Biranîn – Erinnern an Jakob/Şiyar Gabar in Hamburg

„Er konnte und wollte nicht akzeptieren, wie die gesellschaftlichen Verhältnisse sind, wie Menschen unterdrückt werden und wie viel Ungerechtigkeit es gibt.” Mit diesen Worten wurde gestern an Jakob/Şiyar Gabar in Hamburg gedacht.

In Hamburg wurde an Jakob/Şiyar Gabar, der am 9. Juli 2018 im Rahmen einer türkischen Militäroperation im nordkurdischen Çarçella bei Gever (türk. Yüksekova) sein Leben ließ, gedacht. Freund*innen, seine Familie und Bekannte hatten sich gestern an einem der Wandbilder versammelt, die in den letzten Tagen entstanden sind, um am zweiten Todestag Jakobs zusammen zu sein. Eine Freundin erklärte: „Er hat sich tiefgehend mit vielen Theorien und Analysen auseinandergesetzt und ist mit verschiedenen Menschen immer wieder darüber in den Austausch gegangen. Er wollte etwas verändern, etwas bewegen, wusste oft nur nicht, wo anzufangen ist. Bis er für sich die Entscheidung getroffen hat, in die Berge Kurdistans zu gehen. Die Entscheidung, sich dem Kampf um Freiheit und Menschlichkeit auf diese Weise voll und ganz zu widmen.”

Jakob hatte sich 2013 im Alter von 19 Jahren auf seine Reise gemacht, die ihn von der Sprachschule in Qendîl bis zum Guerillakommandanten in Çarçella bringen sollte. In seiner Zeit als Guerillakämpfer lernte er schnell viele Menschen kennen, die ihn für seine Disziplin, seine ständig gute Laune und Zielstrebigkeit hoch schätzten. Aber auch in Hamburg ist Jakob eine Person, die nicht vergessen wird. Er war in Hamburg groß geworden, hatte hier jahrelang Fußball gespielt, war in vielen politischen Zusammenhängen aktiv und gibt den Menschen bis heute Kraft und ist eine Quelle der Inspiration, um auch hier die Kämpfe weiterzuführen.

Im Rahmen des Gedenkens wurde gemeinsam das neu veröffentlichte Videoportrait über Şiyar Gabar von dem Pressebüro der Frauenguerilla YJA-Star angeschaut und das folgende Lieblingsgedicht Jakobs vorgelesen:

Wer zu Hause bleibt, wenn der Kampf beginnt

Und läßt andere kämpfen für seine Sache

Der muß sich vorsehen: denn

Wer den Kampf nicht geteilt hat

Der wird teilen die Niederlage.

Nicht einmal den Kampf vermeidet

Wer den Kampf vermeiden will: denn

Es wird kämpfen für die Sache des Feinds

Wer für seine eigene Sache nicht gekämpft hat. - Bertolt Brecht