Bilderausstellung zum 7. Jahrestag der Rojava-Revolution

An der Universität Bielefeld ist eine Bilderausstellung zum siebten Jahrestag der Revolution in Rojava zu sehen: „Rojavas Erfolg strahlt heute in die gesamte Welt", erklären die Studierendenverbände YXK und JXK.

Die kurdische Hochschulgruppe JXK (Studierende Frauen aus Kurdistan) präsentiert in Kooperation mit dem Feministischen Referat eine dreitägige Ausstellung über die Rolle der Frau innerhalb der Rojava-Revolution in der Universität Bielefeld.

Die Ausstellung umfasst eine Erklärung zur geographischen und politischen Lage Rojavas, die Rolle der Frau, die YPJ, das ökologische Leben in Rojava, eine Bekanntmachung des Frauendorfes „Jinwar“ und zahlreiche Fotos von Befreiungen aus der IS-Gefangenschaft.

Bis zum Montagmorgen wird die Ausstellung in der Haupthalle der Universität stehen. Die JXK und das Fem*Ref laden zur Besichtigung ein.

Außerdem hängten die kurdischen Studierenden Transparente zum Jahrestag der Revolution in Rojava an die Galerie in der Universitätshalle angebracht wurden. Dazu veröffentlichten die Studierendenverbände JXK und YXK gemeinsam folgende Erklärung:

Sieben Jahre Rojava-Revolution

Am heutigen Tag jährt sich die Revolution in Rojava zum siebten Mal. Dieser Tag ist für uns  historisch sehr bedeutsam, weshalb wir uns besonders heute mit einem Appell an die Öffentlichkeit wenden:

Seit 2011 wird in Rojava (Nordsyrien) ein freiheitliches System angestrebt. „Rojava“ (Kurdisch für „Westen“) bezeichnet die westlichen Gebiete in Kurdistan, die in Syrien liegen. Um sich von der jahrzehntelangen Unterdrückung des Baath-Regimes zu befreien, schlugen die Kurd*innen vor sieben Jahren einen dritten Weg, den Aufbau des „Demokratischen Konfäderalismus“ ein.

Der Demokratische Konföderalismus ist ein politisches Modell, das die Gleichberechtigung von Ethnien, Geschlechtern und Religionen anstrebt. Die gesellschaftliche Organisierung im Demokratischen Konföderalismus ist die Selbstverwaltung, organisiert über Kommunen und Räte. Das Modell wurde von Abdullah Öcalan, als konzeptioneller Vorschlag für ein konföderales, friedliches Zusammenleben der zahlreichen Völker und Religionen im Mittleren Osten entwickelt. Öcalans Ideen des demokratischen Konföderalismus, dessen Grundpfeiler die Basisdemokratie, die Frauenbefreiung, Geschlechterbefreiung und ein ausgeprägtes ökologisches Bewusstsein sind, besitzen heute internationalen Charakter und verbreiteten sich weltweit.

Rojava hat sich über die Jahre hinweg zu einem internationalen Magneten entwickelt und wurde gleichzeitig mehrfach zur Zielscheibe von Luftangriffen und Besatzungsversuchen seitens der Türkei und des sogenannten Islamischen Staates.

Als der IS mit türkischer Hilfe am 13. September 2014 in Kobanê einfiel und dort einen genozidalen Angriff startete und die kurdische Bevölkerung einem systematischen Massaker unterzog, trat der Name Kobanê plötzlich ins Zentrum der Weltöffentlichkeit. Massaker, über 3000 Tote, unzählige Verletzte, Geflüchtete, Zerstörung, Vergewaltigungen, Vertreibung, Verschleppung, Misshandlung, Plünderung: Kobanê wurde vor den Augen der Öffentlichkeit zum Schauplatz von bestialischen Kriegsverbrechen.

Einzig und allein waren es die Verteidigungseinheiten Rojavas, die YPJ und YPG, die sich dem Islamischen Staat furchtlos entgegenstellten, der Bevölkerung Fluchtkorridore öffneten, die islamistischen Milizen bekämpften, tausende Menschen aus der Gefangenschaft befreiten, Dörfer von neu aufbauten und den IS anschließend nach verlustreichen Gefechten militärisch vollständig besiegten.

In den Reihen der YPJ und YPG sind heute nicht nur Kurd*innen, sondern Menschen zahlreicherer anderer Ethnien vertreten. Denn das internationale Interesse an Rojava wuchs rasant: Hunderte internationalistische Freiwillige traten den Reihen der YPJ und YPG in den vergangen Jahren bei und kämpfen bis heute mit großer Hingabe an vorderster Front in Rojava.

Als Verteidigungseinheiten sind die YPJ und YPG der entscheidende Faktor für die erfolgreiche Bekämpfung des Islamischen Staates und die Verteidigung gegen die Angriffe der Türkei.

Rojava - Die Revolution der Frau

Als Ergebnis jahrelanger und intensiver Kämpfe mit großen Verlusten, Bildungen und eines entschiedenen Paradigmenwechsels, ist eine der größten Errungenschaften der kurdischen Freiheitsbewegung die gleichberechtigte Teilnahme und Vertretung von Frauen innerhalb einer Gesellschaft. Dies ist eine Errungenschaft, für die Frauen eine Großzahl von Opfern brachten und auch heute noch bringen.

Frauen in Rojava sind heute in der Lage, dem dominanten kolonialistischen System zu widerstehen und ihre eigenen Alternativen aufzubauen. Sie vertreten ihren Willen in jeder Entscheidung und entwickeln eine demokratische Politik, die sich gegen alle patriarchalen Formen des Systems richtet.

Die Worte 'Jin, Jiyan, Azadî ' wurden zum ewigen Echo des Sieges von Kobanê und zum hallenden Albtraum des IS.

Frauen erkämpften sich die Revolution und wurden gleichzeitig zum weltweiten Symbol des Kampfes gegen Unterdrückung, Sexismus, das Patriarchat, Faschismus und die kapitalistische Weltordnung. Um dieser Errungenschaft ihr Überleben zu garantieren, spielt es innerhalb der Region eine besonders wichtige Rolle, die bisher stark konservativ lebende Bevölkerung in selbst gebauten Einrichtungen und auch privat zu bilden und ihr so eine zukunftsorientierte Perspektive zu schaffen.

Rojava - Eine internationalistische Revolution

Die Revolution in Rojava besteht nicht nur aus dem historisch bedeutsamen Kampf gegen den sogenannten „Islamischen Staat“ und gegen weitere faschistisch motivierte Angriffe wie auch der türkischen Armee.

Die Revolution besteht auch darin, das herrschende kapitalistische und konservative Gesamtsystem zu verändern, Alternativen in die Gesellschaft zu tragen, diese zu verfestigen und eine pluralistische Gesellschaft zu ermöglichen, in der alle ihren Platz haben. Daher überschreitet die Revolution Rojavas alle geographischen Grenzen und ist heute weltweit ein Zentrum des Widerstandes und das internationale Symbol für die Hoffnung auf eine friedliche und fortschrittliche Gesellschaft.

Die Ökologie

Die zerstörerische und egozentrische Mentalität des Menschen hat unseren Planeten heute an den Rand des Abgrundes geführt und die Menschheit in ein tiefes Chaos aus Krieg, Hunger und sozialen Krisen gestürzt. Die Entwicklung eines ökologischen Gesellschaftssystems ist daher ebenfalls ein entscheidender Grundpfeiler der Revolution in Rojava. Ziel ist dabei die Wiederherstellung des aus dem Gleichgewicht geratenen Verhältnisses zwischen Natur und Mensch.

Dafür wird in Rojava ein Gesellschaftsmodell betrieben, mit welchem ebenso die ökologische Ebene der Revolution ausgebaut wird und die Zurückgewinnung aller natürlichen Ressourcen zum Ziel gemacht wird. Mit der Kampagne “Make Rojava Green Again”versucht ein Zusammenschluss von Internationalist*innen, gemeinsam mit der Bevölkerung in Rojava, die drastischen ökologischen Probleme anzugehen. Mit der Pflanzung von zehntausenden Bäumen, ökologischen Bildungsprojekten und einem Recyclingprogramm wird der demokratische Aufbruch in Rojava und seine Verteidigung direkt unterstützt.

Mit dem Ziel, eine Welt zu schaffen, die ein gemeinschaftliches Leben aller Lebewesen ermöglicht, etablierte sich in Rojava eine Revolution mit globalem Hoffnungsschimmer, für dessen Verteidigung unzählige junge Menschen ihr wertvolles Leben ließen.

Rojavas Erfolg strahlt heute in die gesamte Welt:

Eine Region, die Jahrhunderte lang abgeschottet von Bildung lebte und von der Unterdrückung der Frau, sowie von blutigen Bürgerkriegen, Genoziden und Massakern geformt war, blüht nun auf als das Zentrum einer Revolution.

Über 12 Tausend Kämpfer*innen ließen während der Verteidigung von Rojava ihr Leben. Über 21 Tausend Menschen wurden verletzt, tausende in die Flucht getrieben und gesamte Regionen ausgebeutet, zwangsumgesiedelt, traumatisiert, verschleppt und missbraucht. Doch Rojava hielt und hält stand.

Trotz gegenwärtiger Bedrohung für Rojava wird dort eine Alternative gelebt, die ihre Beständigkeit dem Aufstieg der Frauen verdankt.

Die unzähligen Versuche der Türkei, des IS, der Al-Nusra, des Baath-Regimes, der BRD sowie weiterer NATO-Mitglieder, die Revolution in Rojava durch militärische, politische und wirtschaftliche Angriffe zu zerschlagen und somit die kurdische Selbstverwaltung zu schwächen, konnten das revolutionäre Bewusstsein der Menschen Rojavas nicht brechen.

Zum Jahrestag der Rojava-Revolution beglückwünschen wir daher die gesamte Menschheit, die Völker des Mittleren Ostens und die Widerstandleistenden Rojavas!

Die wichtigste Schlussfolgerung für die Zukunft ist, dass der Kampf in Rojava Teil des weltweit organisierten internationalen revolutionären Prozesses wird. Denn nur die internationale Revolution wird Freiheit von Ausbeutung, Faschismus und Unterdrückung, die Befreiung der Frau und die Einheit von Mensch und Natur nachhaltig gewährleisten können.

Der unvergleichbare Erfolg von Rojava ist eine Ermutigung und gleichzeitig eine Aufforderung, Teil eines Widerstandes zu werden, der von allen Teilen der Welt aus geleistet werden kann. Denn Rojava ist nicht nur Symbol für den Befreiungskampf gegen den sogenannten IS, Rojava ist ebenfalls das Symbol für Frauenbefreiung, Internationalismus und Hoffnung für eine bessere Welt.

Die Revolution in Rojava trägt heute die Früchte von tausenden gefallenen Jugendlichen, die im heldenhaften Widerstand ihr Leben gelassen haben. Lasst uns besonders deshalb an der Revolution der Menschen in Rojava teilhaben. Die Errungenschaften der Rojava-Revolution müssen daher gemeinsam – auch hier in Europa verteidigt werden!

Unser Dank gilt allen Heldinnen und Helden des unbezwingbaren und selbstlosen Kampfes! Rojava ist und bleibt ein Symbol des heldenhaften Widerstandes! Bijî Şoreşa Rojava - Lang lebe die Revolution in Rojava!“