Café Rojava Hannover: Öcalan und die Geschlechterfrage

Im Café Rojava International in Hannover hat ein Seminar zu den Ideen Abdullah Öcalans zur Geschlechterfrage und Naturalisierung stattgefunden. Als Referentin war die Historikerin Muriel Gonzáles Athenas eingeladen.

Im Café Rojava International in Hannover diskutierten am vergangenen Freitag ca. 30 Menschen die Ideen Abdullah Öcalans zu Geschlechterfrage und Naturalisierung.

Als Referentin gab die Historikerin Muriel Gonzáles Athenas einen Einblick in ihren Dialog mit Öcalan, den sie unter anderem in dem 2019 im Unrast-Verlag erschienenen Buch „Das freie Leben aufbauen“ führt.

Gonzáles Athenas beschreibt ihren Dialog als solidarisch und als eine Form der Wertschätzung und Erweiterung der Ideen der Freiheitsbewegung Kurdistans. „Die Werke Öcalans sind gut verständlich, die Behandlung der Frauenfrage ist warm und holt mich ab“, leitete die Historikerin ihren Vortrag ein.

Doch Öcalans Aussagen zu Geschlecht und Frauengeschichte in seinem Werk „Jenseits von Staat, Macht und Gewalt“ gehen Gonzáles Athenas nicht weit genug – sie plädiert für eine umfassendere Betrachtung von Geschichte und Geschlechterverhältnissen. Hierbei sieht sie zum Beispiel die die in der kurdischen Frauenbewegung entstandene Jineoloji („Wissenschaft der Frau“) als ein Werkzeug, eine Klarheit über die historischen Verhältnisse von Arbeitsteilung und Geschlechterrollen zu erlangen – dies würde die Gefahr reduzieren sich der herrschenden Geschichtsschreibung trotz Positivismuskritik immer wieder zu unterwerfen.

Nach dem etwa einstündigen Vortrag gab es eine lebhafte Diskussion über die Interpretation von Öcalans Schriften sowie über die Begriffe „Natur“ und „Aufklärung“.

Am Ende formulierte die Referentin noch einmal die Notwendigkeit einer Selbstreflexion der eigenen Position in Gesellschaft, um Widerstand gegen das kapitalistische System auszuüben. „Und wenn ich weiß, dass die unterdrückenden Verhältnisse schon (zu) lange bestehen, dann kann ich sie trotzdem ändern und – aus jeder Position - ein freies Leben einfordern“, so Muriel Gonzáles Athenas.