In knapp zwei Wochen steht das zehnjährige Jubiläum der Revolution von Rojava an. Es war eine Dekade, die geprägt war von Widerstand, Wandel und Aufbau. Anlässlich dieses bedeutenden Tages wird es überall auf der Welt, so auch in Deutschland, verschiedene Veranstaltungen geben. Die Konföderation der Gemeinschaften Kurdistans e.V. (KON-MED) als Dachverband kurdischer Vereine hat eine erste Übersicht zu den im Bundesgebiet geplanten Aktionen vorgelegt:
Als am 19. Juli 2012 die Autonome Selbstverwaltung ausgerufen wurde, war nicht abzusehen, was für einen langfristigen Einfluss das haben wird. Es wurde ein alternatives Selbstverwaltungsmodell der verschiedenen Gesellschaften, Kulturen und Glaubensrichtungen geschaffen, das sich Stück für Stück erweiterte. Insbesondere nach den harten Kämpfen gegen den sogenannten „Islamischen Staat“ (IS), die tausende von Opfern forderten, blühte Rojava auf. Wobei die Revolution zunächst in den Städten begann, in denen die kurdische Gesellschaft am präsentesten war, dehnte sich das Modell nun auf ganz Nord- und Ostsyriens aus, sodass von Rojava (Kurdisch für Westen bzw. Westkurdistan) eigentlich gar nicht mehr die Rede sein kann. Die autonome Selbstverwaltung Nord- und Ostsyriens ist heute trotz aller Embargos, Angriffen seitens des türkischen Staates und Schläferzellen des IS, eines der stabilsten Gebiete der Region. Es ist das einzige Gebiet, indem die Vielfalt der Gesellschaften so deutlich gezeigt und gelebt wird. Alle Bereiche des Lebens, von Selbstverteidigung über Gesundheit und Bildungswesen, bis hin zur sozialen Ökonomie und Ökologie sind neu organisiert wurden. Viele Erfolge konnten gefeiert werden, so wurden beispielsweise alle Städte nach dem Krieg neu aufgebaut, das Wirtschaftssystem funktioniert mittlerweile zu großen Teilen unabhängig von den benachbarten Nationalstaaten, die ersten Studierenden haben ihren Abschluss feiern können und viele weitere Punkte.
Nord- und Ostsyrien befindet sich im Moment jedoch erneut in großer Gefahr. Der türkische Staat hat angekündigt, eine neue Invasion zu starten und dabei Tel Rifat und Minbic als erste Ziele benannt. Aus der Erfahrung der letzten Jahre ist klar, dass dies keine leere Drohung ist, sondern ernst genommen werden muss. Die Vorbereitungen zu dieser neuen Invasion sind klar zu sehen; Truppen werden zusammengezogen, gesammelte Söldner der „Syrische Nationalarmee“ (SNA) [Ein Ableger der ehemaligen „Freien Syrischen Armee“] proben Manöver und täglich finden Bombardierungen durch unbemannte Drohnen, Kampfflugzeuge und Artilleriegeschosse statt. Es ist mittlerweile nur noch eine Frage der Zeit, wann die Angriffe beginnen werden.
Jedoch lassen wir uns dadurch nicht davon abhalten, das zehnjährige Jubiläum der Revolution zu feiern. Im Gegenteil: Wir werden gerade jetzt, im Moment der größten Gefahr, die Erfolge der Revolution hochhalten und weltweit bekannt machen. Unsere Feste sind Feste des Widerstands. In dem Rahmen hatten wir bereits im April dazu aufgerufen, in verschiedensten Städten Veranstaltungen anlässlich der Revolution zu organisieren. Hier möchten wir einen kleinen Überblick über die Veranstaltungen geben, zu denen öffentlich mobilisiert wird:
Bonn: VHS // 16. Juli // Filmvorführung, Vortrag, Essen und Musik
Berlin: S-Bahnhof Humboldthain // 19. Juli // 19:30 Uhr // Demonstration
Berlin: Oranienplatz // 17. Juli // 12-20 Uhr // Fest
Dresden: Waldbesetzung Heibo // 23. Juli // 13 Uhr // Fahrradanreise: 11 Uhr – Roter Platz im Alaunpark
Frankfurt: Gelände des FC Serkeftin 92 Frankfurt // 16. Juli // 15 Uhr
Frankfurt-Rödelheim: Hattsteiner Straße // 23. Juli // 15 Uhr // Straßenfest mit Infoständen, Speisen und Getränken, und Live-Musik
Hamburg: Rote Flora // 16. Juli // 15-19 Uhr // Fest
Kassel: 24. Juli // 11-22 Uhr // Festival
Osnabrück: Bahnhof // 22. Juli // 18 Uhr // Demo mit anschließendem Fest
Osnabrück: Uni // 23. Juli // 16 Uhr // Vortrag
Saarbrücken: Landwehrplatz // 19. Juli // 18:30 Uhr // Demo und Fest
Wir merken an, dass unter Umständen auch in anderen Städten Veranstaltungen geplant sind, die hier nicht aufgelistet wurden und dass es noch zu spontanen Änderungen kommen kann. Deshalb sind wir für jegliche Nachfragen unter [email protected] erreichbar.
Im Namen von Kon-Med rufen wir zu einer breiten Beteiligung an den geplanten Veranstaltungen auf und möchten darauf hinweisen, dass in den Städten, in denen es noch keine explizite Vorbereitung gibt, gerne Initiative ergriffen werden kann und soll, um spontane Feiern zu organisieren. Denn für uns steht fest, die Revolution ist keine rein kurdische Revolution, es ist die Revolution von uns allen und so sollte sie auch gefeiert werden.