Der kurdische Aktivist Kenan Ayaz ist vor einer Woche am Flughafen von Larnaka auf Zypern festgenommen worden, als er zu einem Familienbesuch nach Schweden reisen wollte. Die Festnahme erfolgte aufgrund eines Haftbefehls und Auslieferungsantrags aus Deutschland. Am Dienstag fand eine richterliche Anhörung in Larnaka statt. Das Gericht vertagte die Entscheidung über die Auslieferung aufgrund von unzureichenden Dokumenten bis Freitag. Solange bleibt Ayaz in Haft.
Vor dem Gerichtsgebäude verteilten Internationalist:innen Flugblätter und forderten die sofortige Freilassung von Ayaz. „Wir stehen an der Seite des kurdischen Aktivisten Kenan Ayaz“ lautete die Überschrift des Flugblatts, in dem auf die politische Verflechtung zwischen Deutschland und der Türkei hingewiesen wurde. „Mit Kenan Ayaz werden ein Volk und ein Befreiungskampf verfolgt. Ayaz kämpft für ein friedliches Zusammenleben aller Völker. Seine Verhaftung durch den zypriotischen Staat zeigt, dass Zypern sich zum Partner des von der NATO gemeinsam mit der Türkei geführten Krieges gegen das kurdische Volk macht. Sollte dem Auslieferungsantrag aus Deutschland stattgegeben werden, würde das bedeuten, dass die Justiz auf Zypern ihre Unabhängigkeit verloren hat“, so die internationalistischen Aktivist:innen.
Auch bei einem Fußballspiel in Nikosia wurde gegen die Festnahme protestiert. Die Fangruppe GATE 9 forderte mit einem Transparent „Freiheit für den kurdischen Aktivisten Kenan Ayaz“ und erklärte sich solidarisch mit allen für Freiheit kämpfenden Völkern: „Wir stehen an der Seite derjenigen, die ihr Leben der Revolution widmen. Vor einem Revolutionär wie Kenan Ayaz, der sein gesamtes Leben dem Kampf für eine freie Welt gewidmet und sich von keiner Repression einschüchtern lässt, haben wir unendlich großen Respekt.“
Kenan Ayaz ist langjähriger Aktivist der kurdischen Bewegung und war in der Türkei aufgrund seiner politischen Identität für zwölf Jahre im Gefängnis. Deutschland verfolgt zunehmend auch Kurd:innen im Ausland, in diesem Jahr sind bereits Kurden aus Frankreich und Italien in die Bundesrepublik überstellt worden. Zypern hat 2019 die Auslieferung eines kurdischen Aktivisten nach Deutschland abgelehnt.