Erst Kopf blutig geschlagen, dann verhaftet

In Adana soll einem kurdischen Aktivisten bei einer polizeilichen Razzia der Kopf mit einem Gewehrkolben blutig geschlagen worden sein. Inzwischen wurde er unter den üblichen Terrorvorwürfen verhaftet.

In der südtürkischen Provinz Adana sind am Freitag zwei kurdische Aktivisten verhaftet worden. Die Staatsanwaltschaft beschuldigt Eyüp Şendur und Aydın Çekin der „Mitgliedschaft in einer Terrororganisation“ und Aktivitäten für selbige. Beide Männer waren am Donnerstag bei einer breit angelegten Welle von Razzien im Wohnviertel Şakirpaşa im Kreis Seyhan festgenommen worden und befanden sich seitdem im Rahmen eines gemeinsam mit der Gendarmerie geführten Ermittlungsverfahrens wegen „Terrorismusfinanzierung“ in Polizeihaft. Inzwischen sind sie in ein örtliches Gefängnis überstellt worden.

Im Fall von Eyüp Şendur soll die Durchsuchung seiner elterlichen Wohnung und die anschließende Festnahme von massiver Gewalt geprägt gewesen sein. Mit einem Rammbock hätten die Polizisten mehrere Eingangstüren ohne Vorwarnung aufgebrochen und über mehrere Stunden die Räumlichkeiten durchsucht, sagt ein Familienmitglied, das anonym bleiben möchte. „Während der Prozedur mussten wir alle auf dem Boden liegen und durften nicht sprechen, selbst unsere Eltern. Weil Eyüp sich darüber beschwerte, dass die Beamten mit ihrem schweren Schuhwerk teilweise auf uns herumtrampelten, wurde ihm mit einem Gewehrkolben auf den Kopf geschlagen.“

Obwohl die Platzwunde stark geblutet habe, sei Eyüp Şendur nicht erlaubt worden, seine Kleidung zu wechseln. Stattdessen seien er und Aydın Çekin, der im gleichen Viertel wohnt, ins Polizeipräsidium geschleppt worden. Bei der ärztlichen Untersuchung nach der Festnahme sind die Verletzungen in einem Attest dokumentiert worden. Şendurs Rechtsbeistand hat angekündigt, die beteiligten Einsatzkräfte zu verklagen. Mit einem Termin für die Anklageerhebung im Zusammenhang mit den Terrorvorwürfen gegen den Aktivisten wird frühestens im Sommer gerechnet.