In der schweizerischen Stadt Bern ist am Montag für die Freilassung von Yaser Örnek demonstriert worden. Mehrere dutzend Aktive aus kurdischen und internationalistischen Strukturen versammelten sich dafür vor der deutschen Botschaft im Bezirk Brunnadern. Sie rollten Transparente mit der Aufschrift „Freiheit für Yaser Örnek – Auslieferung an die Türkei stoppen!“ aus und trugen Schilder mit dem Konterfei des 27-Jährigen.
Yaser Örnek ist kurdischer Aktivist und Student, der in der Schweiz eine Aufenthaltsbewilligung hat. Am 2. Juli wurde er in Bayern auf Veranlassung der türkischen Regierung festgenommen. Zu dem Zeitpunkt war Örnek mit einem Freund auf der Durchreise, als sein Wagen nahe Raubling am Chiemsee auf der A8 von Zivilpolizisten gestoppt wurde. Auslöser für die Festnahme des Kurden aus Mêrdîn und der vorübergehenden Festsetzung seines Begleiters war ein Fahndungseintrag beim Europäischen Polizeiamt (Europol). Örnek ist in der Türkei aufgrund legaler politischer Aktivitäten für die HDP wegen „Mitgliedschaft in einer Terrororganisation“ rechtskräftig verurteilt worden, drei weitere Verfahren gegen ihn sind weiter anhängig. Bei einer Auslieferung an das Regime drohen ihm lange Jahre hinter Gittern.
„Das müssen wir verhindern!“, sagte Münir Ay als Ko-Sprecher des kurdischen Kulturzentrums in Bern bei dem Protest vor der Botschaft. Die Türkei habe wieder einmal Mechanismen wie einen Eintrag bei Europol missbraucht, um durch illegale Fahndungen „unliebsame Gegner“ der Führung in Ankara aus dem Weg räumen zu können. „Das darf nicht akzeptiert werden. Ausdrücklich kritisieren wir auch die Länder Europas, die sich dem Diktator Recep Tayyip Erdoğan und seiner faschistischen Politik beugen“. Die Regierung der Schweiz forderte Ay auf, sich umgehend für Yaser Örnek einzuschalten. „Wir werden jeden juristischen Weg nutzen, um unseren Freund nach Hause zu holen. Seine Inhaftierung in Deutschland ist rechtswidrig.“
Ein zuvor vom deutschen Konsulat gefordertes Gespräch zur Situation von Yaser Örnek wurde von den Botschaftsangehörigen abgelehnt. Zur Begründung wurde auf eine vermeintliche Abwesenheit autorisierter Personen verwiesen. Derweil soll der 27-jährige politische Geflüchtete am Dienstag in ein Gefängnis in München überstellt werden.