KOMAW, die Organisation der Familien Gefallener und Vermisster in Europa, ruft für Samstag, den 28. September, zu einer Demonstration gegen die Politik der Repression und Massaker des türkischen Staates in Düsseldorf auf. In dem Aufruf wird daran erinnert, dass eines der ältesten Völker des Mittleren Ostens vor den Augen der Weltöffentlichkeit mit kultureller und physischer Vernichtung konfrontiert ist. Die Fortdauer des bereits seit einem knappen Jahrhundert andauernden Genozids sei beschämend für die Menschheit des 21. Jahrhunderts, dem Jahrhundert der Demokratie und der Freiheiten.
„Laut Untersuchungen durch internationale Einrichtungen wurden mindestens 5.000 Dörfer niedergebrannt und damit ausgelöscht, mehr als 20.000 kurdische Multiplikatoren, Intellektuelle, Journalist*innen und schlicht den türkischen Staat kritisierende Menschen wurden umgebracht, zig Städte vom Boden aus und aus der Luft bombardiert und in Schutt und Asche versetzt. Allein 2015 wurden mindestens fünf Kreisstädte in Kurdistan abgebrannt, dabei wurden auch Menschen – egal ob Frauen, Jugendliche, Alte oder Kinder – die in Kellern Schutz gesucht hatten, bei lebendigem Leib verbrannt“, so die Erklärung von KOMAW.
Im Aufruf wird zudem betont, dass der türkische Staatspräsident Tayyip Erdoğan sich Kriegsverbrechen schuldig gemacht hat: „Seit Erdoğan Ministerpräsident geworden ist, hat er 241 Minderjährige ermorden lassen und sich an der Verletzung von 450 weiteren Kindern schuldig gemacht. Wir sind die Familien der ermordeten Frauen, Jugendlichen und Kinder. Uns ist großes Leid zugefügt worden. Unsere Kinder sind brutal umgebracht worden, dazu sind unsere Dörfer und Häuser abgebrannt, unsere Städte zu Ruinen gemacht worden, aus unserem Land wurden wir vertrieben. Einige von uns in die Türkei, einige nach Europa, andere wiederum in Länder des Mittleren Ostens.
Der türkische Staat hat 2018 Efrîn besetzt. Durch monatelange Angriffe aus der Luft und vom Boden wurde ein Trümmerhaufen aus der Stadt gemacht, Zivilist*innen, ob Frau ob Kind, wurden ermordet. Davor hat der IS, ausgerüstet durch die Türkei, Kobanê angegriffen. Derselbe IS hat in Şengal ezidische Frauen entführt, auf Märkten verkauft und wieder und wieder vergewaltigt und vergewaltigen lassen. Gegen diese nicht nur die Kurden, sondern die ganze Menschheit verachtende Organisation haben die Kurdinnen und Kurden sich verteidigt und sie geschlagen. Es ist die Türkei, die diese Organisation ernährt, mit Waffen ausstattet und die ganze Menschheit angreifen lässt.
Beenden wir diese Verbrechen an der Menschheit
Wir wenden uns an alle Menschen: Um den Völkermord an den Kurden voranzutreiben, rüstet sich die Türkei weiter auf und treibt die Kriegsrhetorik voran. Erdoğan will die in Nordsyrien lebenden Kurden angreifen. Wie im vergangenen Jahr Efrîn will die Türkei weitere Städte einnehmen und öffnet damit dem IS weitere Gebiete. Alle, die ein Gewissen haben – egal welcher Ethnie, Sprache, Religion – alle sollten den Verbrechen an der Menschheit Einhalt gebieten!
Die Stadtverwaltungen, in denen Kurden die Wahlen gewonnen haben, werden beschlagnahmt, die Bürgermeister werden abgesetzt und die Stadtverwaltungen der Treuhand unterstellt. Auch dem müssen wir Einhalt gebieten, ebenso wie dem Besatzungskrieg und dem Völkermord in Syrien. Alle zusammen können wir den Faschismus, den Krieg, das Sterben von Frauen und Kindern stoppen. Rufen wir gemeinsam „Hoch die internationale Solidarität“, Es lebe die Freiheit“ und „Es lebe die Demokratie“. Erheben wir unsere Stimmen für Frieden, Freiheit und Geschwisterlichkeit!
Für Samstag haben wir, Familien von Gefallenen, Kriegsversehrte und andere Menschen aus unserer Gesellschaft, eine Demonstration in Düsseldorf organisiert. Unser gemeinsames Ziel ist es, die Türkei und die Öffentlichkeit mit ihrer repressiven und schmutzigen Politik zu konfrontieren. Unsere Erwartungen richten sich vor allem an zivilgesellschaftliche Organisationen und demokratische Kreise. Anstelle von politischen Botschaften werden wir unsere menschlichen Forderungen nach Demokratie und einem Rechtssystem zum Ausdruck bringen.“