Celle: Protest gegen Angriffskrieg der Türkei

In Celle gingen erneut zahlreiche Menschen auf die Straße, um gegen den türkischen Angriffskrieg in Nord- und Ostsyrien zu protestieren und ihre Solidarität mit Rojava zum Ausdruck zu bringen.

Aus Protest gegen den Angriffskrieg durch das türkische Militär gegen die selbstverwalteten Gebiete in Nord- und Ostsyrien versammelten sich am Dienstag erneut Einwohner*innen der Stadt Celle an der Stechbahn.

Am zwanzigsten Tag der Militärinvasion endete die zwischen Russland und der Türkei vereinbarte 150-stündige Waffenruhe. Die Angriffe hielten in den letzten Tagen jedoch ungemindert an und konzentrierten sich vor allem auf Serêkaniyê (Ras al-Ain) und Ain Issa. Laut Angaben der humanitären Hilfsorganisation Kurdischer Roter Halbmond (Heyva Sor a Kurd) sind in dieser Zeit allein in der Region Cizîrê vier Zivilist*innen getötet und 79 verletzt worden. Der türkische Staat erweiterte seine Besatzungszone, zahlreiche Zivilist*innen wurden verschleppt oder ermordet. Außerdem beteiligen sich laut Berichten von vor Ort ausgebrochene IS-Kämpfer an den Angriffen gegen die Bevölkerung.

Bei der Stadt Dirbêsiyê wurde am Dienstag eine Menschenmenge von türkischen Soldaten beschossen, als eine russische Militärpatrouille in dem Gebiet ankam. Sechs Menschen wurden dabei verletzt. Die Heyva Sor - Mitarbeiterin Berivan Şexo aus Dirbesiyê berichtet, dass einige ihrer Kolleginnen und Kollegen gefangengenommen und ermordet wurden und Krankenwagen vom türkischen Militär nicht durchgelassen würden. Mihammed Osman, ebenfalls Mitarbeiter des Roten Halbmonds in Dirbesiyê, sagte aus, dass Krankenhäuser, Zentren und Krankenwagen von Heyva Sor direkt durch den NATO-Partner Türkei militärisch angegriffen würden. Er appellierte an die Vereinten Nationen und das Rote Kreuz sich für die Beendigung des Krieges einzusetzen.

In den letzten 24 Stunden konzentrierten sich die Angriffe insbesondere auf Til Temir – Zirgan, wo fortwährend mittels Kampfdrohnen bombardiert wurde. Viele Bewohner*innen der Region befinden sich gezwungenermaßen auf der Flucht.

Nach Angaben von Heyva Sor sind in Cizîrê seit dem 9. Oktober insgesamt 1032 Menschen verletzt worden. Davon sind 65 Minderjährige und 147 Frauen. 202 Zivilist*innen wurden getötet, davon sind acht Minderjährige und zwanzig Frauen.

Für die Protestierenden in Celle sind all dies Gründe, auf die Straße zu gehen. Sie zeigten sich empört über das fehlende Handeln der internationalen Staatengemeinschaft. Auch forderten sie die Menschen in der Celler Innenstadt auf, sich nicht gleichgültig zu verhalten, wenn mit deutschen Waffen, in Händen türkischer Soldaten zeitgleich im Süden der Türkei, im Norden des Iraks und Syriens (alle drei Gebiete zählen zur geographischen Region Kurdistan), Kinder, Frauen und Männer ermordet werden. Den vor Ort begangenen Massakern, Menschen- und Völkerrechtsverletzungen könne die deutsche Zivilgesellschaft nicht tatenlos zuschauen.