Ein kämpferisches Leben: Yadê Samiya Doğan ist tot

Yadê Samiya Doğan hat bis zuletzt an allen Aktivitäten der kurdischen Bewegung in Europa teilgenommen. Sie ist im Alter von 82 Jahren in Düren verstorben.

Yadê Samiya Doğan ist tot. Sie ist im Alter von 82 Jahren am 2. Oktober in Düren an Organversagen gestorben. Ihr Leichnam wurde nach Kurdistan überführt und vor einer Woche beerdigt. Am Samstag werden in Kerpen Kondolenzbesuche empfangen, am Sonntag findet eine Gedenkveranstaltung in Düren statt.

Das gesamte Leben von Yadê Samiya Doğan war vom kurdischen Befreiungskampf geprägt, sie war bekannt als kämpferische Persönlichkeit, die sich gegen Kolonialismus und Ungerechtigkeit wehrte. Ihre Töchter Gülçin Doğan und Rahime Doğan sind im Kampf gefallen.

Bereits vor ihrer Geburt nahm ihre in Bakur (Nordkurdistan) lebende Familie Anfang des 20. Jahrhunderts am Haco-Aufstand teil. Ihr Vater, ein Militärkommandant, wurde gesucht und ging nach Rojava. Die Familie ließ sich in Tenûrê bei Qamişlo nieder und hielt sich in den kommenden Jahren abwechselnd in Bakur und Rojava auf. Die Geburt von Yadê wurde 1940 in der Türkei registriert. Ein Teil der Familie zog 1950 in das Dorf Hermês in Êlih-Kercews (tr. Batman-Gercüş).

Als Yadê 14 Jahre alt war, wurde erneut nach ihrem Vater gefahndet und die Familie flüchtete in die Berge. Yadê wurde bei einer Schießerei am Fuß verletzt und ging zur Behandlung nach Rojava. Nach einigen Jahren kehrte sie nach Bakur zurück und wurde mit Xelîlê Sidqî verheiratet. Das Paar zog nach Midyad und Yadê brachte sieben Kinder zur Welt, fünf Mädchen und zwei Jungen. Ihr jüngster Sohn Abdurrahim starb mit acht Jahren. In ihrer Ehe war Yadê Gewalt ausgesetzt, und sie wehrte sich dagegen. 1984 ließ sie sich scheiden. Ihre Kinder blieben bei ihr und die gesamte Familie musste für den Lebensunterhalt als Saisonkräfte in der Landwirtschaft in der Türkei arbeiten.

Die PKK lernte Yadê über einen Neffen ihres Mannes kennen, Koçer (Ismail Doğan), der später als Guerillakämpfer ums Leben kam. Die Familienwohnung in Midyad wurde damals zu einem kleinen „Hauptquartier“ der Bewegung, es kamen ständig Guerillakämpfer:innen und Sympathisant:innen zu Besuch. Parallel dazu wurden Repression, Verhaftungen und Folter zum Alltagszustand. Die erste von Yadês Töchtern, die sich der Bewegung anschlossen, war Gülçin Doğan (Mizgîn Hêvî). Sie fiel 1993 in Idil. Der Druck auf Yadê und ihre Familie wurde größer, ihnen wurde eine Frist von einer Woche gegeben, um Midyad zu verlassen. Im September 1993 ging Yadê mit ihren Kinder nach Istanbul, um über Bukarest schließlich nach Deutschland zu kommen, wo sie politisches Asyl beantragte. 1995 ging eine weitere Tochter, Rahime Doğan (Agirî Jînê), in die kurdischen Berge. Sie kam 1998 am Berg Cûdî ums Leben. Zahlreiche weitere Verwandte sind ebenfalls im Kampf gefallen.

Yadê Samiya Doğan hat bis zu ihrer schweren Erkrankung an allen Aktivitäten der kurdischen Bewegung teilgenommen. Als Abdullah Öcalan nach seiner Ausreise aus Syrien nach Rom kam, gehörte sie zu der ersten Gruppe, die in der italienischen Hauptstadt eintraf. Auch in den folgenden Jahrzehnten war sie bei allen Demonstrationen und Veranstaltungen zu sehen. Mit ihrem Kampfgeist und ihrem ununterbrochenen Einsatz inspirierte sie zahlreiche Menschen in ihrem Umfeld. Sie gab den Menschen Hoffnung und bleibt eine unvergessliche Symbolfigur der kurdischen Bewegung in Europa.