DEM nominiert Cengiz Çandar für Amt des Parlamentspräsidenten
Die DEM-Partei geht mit einem eigenen Kandidaten in die Wahl zum Vorsitz des türkischen Parlaments am 3. Juni. Nominiert wurde der renommierte Journalist und Abgeordnete Cengiz Çandar.
Die DEM-Partei geht mit einem eigenen Kandidaten in die Wahl zum Vorsitz des türkischen Parlaments am 3. Juni. Nominiert wurde der renommierte Journalist und Abgeordnete Cengiz Çandar.
Die Partei der Völker für Gleichheit und Demokratie (DEM) hat den Abgeordneten und Publizisten Cengiz Çandar als Kandidaten für das Amt des Parlamentspräsidenten nominiert. Die Wahl soll kommende Woche in der türkischen Nationalversammlung in Ankara stattfinden.
Die Kandidatur Çandars wurde am Freitagnachmittag offiziell bei der Parlamentsverwaltung eingereicht. Die Wahl zum Parlamentspräsidium hat am Mittwoch mit der Einreichungsfrist für Kandidaturen begonnen. Nächsten Dienstag (3. Juni) folgt die Abstimmung im Plenum, die in mehreren geheimen Wahlgängen durchgeführt wird. In den ersten beiden Runden ist eine Zweidrittelmehrheit (400 Stimmen) erforderlich, in der dritten Runde reicht die einfache Mehrheit. Sollte auch dann keine Entscheidung fallen, treten im vierten Wahlgang die beiden bestplatzierten Kandidaten gegeneinander an.
Ein Leben zwischen Journalismus, Politik und Friedensbemühungen
Cengiz Çandar, Jahrgang 1948, ist seit langem eine bekannte Stimme in der türkischen Öffentlichkeit. Nach seinem Studium der internationalen Beziehungen an der Universität Ankara war er zunächst in der 68er-Bewegung aktiv. Nach dem Militärputsch 1971 floh er ins Exil und schloss sich zeitweise der palästinensischen Befreiungsbewegung an. Nach seiner Rückkehr in die Türkei wurde er Journalist und arbeitete für zahlreiche große Medien wie Cumhuriyet, Hürriyet und Radikal.
Zwischen 1991 und 1993 war Çandar außenpolitischer Berater von Präsident Turgut Özal. In dieser Funktion spielte er eine vermittelnde Rolle zwischen Ankara und kurdischen Parteien Südkurdistan, insbesondere mit dem Vorsitzenden der Patriotischen Union Kurdistans (YNK) und späteren irakischen Präsidenten Celal Talabanî.
Als Autor und Kommentator engagierte sich Çandar intensiv für eine politische Lösung der kurdischen Frage in der Türkei. Er war Mitgestalter der Debatte um einen Waffenstillstand 1993 und veröffentlichte mehrere wissenschaftlich und politisch beachtete Werke, darunter Turkey’s Mission Impossible: War and Peace with the Kurds (2020) sowie Turkey’s Neo-Ottomanist Moment (2021).
Abgeordneter für Amed
Bei der Parlamentswahl 2023 wurde Çandar aus dem Wahlkreis Amed (tr. Diyarbakır ins Parlament gewählt. Seither bemüht er sich, Kurdisch (Kurmancî) zu lernen. Seine Kandidatur wird von Beobachter:innen als symbolischer Schritt gewertet, um den Themen Demokratisierung, Minderheitenrechte und zivilgesellschaftlichen Dialog im Parlament größere Sichtbarkeit zu verleihen.