet und nach Italien in Sicherheit verbracht.

Über ihren Einsatz im Mittelmeer berichtet Alex: „Die Geflüchteten kamen zum großen Teil aus Äthiopien und Eritrea. Es war sehr schwierig, so viele Menschen zu versorgen. Die Arbeitsbelastung auf den Schiffen war sehr groß, gleichzeitig war ich auch glücklich, den Menschen helfen zu können. Es hat mich sehr beeindruckt, wie viel Solidarität die Menschen untereinander gezeigt haben. Zum Beispiel wurden Kinder von allen Mitreisenden versorgt, wenn Frauen und Kinder sich vor ihren Partnern auf den Weg gemacht hatten. Wenn man Menschen vor dem sicheren Ertrinken rettet, berührt es einen sehr. Gleichzeitig weißt du aber auch, dass die Menschen nicht das Leben in Europa finden werden, das sie sich erhoffen, wenn du sie dann in Italien absetzt."

Menschen ertrinken und niemand erfährt davon

Seit Ende Juni dürfen Schiffe verschiedener Rettungs-Organisationen nicht auslaufen. Auch die Flugzeuge, die das Mittelmeer vor der libyschen Küste absuchen, werden daran gehindert. „Das bedeutet, dass Menschen im Meer ertrinken und niemand bekommt es mit“, sagt Alex. „Es macht mich sehr wütend, dass Europa ganz offensichtlich den Weg des Faschismus wählt. Europäische Werte werden einfach aufgegeben. Es macht mich traurig und beschämt mich. Natürlich wäre es schöner, wenn Menschen nicht fliehen müssten, aber die Flucht ist eine Realität, die auch durch den Waffenhandel und die ungerechte Weltwirtschaft mitverursacht wird. Menschen in Seenot nicht zu retten, ist als ob man an einem Verkehrsunfall einfach vorbeifährt. Es ist grobes Unrecht und unerträglich.“