Breite Protestaufrufe wegen Kobanê-Massaker
Frauenorganisationen und kurdische Dachverbände rufen für 18 Uhr zu breiten Protesten gegen den tödlichen Drohnenangriff des türkischen Staates auf drei Frauen in Kobanê auf.
Frauenorganisationen und kurdische Dachverbände rufen für 18 Uhr zu breiten Protesten gegen den tödlichen Drohnenangriff des türkischen Staates auf drei Frauen in Kobanê auf.
Die Proteste gegen das Massaker an drei Frauen im Dorf Helîncê bei Kobanê ziehen immer weitere Kreise. Nachdem am Dienstag drei Frauen, Zehra Berkel aus der Koordination der Frauenbewegung Kongreya Star für die Euphrat-Region, Hebûn Mele Xelîl vom Kongreya-Star-Vorstand in Kobanê und ihre Gastgeberin Amina Waysî durch einen gezielten türkischen Drohnenangriff getötet wurden, machen sich Wut und Empörung breit. Frauenorganisationen und kurdische Dachverbände rufen zu Protesten um 18 Uhr auf.
TJKE-E: Ausdruck der Angst des türkischen Staates vor Frauen
Die kurdische Frauenbewegung in Europa (TJK-E) erklärt, dass der gezielte Angriff in Kobanê ein Ausdruck der Angst des türkischen Staates vor Frauen ist: „Seit der IS in Kobanê eine Niederlage erlitten hat, hören die Angriffe des faschistischen türkischen Staates auf Rojava nicht auf. Er greift zu allen Methoden, um die Frauenrevolution von Rojava, die zur Inspiration für die ganze Welt wurde, auszuschalten. Frauen, die sich organisieren und kämpfen, werden gezielt ermordet.“
Weiter heißt es in dem Aufruf: „Als kurdische Frauen erleben wir zum dritten Mal ein Massaker wie das von Paris. In Paris wurden 2013 Sakine Cansız, Fidan Doğan und Leyla Şaylemez vom türkischen Geheimdienst ermordet, in Nordkurdistan im Jahr 2016 Sewê Demir, Fatma Uyar und Pakize Nayır vom türkischen Staat. In Rojava sind jetzt Zehra Berkel, Hebûn Mele Xelîl und Amina Waysî ins Visier des türkischen Regimes geraten. Das kurdische Volk soll über die Frauen vernichtet werden. Für diesen Angriff sind die internationalen Mächte verantwortlich, die den Luftraum geöffnet haben. Wer dazu schweigt, macht sich mitschuldig.“
KCDK-E: Die internationalen Kräfte sind mitverantwortlich
Der größte kurdischen Europadachverband KCDK-E erklärt: „Der türkische Staat setzt alles daran, jegliche Errungenschaft der Kurdinnen und Kurden zu vernichten. Der Diktator Erdoğan setzt seine Massaker an Kindern, Frauen und Alten fort. Dieser Staat, der die Leichen von Gefallenen verstümmeln und Friedhöfe verwüsten lässt, der die Natur Kurdistans ausplündert und zerstört, hat ein neues Massaker an Frauen in Kobanê verübt. Der faschistische türkische Staat greift die kurdischen Frauen an, als ob er Rache für seine IS-Verbrecher nehmen wolle. Er will offenbar das, was der IS nicht geschafft hat, selbst umsetzen. Die internationalen Kräfte, welche die Kurden für ihren Sieg über die IS beklatscht haben, sind mitverantwortlich. Ihr Schweigen bedeutet Komplizenschaft“.
TJA: Der Mörder ist bekannt – wir werden ihn nicht zur Ruhe kommen lassen!
Die in der Türkei und Nordkurdistan organisierte Frauenbewegung TJA erklärt: „Immer wieder werden drei Frauen ausgewählt und umgebracht. Sakine, Leyla, Rojbîn, Hevrîn, Sêvê, Fatme, Pakize, Gulistan, Melek, Zehra, Hebûn, Emine sind nur einige von ihnen. Das faschistische Regime hat sich auf die Ermordung kurdischer Frauen eingeschworen. Wir appellieren an die internationale Staatengemeinschaft! Die Mörder sind bekannt. Unser Kampf wird weitergehen, bis die Mörder Rechenschaft vor internationalen Gerichten ablegen müssen!“
DBP: Die kurdischen Frauen werden das Massaker mit Widerstand beantworten
Die HDP-Mitgliedspartei DBP gab ebenfalls eine Erklärung zu dem Massaker ab: „Diese Regierung ist ein eingeschworener Feind der kurdischen Frauen und versucht, die von Frauen geführte Revolution von Rojava zu ersticken. Das ist der Grund, warum die kurdischen Frauen angegriffen werden. Sie haben den IS, der die Welt in Angst und Schrecken versetzt hatte, auf dem Weg der Errichtung seiner faschistischen Diktatur gestoppt und eine Revolution im ganzen Mittleren Osten angestoßen. Die beste Antwort auf dieses Regime ist der revolutionäre Frauenwiderstand.“
Women Defend Rojava: Die Angriffe des türkischen Staates stoppen!
Die Kampagne „Women Defend Rojava“ erklärt: „Dies ist ein direkter Angriff gegen uns als Frauen! Dies ist ein weiterer Femizid, den der faschistische türkische Staat begeht! Gegen unsere Selbstorganisierung und unseren Kampf für die Befreiung der Frauen!
Seit Jahren organisieren sich die Frauen in Nord- und Ostsyrien und kämpfen gegen die patriarchale Mentalität sowie für eine Veränderung der Gesellschaft auf der Grundlage der Befreiung der Frauen. Von Anfang an spielte Kongra Star als Frauenbewegung in Rojava eine wichtige Rolle für die Frauenbefreiung und wurde aufgebaut, um die Frauen zu stärken und zu organisieren. Aber auch hier wird versucht, diese Schritte der Frauen zu zerstören. Das sahen wir deutlich an der Ermordung von Hevrin Khalaf, der Generalsekretärin der Syrischen Zukunftspartei, die im Oktober 2019 während der letzten türkischen Invasion getötet wurde. Auch sie war ein Beispiel für eine Frau, die sich mit ihrer Politik für Frauenrechte und ein pluralistisches Syrien einsetzte.
In Nord- und Ostsyrien gehen die Angriffe, der schmutzige Krieg und die Besatzung durch die Türkei und ihre dschihadistischen Söldner weiter. Wir sehen dies deutlich an den Angriffen heute Abend, an der Situation der Frauen in den vom türkischen Staat und seinen dschihadistischen Söldnern besetzten Gebieten, wie Afrin. Jeden Tag gibt es Berichte über Frauen, die in diesen Gebieten entführt oder ermordet werden.
Diese Angriffe kommen zu dem Krieg hinzu, den der türkische Staat und sein faschistisches Regime gegen das kurdische Volk und die Frauenrevolution erklärt haben. Zusätzlich zu den laufenden Angriffen und Bombardierungen in Bashur (Südkurdistan, Irak). Zusätzlich zu der Situation in Bakur (Nordkurdistan), wo der faschistische türkische Staat Aktivistinnen und Parlamentarierinnen verhaftet, die sich eindeutig für feministische Politik und Frauenrechte einsetzen, und dort seinen Staatsstreich fortsetzt, der den Angriff auf die Frauen in den Mittelpunkt stellt.
Darüber hinaus dürfen wir auch nicht vergessen, dass der heutige Angriff in Kobane zwei Tage vor dem Jahrestag des Massakers von Kobanê stattfand. Als Stadt wurde Kobanê zu einem Symbol für den Widerstand und die Niederlage des Faschismus des Islamischen Staates. Vor fünf Jahren, am 25. Juni 2015, drangen Dschihadisten in YPG-Uniformen in die Stadt ein und töteten 252 Menschen, darunter 35 Kinder und 64 Frauen. Der türkische Staat hat die gleiche brutale Mentalität wie der Islamische Staat.
Deshalb rufen wir alle Frauen in der Welt auf, sich gegen die vom türkischen Staat begangenen Kriegsverbrechen zu stellen, die Verantwortung Russlands, das den Luftraum über Kobanê kontrolliert, aller NATO-Mitgliedsstaaten und aller Organisationen wie der Vereinten Nationen anzuprangern, die die Augen vor den Menschenrechtsverletzungen in ganz Kurdistan verschließen.
Als Women Defend Rojava rufen wir alle Frauen auf, Rojava und Kurdistan gegen den Faschismus zu verteidigen und Aktionen, Demonstrationen oder Kundgebungen zu organisieren. Wir rufen sie auf, die Gräueltaten des türkischen Staates zu veröffentlichen und Druck auf die Verantwortlichen auszuüben. Wir rufen dazu auf, als Frauen das Leben gegen den Faschismus zu verteidigen. Lasst uns gemeinsam als Frauen weltweit unsere Selbstverteidigung organisieren. Wir müssen diese patriarchale Mentalität beenden!“