In Izmir nimmt die Zahl der Agentenanwerbeversuche durch türkische Sicherheitskräfte zu. Das berichtet der Vorsitzende der Zweigstelle des Menschenrechtsvereins IHD in Izmir, Ahmet Çiçek. So haben sich allein im letzten Monat zehn Personen beim IHD in Izmir gemeldet, die der türkische Staat als Agenten anzuwerben versucht hat. In den letzten zehn Monaten wurden 17 dieser Anwerbeversuche gemeldet. Çiçek glaubt, dass die tatsächliche Zahl deutlich höher ist, da viele sich nicht trauen, dies öffentlich zu machen. Der IHD-Vorsitzende von Izmir ruft alle Betroffenen dazu auf, sich beim IHD zu melden, wenn sie angesprochen wurden.

Die Anwerbeversuche ereignen sich vor allem, nachdem die Betroffenen festgenommen wurden. „Dann werden die Personen in ein Zimmer gebracht, wo sie von Leuten erwartet werden, die behaupten, den Staat zu vertreten. Diese sagen dann Sache wie ‚Arbeite für uns und du hast ein ruhiges Leben. Du erhältst von uns dann auch finanzielle Hilfen'. Das erzählen uns die Personen, die sich hier bei uns gemeldet haben", berichtet Çiçek.

Besonders kurdische Jugendliche seien im Visier des türkischen Staates. Oftmals werden diese auch nach ihrer Haftentlassung verfolgt und angesprochen. „Sie rufen die Jugendlichen unter verschiedenen Nummern an und sagen, dass sie mit ihnen einen Tee trinken wollen. Sie kennen auch die persönlichen Geschichten ihrer Gesprächspartner und sagen beispielsweise Sachen wie, ‚Wir wissen, dass du einen Pflegefall in der Familie hast. Wir können dir dabei behilflich sein‘. Auch wenn die Betroffenen deutlich machen, dass sie in Ruhe gelassen werden wollen, werden sie weiter belästigt. Das setzt den Menschen psychisch zu. Die Leute fühlen sich dauernd verfolgt. Wenn die Betroffenen sich bei uns melden, wenden wir uns als IHD direkt an die Sicherheitsbehörden", so Çiçek.