Aktion gegen Kriegsmanöver in Bad Fallingbostel

In Bad Fallingbostel versammelte sich an diesem Sonntag eine Gruppe von Friedensaktivisten, um gegen geplante Übungen der US-Armee auf dem Truppenübungsplatz Bergen zu protestieren und der Opfer des Zweiten Weltkriegs zu gedenken.

Das aufgrund von Corona abgesagte NATO-Kriegsmanöver „Defender 2020“ wird nun unter anderem Namen und mit geringerer Anzahl an Streitkräften fortgesetzt. Im Rahmen von „Defender Europe 2020 plus” trainieren 6000 polnische und US-amerikanische Soldat*innen auf dem Übungsplatz Drawsko Pomorskie in Polen. In Deutschland ist unter anderem eine Übung von 600 GIs auf dem Truppenübungsplatz Bergen in Niedersachsen geplant.

Am Sonntag versammelte sich deshalb eine Gruppe von Antimilitarist*innen im niedersächsischen Bad Fallingbostel, um gegen diese Kriegsmanöver zu demonstrieren, die gesamte Militarisierung der Region zu thematisieren und den Opfern des Zweiten Weltkriegs zu gedenken. Neben den Initiator*innen der Aktion, darunter die „Friedensaktion Lüneburger Heide“, beteiligten sich unter anderem die VVN/BdA, Attac, die Initiative „Biosphärengebiet Hohe Heidemark“, das Bündnis „Rheinmetall entwaffnen“ und verschiedene Parteien und Gewerkschaften an dem Spaziergang.

Nach einer Kundgebung vor dem Rathaus ging es zur Kaserne Oerbke-Ost/Bad Fallingbostel, wo amerikanische Soldat*innen und Kriegsgerät auf ihren Einsatz warten. Danach verlief die Demonstrationsroute über ein Verwaltungsgebäude des Gemeindefreien Bezirks Osterheide zum sowjetischen Kriegsgefangenenfriedhof Oerbke.

In Reden, Gesangsbeiträgen und auf Plakaten und Transparenten sprachen sich die beteiligten Aktivist*innen gegen die herrschende Kriegslogik aus. Unter Bezugnahme auf die aktuelle Corona-Pandemie wurde gefordert, die Milliarden an Militärausgaben in Gesundheitswesen und Bildung zu investieren.

An den verschiedenen Stopps des Spaziergangs wurde unter anderem auf die Geschichte des größten europäischen Truppenübungsplatzes Bergen-Hohne hingewiesen. Zur Zeit des Faschismus gab es dort unzählige Arbeitslager, in denen Kriegsgefangene und Menschen, die nicht in das Weltbild der Nazis passten, ausgebeutet wurden – auch für die Kriegsindustrie. Ein gravierendes Beispiel stellen die mehr als 20 Arbeitslager in der Umgebung von Unterlüß dar, in denen Menschen zur Arbeit für den Waffenproduzenten Rheinmetall gezwungen wurden.

Das Kriegsgefangenenlager Stalog XI D (Oerbke), dessen Friedhof die Demonstrant*innen besuchten, wurde 1941 für über 30.000 sowjetische Kriegsgefangene eingerichtet, die dort unter elendsten Bedingungen lebten und starben. Allein bis zum Frühjahr 1942 ließen mindestens 12.000 von ihnen aufgrund von Hunger, Kälte und Krankheit ihr Leben. Insgesamt starben in den Kriegsgefangenenlagern in der Region über 50.000 Rotarmisten.

Die geschichtliche Verknüpfung zwischen damaligen und heutigen Militäraktivitäten zeigte für die Teilnehmer*innen des Spaziergangs die grausame Kontinuität dieser Region auf. In Reden wurde die Notwendigkeit hervorgehoben, dass Antimilitarismus auch immer antifaschistisch sein muss. Gerade durch die historischen Betrachtungen wurde für die Demonstrant*innen deutlich, wie wichtig unterschiedliche Widerstände gegen das herrschende System sind.