AANES-Vertreter besuchen Linksfraktion im Bundestag

Die AANES-Vertreter Abdulkarim Omar und Khaled Davrisch haben die Linksfraktion im Bundestag über die türkischen Angriffe auf die Autonomieregion Nord- und Ostsyrien informiert und zum Handeln aufgefordert.

Eine Delegation der Autonomen Administration von Nord- und Ostsyrien (AANES) hat am Dienstag die Bundestagsfraktion der Partei DIE LINKE in Berlin besucht und über die andauernden Angriffe der Türkei informiert. An dem Treffen mit den Linksabgeordneten nahmen Dr. Abdulkarim Omar als AANES-Vertreter in Europa und der Deutschlandvertreter Khaled Davrisch teil.

Omar berichtete, dass sich die türkischen Angriffe direkt gegen die Bevölkerung und die zivile Infrastruktur richten. Unter anderem seien Schulen, Krankenhäuser, Getreidesilos und die Öl- und Gasversorgung angegriffen worden. „Die Türkei will mit den Angriffen auf die Zivilbevölkerung Resultate erzielen und bei den bevorstehenden Wahlen davon profitieren“, erläuterte Omar. Die türkische Armee bereite eine Bodeninvasion vor und versuche, die Bevölkerung durch die anhaltende Bombardierung zu vertreiben. Sollte das gelingen, sei mit einer Fluchtbewegung nach Europa zu rechnen.

Wie Abdulkarim Omar weiter ausführte, wird der „Islamische Staat“ (IS) durch die Angriffe gestärkt. Diese Entwicklung bedeute eine Gefahr sowohl für die nordostsyrische Autonomieregion als auch für die internationale Gemeinschaft. Die AANES verfolge den Ansatz, alle Probleme über einen Dialog und Verhandlungen zu lösen. Bei einem solchen Dialog könnten Staaten und politische Parteien eine Rolle spielen.

Von den deutschen Abgeordneten forderte Omar, Verantwortung zu übernehmen. Es müsse Druck auf die Regierungen Europas ausgeübt werden, um die Angriffe der Türkei zu stoppen. Nur so könne der Kampf gegen islamistische Milizen wie den IS fortgesetzt werden. In diesem Zusammenhang müsse auch der Bundestag die völkerrechtswidrigen Angriffe der Türkei auf seine Tagesordnung setzen, so Abdulkarim Omar.

13 Zivilist:innen bei türkischen Angriffen getötet

Die Türkei hat in Nordsyrien 2016 Cerablus (Dscharablus), 2018 Efrîn (Afrin) und 2019 Serêkaniyê (Ras al-Ain) und Girê Spî (Tall Abyad) völkerrechtswidrig besetzt und eine aus Dschihadisten bestehende Söldnerarmee aufgebaut. Die nordostsyrische Autonomieregion wird seitdem täglich angegriffen. In der Nacht vom 19. auf den 20. November bombardierten türkische Kampfjets das gesamte Gebiet zwischen Efrîn im Westen und Dêrik im Osten. Die Angriffswelle wird seit zehn Tagen mit Drohnen und schweren Waffen fortgesetzt und richtet sich gegen die Bevölkerung und die zivile Infrastruktur. Bisher wurden 13 Zivilist:innen getötet, darunter ein Journalist, und 14 weitere verletzt, darunter drei Minderjährige und ein weiterer Journalist. 19 Kämpfer:innen und ein Mitglied der Sicherheitskräfte sind gefallen, zwei weitere wurden verwundet. Auch Dutzende Soldaten der syrischen Armee sind bei den Angriffen ums Leben gekommen. In Efrîn-Şera soll die türkische Armee eine Phosphorbombe eingesetzt haben. Im Dorf Koran bei Kobanê wurde ein Schule durch die Bombardierung zerstört. Auch ein Gesundheitszentrum und zwei Kliniken wurden bombardiert. Im Zuge der Angriffe mussten Hunderte Schulen geschlossen werden. Zudem hat die Türkei IS-Anhänger:innen durch einen gezielten Angriff auf die Sicherheitskräfte im Internierungslager Hol die Flucht ermöglicht.

Fotos: Linksfraktion